Tesarenland (German Edition)
und nimmt meine Hand. Dieses Mal fühlt sich die Berührung nicht schön an. Sie macht mir Angst, aber ich zucke nicht zurück, was mich Kraft kostet. Das gilt auch für das Zittern, das ich unterdrücken muss, als Luca zu Kayla rüber sieht.
»Es geht um Kayla«, sagt er so leise, dass ich es kaum verstehe.
»Was hat meine Schwester mit deinem Befehl zu tun?«, frage ich alarmiert. »Und wer soll dir was befohlen haben? Du hattest mit niemandem Kontakt.« Außer Roland, fügt die Stimme in meinem Kopf hinzu.
»Mein Befehl lautet, auf keinen Fall Kontakt zu einer Station aufzunehmen .« Jetzt klingt Lucas Tonfall wieder selbstsicher.
Ich springe auf und werfe dabei fast den Tisch um. »Aber warum? Wir brauchen doch die Rebellen, damit sie Kayla helfen können«, schreie ich so laut vor Entrüstung, dass Kayla sich stöhnend von einer Seite auf die andere dreht.
Luca steht auch auf und kommt auf mich zu. Er legt seine Finger um meine Oberarme und hält mich fest. Sein Gesicht ist ganz nahe bei meinem. Er kneift die Augen zusammen und zieht die Brauen über der Nase zusammen. »Kein Kontakt zu Menschen, Roland hat sich klar ausgedrückt. Und ich befürchte, er hat recht mit seiner Vermutung.« Luca seufzt und sieht auf Kayla herab.
»Was ?«, sage ich und versuche mich, aus Lucas Umklammerung zu befreien. Die Tränen, die meine Wangen herunterlaufen, interessieren mich nicht. Soll er doch sehen, dass ich weine. »Warum? Was hat das zu bedeuten? Ich verstehe das nicht. Es ging doch die ganze Zeit darum, die Rebellen zu erreichen. Du hast es versprochen.« Ich fühle mich plötzlich ganz komisch. Warum sollen wir unsere Pläne ändern?
» Pandoras Plage«, sagt Luca und drängt mich zurück auf das freie Bett. Ich lasse mich fallen, weil meine Beine sowieso ganz weich geworden sind und jeden Augenblick nachgeben könnten.
»Was heißt das ?«
»Roland vermutet, dass deine Schwester einen gefährlichen Virus in sich trägt. Den Virus, der meine Familie getötet haben könnte.«
»Woher will er denn das wissen?«, sage ich verständnislos. Ich kann kein Wort von dem glauben, was über Lucas Lippen kommt. Wie kann er so etwas nur behaupten? Warum tut er das plötzlich?
Luca runzelt die Stirn und kaut auf seiner Unterlippe herum. Sein Blick weicht dem meinen aus und er sieht so aus, als wäre er sich nicht sicher, ob er es mir sagen kann.
»Was?«, dränge ich ihn und schniefe. Jetzt werde ich nicht locker lassen. Ich will wissen, was Roland Luca erzählt hat? Ich will wissen, warum Kayla keine Hilfe bekommen soll? Ich will wissen, warum Luca plötzlich Kaylas Leben riskieren will?
Luca lehnt sich mit der Schulter an das Regal und seufzt. Er sieht müde aus. Seine Augen sind rot und tiefe Falten haben sich in sein Gesicht gegraben. »Kayla hat ihn infiziert.«
Wieder springe ich auf. Dieses Mal trete ich nahe vor Luca, hebe den Zeigefinger und drücke die Spitze gegen Lucas feste Brust. »Das ist nicht wahr. Das war der Hundebiss, das weißt du. Wahrscheinlich hatte Roland Halluzinationen von dieser Hundekrankheit«, sage ich außer mir vor Wut. Ich kann nicht fassen, dass er das behauptet. Dass er überhaupt in Erwägung zieht, dass das stimmen könnte.
Luc a schluckt schwer, ich kann sehen, wie sein Adamsapfel sich bewegt. Er schnappt nach meinem Finger und hält ihn fest. »Er hatte Nasenbluten. Und er hat Blut gehustet. Findest du das nicht sehr merkwürdig?« Lucas Stimme klingt fest und ruhig. Er sieht mich an und ich kann in seinem Gesicht lesen, dass er es wirklich ernst meint. Er scheint nicht den geringsten Zweifel zu haben.
»Nein«, sage ich entschlossen. »Das ist nicht wahr. Wir haben uns auch nicht angesteckt. Wenn es so wäre, wie Roland gesagt hat, dann wären wir schon lange krank .« Luca hält noch immer meinen Finger. Ich entreiße ihn ihm und trete einen Schritt zurück. Er fährt sich durch die Haare und presst die Lippen aufeinander.
Ich lasse mich auf das Bett plumpsen und grinse ihn breit an. »Darauf hatte Roland wohl keine Antwort«, sage ich selbstsicher.
Kayla schreckt auf und beginnt zu husten, dann beugt sie sich über den Rand ihres Bettes hinaus und erbricht sich. Ich vergesse meinen kleinen Streit mit Luca sofort und stürze zu ihr. Mit einer Hand streichle ich ihr sanft über ihr struppiges Haar, mit der anderen taste ich nach ihrer Stirn. Sie ist noch immer heiß. Luca reicht mir einen Stofffetzen. Ich wische damit über Kaylas Lippen. Sie richtet sich auf und schaut
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