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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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fest.
     
    Es bleibt uns kaum Zeit zu trauern oder darüber nachzudenken, dass wir unsere Mutter in den letzten Monaten zwei Mal verloren haben. Die Tür wird nur wenig später aufgerissen. Ein Tesar kommt herein. Er gluckst etwas, als er bemerkt, dass wir ihn nicht verstehen, deutet er mit seinem Speer auf die Tür. Wir treten auf den langen Korridor hinaus. Kayla klammert sich an meine Hand. Luca läuft vor uns. Der Tesar führt uns in den Keller des Gebäudes. Mein Herz klopft heftig gegen meine Brust. Ich habe ein ungutes Gefühl dabei.
    Wir betreten einen Gang, dann öffnet der Wächter eine Stahltür, hinter der noch ein Gang wartet. An der rechten Wand stehen Holzkisten gestapelt. An einigen Stellen befinden sich Pfützen auf dem Boden. Irgendetwas ist hier undicht. Die dunklen Flecke an der Decke sagen mir, dass das Wasser aus der Etage über uns kommen muss. Mit meinen Händen reibe ich über meine brennenden verweinten Augen. Wo bringt er uns hin? Töten sie ihre Opfer im Keller? Es macht mir keine Angst, vielleicht sterben zu müssen. Dazu bin ich viel zu ausgebrannt. Es interessiert mich zu wenig, um mich zu fürchten. Ich stehe noch immer unter Schock, also laufe ich einfach hinter dem Tesar her, ohne etwas mitzubekommen. Kayla neben mir wirkt genauso teilnahmslos.
    Summendes, viel zu helles, Licht leuchtet den Gang aus. Links von uns befinden sich mehrere Rohre auf höhe unserer Köpfe. Ansonsten gibt es hier unten nichts als kahle Wände. Die Luft ist staubig und angenehm warm. Aber das bemerke ich nur nebenbei.
    Luca dreht sich zu uns um, seine Augen streifen erst mich, dann Kayla, dann blickt er an uns vorbei in den Korridor. Er kneift die Lippen zusammen, flüstert etwas, das ich nicht verstehe. Dann geht alles ganz schnell. Luca beugt sich nach seinem Stiefel, er reißt sein Messer aus seinem Versteck, stürzt auf den Tesar zu und rammt es ihm zwischen die Schulterblätter, noch bevor ich ihn zurückhalten kann.
    Der Tesar geht in die Knie, schaut uns erschrocken an. Er zeigt wirklich Gefühle. Lucas Hände umschließen noch immer den Griff des Messers, eine viertel Drehung, dann reißt er die Klinge aus dem Körper. Blut spritzt, der Tesar keucht, kippt nach vorne auf seine Hände. Ich sehe fassungslos zwischen dem Tesar und Luca hin und her. Ich begreife gar nicht, was hier passiert.
    Das Blut des Aliens ist dunkellila. Eine dicke, träge Flüssigkeit, die langsam aus der Wunde quillt und zu Boden tropft. Das reißt mich aus meiner Trance zurück ins Hier und Jetzt. Ich starre Luca schockiert an. Kayla vergräbt ihr Gesicht an meiner Taille. Ich drücke sie ganz fest an mich. Luca schaut mich an. In seinem Gesicht kann ich sehen, dass es ihm leid tut, dass Kayla das mit ansehen musste. Ich runzle wütend die Stirn, gleichzeitig bin ich bestürzt über das, was Luca getan hat. Er hat brutal ein Lebewesen niedergestochen, ohne Zögern hat er dem Tesar sein Messer in den Körper getrieben. Mein Magen krampft.
    Der Tesar röchelt. Noch immer hockt er vor uns auf Händen und Knien. Seine Finger versuchen, den Speer zu erreichen. Er wird uns umbringen. Und wenn er es nicht tut, dann der Nächste von ihnen, der hier herunterkommt und sieht, was wir getan haben. Luca tritt an den Wächter heran, kickt mit dem Fuß den Speer beiseite. Er umfasst den Kopf des Tesars und zieht ihm die Klinge seines Messers einfach über die Kehle. Ich würge. Der Tesar röchelt noch einmal leise und bleibt dann bewegungslos auf dem Boden liegen. Ich kämpfe gegen den Drang an, mich zu übergeben, als ich in die toten Augen des Aliens blicke. Mit Mühe schlucke ich den aufsteigenden Mageninhalt herunter.
    »Was hast du getan ?«, fahre ich Luca krächzend an, als ich mich wieder gefasst habe. »Wenn sie uns bisher nicht töten wollten, jetzt tun sie es bestimmt.« Die Wut auf Luca lässt mich alles andere vergessen. Er hat Kayla in noch größere Gefahr gebracht. Ich kann Mutter unmöglich enttäuschen. Ich muss meine Schwester beschützen. Das ist das Einzige, was ich für Mutter noch tun kann.
    »Willst du hier verschwinden oder nicht ?«, fragt Luca. Erschöpfung spricht aus seinen Gesichtszügen. Er atmet schnell und stoßweise, als wäre er gerade gerannt.
    Drei tiefe Atemzüge, dann beruhige ich mich langsam. Ich darf nur nicht den Körper ansehen, der da zusammengekrümmt auf dem Boden liegt, inmitten eines größer werdenden Flecken Blutes. Nur nicht daran denken, was Luca gerade getan hat. Ich presse Kayla weiter

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