Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
Vom Netzwerk:
Blüte, eines auf Handarbeit, maschineller Produktion und Eisenbahnen beruhenden Wohlstands, in dessen Geschirr sich eine Nation von Arbeitern abrackerte; Ausdruck einer Ära der inneren Konsolidierung und der bereitwilligen Aufnahme von Einwanderern aus aller Welt. Sodann gibt es noch Relikte einer weiteren Schicht, eines vorangegangenen Jahrhunderts, das die folgenden erst möglich machte. Der orangefarbene Laster rattert an kleinen eisernen Plaketten und leicht zu übersehenden Monumenten vorüber, die an einen Aufstand erinnern, der zur Revolution wurde; an einen Krieg, der in Schlachten von Fort Lee bis Red Bank ausgefochten worden war und in dem Tausende von Jungen unter dem Gras ihre Ruhe fanden.
    Charlie Chehab, ein Mann mit vielen grundverschiedenen Eigenschaften, weiß erstaunlich viel über jenen alten Konflikt: «In New Jersey nahm die Revolution ihre Wende. Auf Long Island war’s katastrophal verlaufen; in New York City nicht viel besser. Rückzug, Rückzug. Seuchen, Deserteure. Kurz vor dem Winter sechsundsiebzig auf siebenundsiebzig sind die Briten von Fort Lee nach Newark vorgerückt, dann nach Brunswick, Princeton und Trenton, so mühelos, wie ein Messer Butter schneidet. Mit einer Armee in Fetzen ist Washington über den Delaware gewankt – ob du’s glaubst oder nicht, viele von ihnen waren barfuß. Barfuß, und der Winter stand bevor. Wir waren geliefert. In Philadelphia versuchte jeder, wegzukommen, außer den Tories – die warteten in aller Ruhe auf den Einmarsch ihrer Freunde, der Rotröcke. Oben in New England nahm eine britische Flotte kampflos Newport und Rhode Island ein. Es war aus.»
    «Ja, aber warum war’s dann doch nicht aus?», fragt Ahmed, verwundert darüber, dass Charlie diese patriotische Geschichte mit so glühender Anteilnahme erzählt.
    «Nun, aus mehreren Gründen», erwidert Charlie. «Ein paar gute Dinge sind eben doch passiert. Der Kontinentalkongress wachte auf und versuchte nicht länger, den Krieg zu lenken. ‹Okay›, haben die Delegierten aus den dreizehn Kolonien gesagt, ‹lassen wir’s George richten.›»
    «Kommt da die Redensart her?»
    «Gute Frage; ich glaub, nicht. Der andere führende amerikanische General, eine Witzfigur namens Charles Lee – Fort Lee ist nach ihm benannt, was für eine Ehre –, ließ sich in einer Taverne in Basking Ridge gefangen nehmen, und damit war Washington allein für den ganzen Laden verantwortlich. Zu dem Zeitpunkt konnte er froh sein, dass er überhaupt noch eine Armee hatte. Nach Long Island waren die Briten nämlich nicht so streng mit uns umgegangen. Sie ließen zu, dass sich die Kontinentalarmee über den Delaware zurückzog. Das stellte sich als Fehler heraus, denn, wie du in der Schule sicherlich gelernt hast – was zum Teufel bringen sie einem in der Schule eigentlich noch bei, Medizinmann? –, Washington und eine gerupfte Schar von halb erfrorenen Freiheitskämpfern überquerten am Weihnachtstag den Delaware, vertrieben die hessischen Truppen aus ihrer Garnison in Trenton und machten eine Menge Gefangene. Und als Cornwallis dann eine große Streitmacht aus New York abzog und meinte, jetzt hätte er die Amerikaner südlich von Trenton in der Falle, da schlich sich Washington durch die Wälder davon, zog um die Barrens und den Großen Bärensumpf herum und marschierte nordwärts, auf Princeton zu! Das alles mit zerlumpten Soldaten, die tagelang nicht geschlafen hatten! Die Menschen hielten damals einfach mehr aus. Sie fürchteten sich nicht zu sterben. Als Washington dann südlich von Princeton auf eine britische Einheit stieß und ein amerikanischer General namens Mercer gefangen genommen wurde, da nannten die Briten ihn einen verdammten Rebellen und verlangten, er solle um Schonung bitten. Aber Mercer sagte, er sei kein Rebell, und weigerte sich, um irgendwas zu bitten, und daraufhin erstachen sie ihn mit ihren Bajonetten. So nette Kerlchen, wie’s in Masterpiece Theatre dargestellt wird, waren die Briten nicht. Als es bei Princeton wirklich übel stand, da ritt Washington seinen Leuten auf einem weißen Pferd voran – sage und schreibe, auf einem weißen Pferd! –, mitten ins britische Feuer hinein, und führte die Wende herbei. Dann setzte er den zurückweichenden Rotröcken nach und brüllte: ‹Auf, auf, zur fröhlichen Fuchsjagd, meine Jungs!»»
    «Er muss ja ziemlich grausam gewesen sein», sagt Ahmed.
    Charlie schnaubt durch die Nase, bringt dieses wegwerfende amerikanische Umph hervor und sagt:

Weitere Kostenlose Bücher