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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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und verblichen, dass sie offensichtlich an ihren Masten vergessen worden sind. Eine Zeit lang waren die Hoffnungen der Welt hier konzentriert gewesen, doch jene Zeit war vorbei. Durch die hohe Windschutzscheibe von Excellency sieht Ahmed junge Leute seines Alters, Jungen wie Mädchen, in quatschenden Gruppen herumstehen, in einer Untätigkeit, die etwas Bedrohliches besitzt, die braunhäutigen Mädchen in knappen Shorts und eng anliegenden, kurzen Bustiers, die Jungen in Tanktops, grotesk die Oberschenkel umschlabbernden Shorts, Ohrringen und wollenen Kappen – Clowns, die sich über sich selbst lustig machen.
    Mit dem blendenden, grellen Licht, das auf die staubige Windschutzscheibe fällt, überkommt Ahmed auf einmal Panik angesichts der Bürde, ein Leben zu haben, das er wird ausfüllen müssen. Diese zum Untergang verurteilten Tiere, die sich dort, Paarung und Unfug witternd, zusammengerottet haben, genießen immerhin den Trost, sich in einer Herde von ihresgleichen zu befinden, und jedes von ihnen hat irgendeine Hoffnung oder einen Plan für die Zukunft – einen Job, ein Ziel, einen Ehrgeiz, und sei es auch nur der, in der Hierarchie der Drogendealer oder Zuhälter aufzusteigen. Wohingegen er, Ahmed, mit seinen, wie Mr. Levy ihm bescheinigt hat, stattlichen Fähigkeiten keinen Plan besitzt: Der Gott, der wie ein unsichtbarer Zwilling mit ihm verbunden ist, ist kein Gott des Unternehmungsgeists, sondern ein Gott der Unterwerfung. Obwohl Ahmed sich bemüht, fünfmal am Tag zu beten – auch wenn er es in der eckigen Höhle des Lkw-Laderaums zwischen Deckenstapeln und Verpackungsmaterial tun muss oder hinter einem Schnellimbiss an der Landstraße auf einem Kiesstück, wo er für reinigende fünf Minuten seine Matte ausbreiten kann –, hat der Barmherzige und Gnädige ihm keinen geraden Weg zu einer Berufung vor Augen geführt. Es ist, als wäre ihm, im köstlichen Schlummer seiner Hingabe an Allah, seine Zukunft amputiert worden. Als er in einer der langen Flauten des Meilenfressens Charlie seine Beunruhigung gesteht, scheint der sonst gesprächige und wohlinformierte Mann ausweichen zu wollen und in Verlegenheit zu sein.
    «Na ja, in kaum drei Jahren kriegst du den A-Schein und kannst alles fahren – Risikoladungen, Sattelschlepper –, auch außerhalb des Bundesstaats. Dann machst du richtig Kohle.»
    «Aber wozu? Um Konsumgüter zu konsumieren, wie du’s nennst? Um meinen Körper, der irgendwann hinfällig und unbrauchbar wird, zu ernähren und zu bekleiden?»
    «Das ist eine Art, es zu betrachten. ‹Das Leben stinkt, und am Ende stirbst du.› Aber wird da nicht eine Menge übersehen?»
    «Was denn? ‹Frau und Kinder›, wie es immer heißt?»
    «Na ja, stimmt schon, wenn du Frau und Kinder an Bord hast, packst du viele von diesen großen, existenziellen Was-ist-der-Sinn-des-Ganzen-Fragen auf den Rücksitz.»
    «Du hast eine Frau und Kinder, aber du redest kaum von ihnen, mir gegenüber jedenfalls.»
    «Was gibt’s da schon zu sagen? Ich liebe sie. Und wie steht’s denn bei dir mit der Liebe, Medizinmann? Fühlst du die denn nicht in dir? Wie gesagt, wir müssen dafür sorgen, dass du was vor die Latte kriegst.»
    «Das ist sicher freundlich von dir gemeint, aber ohne verheiratet zu sein, wäre es gegen meine Überzeugungen.»
    «Ach, jetzt mach’s mal halblang. Der Prophet selbst war kein Mönch. Ein Mann kann vier Frauen haben, hat er gesagt. Das Mädchen, das wir dir beschaffen würden, wäre ja auch keine gute Muslimin, sondern eine Nutte. Ihr würd’s nichts ausmachen, und dir sollte es das auch nicht tun. Eine schmutzige Ungläubige wäre sie in jedem Fall, ob du’s nun mit ihr treibst oder nicht.»
    «Nach Unreinem habe ich kein Verlangen.»
    «Also, wonach zum Teufel hast du denn Verlangen, Ahmed? Vergiss jetzt mal die Bumserei, tut mir leid, dass ich davon geredet hab. Aber einfach nur lebendig sein – wie wär’s denn damit? Die Luft in der Lunge spüren, die Wolken anschauen? Ist das etwa nicht besser, als tot zu sein?»
    Plötzlich sprenkelt Sommerregen – aus wolkenlosem, überwiegend zinngrauem, mit erstickten Sonnenstrahlen durchsetztem Himmel – auf die Windschutzscheibe; auf Ahmeds Knopfdruck hin nehmen die Scheibenwischer ihr schwerfälliges Geflappe auf. Der auf der Fahrerseite lässt einen Regenbogen von Nässe stehen; in seinem Gummiblatt ist eine Kerbe; Ahmed nimmt sich vor, das schadhafte Blatt auszutauschen. «Kommt drauf an», sagt er zu Charlie. «Nur die Ungläubigen

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