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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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Schienen. Wir müssen dort weiter.« Er springt hinunter, dreht sich um und reckt mir die Hände entgegen. »Ich nehme sie nur kurz, damit du hier runterspringen kannst.«
    Wir gehen nicht weit, da kommt eine Tür, die in einer Nische fast unsichtbar eingelassen ist. Luca muss sich anstrengen, sie zu öffnen. Sie gibt quietschend seinem Druck nach. Als wir durch sind, verschließt er sie sorgfältig wieder.
    »Nicht, dass die noch jemand findet .«
    Es folgt wieder ein Tunnel, diesmal kleiner und nicht so lang. Am Ende eine Tür und hinter dieser Tür ein kleiner Raum. Er sieht fast so aus wie der Unterschlupf, in dem wir unsere Chips losgeworden sind. Ein Funkgerät, ein Regal, zwei Betten, karge graue Wände.
    Ich lege Kayla auf eins der Betten und schäle sie aus ihrer dicken Jacke, während Luca im Regal nach diesem Wunderfeuer sucht. Ich frage mich, wie viel die Rebellen davon überall verteilt haben. Aber ich bin dankbar, dass es dieses Zeug gibt. In den letzten Tagen hat es uns gute Dienste geleistet. Es hat uns warmgehalten, uns Essen zubereitet und Tee gekocht.
    Mit der Hand prüfe ich Kaylas Temperatur. Ihre Stirn ist kochend heiß, obwohl wir gerade aus der Kälte kommen. Ihre Lippen sind weiß und gesprungen. Ich flöße ihr etwas von dem Medikament ein, von dem William gesagt hat, es würde das Fieber senken. Dann ziehe ich Kayla auch noch die Hosen aus, weil Mutter immer gesagt hat, wenn jemand hohes Fieber hat, musst du den Körper kühlen, damit die Temperatur sinkt. Kaylas Haut überzieht sich sofort mit lauter kleinen Pickelchen, ihre Haare stellen sich auf und sie fängt an zu zittern.
    »Ich hab dich lieb«, murmelt sie, hebt ihre Hand und legt sie an meine Wange. Ihr Arm sackt sofort wieder auf die Matratze zurück. »Du bist eine gute Mutter. Das wollte ich dir sagen .« Dann schließt sie die Augen und ist eingeschlafen.
    Träumt sie? Wenn sie glaubt, ich wäre Mutter, dann will ich sie in dem Glauben lassen. Es macht mich sogar ein wenig stolz, dass sie mich für Mutter hält. Vielleicht bin ich doch nicht so schlecht als Elternersatz? Ich streiche über ihre Gänsehaut. Am liebsten würde ich sie gleich wieder einhüllen, aber ich widerstehe diesem Drang, stattdessen decke ich sie nur mit einer dünnen Decke zu, die ich in dem Regal gefunden habe. Die Federn des Bettes quietschen, als ich mich neben Kayla auf die harte Matratze setze. Ich verschränke meine Finger mit ihren und sitze eine Weile still neben ihr, beobachte, wie sich ihre Brust unter jedem Atemzug hebt und senkt.
    Meine kleine Schwester, nie habe ich so viel Angst um sie gehabt, nicht einmal, als uns das Essen in Kolonie D ausgegangen ist und ich Mutters Schachtel habe eintauschen müssen. Nicht einmal, als mir klar wurde, dass die Tesare die kranken Kinder in dem Minenlager getötet haben. Immer war noch so etwas wie Hoffnung in mir gewesen. Aber jetzt sehe ich sie, ihr blasses Gesicht, die hochroten Wangen, und ich sehe Vater, der in den letzten Atemzügen liegt. Ich sehe den kleinen Samuel, dessen Licht in den Augen erlischt, und mir wird klar, Kayla wird das nicht überstehen. Ich kann aufhören, mir einzureden, Kayla hätte nur eine Erkältung. Kayla hat alles andere als das. Bei einer Erkältung spuckt man kein Blut und hat kein Nasenbluten.
    Sie hat gesagt, sie hat mich lieb, und ich wäre eine gute Mutter. Denkt sie, ich kümmere mich gut um sie. Denkt sie, sie von der Mine fortzubringen, war eine gute Entscheidung? Ist sie nicht böse, weil ich einen Fehler gemacht habe? Sie hat gesagt, sie hat mich lieb. Das ist alles was zählt.
    Kayla stöhnt leise, als ich mit der Hand über ihr Haar streichle. Sie zieht an meinen Fingern und ich merke, ich habe sie zu sehr gedrückt. Erschrocken lasse ich los. Tränen brennen in meinen Augen, weil ich sofort bereue, dass ich ihr noch mehr Leid zugefügt habe. »Entschuldige«, flüstere ich und hauche ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Tee?« Luca klopft mit der flachen Hand neben sich auf das andere Bett. Ich blicke zu Kayla. Ich will sie nicht alleine lassen, auch wenn es nur wenige Schritte bis hinüber zu ihrem Bett sind.
    »Die Ruhe wird ihr gut tun«, sagt Luca und hält mir die Tasse entgegen. Eigentlich habe ich keine Lust auf Tee, aber Luca hat recht. Ich sollte Kayla ausruhen lassen. Ich tauche den Lappen noch einmal in das kalte Wasser aus Lucas Trinkflasche und lege ihn zurück auf Kaylas Stirn. Sie erschauert, wacht aber nicht auf. Während sie schläft, wird ihr Körper

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