Tesarenland (German Edition)
soll nicht glauben, ich wäre eines von diesen ängstlichen, empfindlichen Mädchen. »Ich hab mich nur erschrocken, okay ?«, sage ich deswegen.
»Hast du .« Luca setzt sich auf den Rand des Bettes. »Liebling, du hast dich ganz schön breitgemacht, diese Nacht. Ich muss mir überlegen, ob du nächste Nacht wieder in meinem Bett schlafen darfst.«
»Du hast dich breitgemacht !«, entgegne ich entrüstet. Ich kann nicht sagen, ob das stimmt, dazu habe ich viel zu fest geschlafen. Ich behaupte es einfach mal so, weil ich nicht auf mir sitzen lassen will, was Luca da sagt. »Ich musste ständig aufpassen, dass du mich nicht aus dem Bett wirfst.«
»Du schnarchst«, sagt Luca jetzt und stellt sich nahe vor mich. Dieses Mal tippt er mir mit dem Finger gegen die Brust.
»Ist nicht wahr !«, fahre ich ihn an. »Heute Nacht nehme ich das Bett. Du schläfst da«, sage ich und zeige auf die schmutzigste Ecke im Raum.
»Ja«, sagt Luca. »Du solltest unsere Wohnung putzen .«
» Boah«, fluche ich und kneife die Augen zusammen. »Was denkst du dir eigentlich?«
»Ich denke, dass es hier schmutzig aussieht, und wir ein paar Tage hierbleiben werden. Wir sollten dafür sorgen, dass es etwas gemütlicher wird. Außerdem, wenn du nicht mehr bei mir im Bett schlafen möchtest, solltest du den Boden sauber machen .« Luca stülpt die Lippen und verschränkt die Arme vor der Brust.
»Ich werde nicht auf dem Boden schlafen«, sage ich entrüstet. Es schüttelt mich, bei der Vorstellung, wie Spinnen in mein Haar krabbeln. Hier unten gibt es überall Spinnweben.
»Keine Angst, ich werde dein Held sein und alle Spinnen töten. Ganz heldenhaft natürlich.« Er zwinkert mir zu, dreht sich zum Regal um und holt einen leeren Plastikkanister aus einem der Fächer. Er dreht sich um und grinst mich breit an. »Nur Spaß. Du darfst jederzeit in meinem Bett schlafen, Schatz«, sagt er und lacht laut. Er schüttelt den Kanister. »Kein Wasser mehr. Wir haben zu viel für Kayla verbraucht. Ich werde heute die anderen beiden Stationen hier in der Stadt aufsuchen und alle Vorräte von dort zu uns holen.«
»Und du musst die Rebellen kontaktieren«, füge ich ernst hinzu. Ich beuge mich über Kayla, sie hat geschwitzt. Feuchte Strähnen kleben in ihrer Stirn, sie sieht noch blasser aus als gestern, wenn das überhaupt möglich ist. Dünne rote Äderchen schimmern durch ihre Haut. Unter ihren Augen liegen dunkle Schatten. Vorsichtig streiche ich ihr die Haarsträhnen aus der Stirn. Sie blinzelt, öffnet die Augen und sieht mich an. Um ihre Mundwinkel herum zuckt es. Sie versucht, zu lächeln.
»Ihr habt euch schon wieder gestritten«, murmelt sie schwach.
Luca tritt an das Bett heran. Er nimmt Kaylas Hand und drückt sie. »Haben wir nicht. Ich hab deine Schwester nur aufgezogen. Natürlich darf sie im Bett schlafen. Wir werden beide im Bett schlafen. Diese Chance lasse ich mir doch nicht entgehen.«
» Wa… ?« Luca legt mir seine Finger auf den Mund und schüttelt den Kopf. »Hast du Durst, Kayla?« Wir haben noch Tee von gestern. Er ist schön kalt.«
Kayla bewegt langsam den Kopf auf und ab, sie nickt, stöhnt aber sofort auf und runzelt die Stirn. Sie hat Schmerzen. Ich gebe ihr etwas von dem Medikament gegen Fieber und Schmerzen in den Tee und flöße ihn ihr langsam ein.
Luca leert seinen und meinen Rucksack und deutet nach oben an die Decke. »Ich geh dann los. Ich beeile mich«, sagt er.
Ich springe auf und halte ihn am Arm zurück. »Du musst mit ihnen sprechen«, flehe ich und ziehe ihn in Richtung Funkgerät.
»Es funktioniert nicht«, sagt Luca und weicht meinem Blick aus. Er fährt sich durch die Haare. Ich weiß, dass er lügt. Und diese Erkenntnis schmerzt mich. Ich bin enttäuscht von ihm, und wütend. Er will Kayla einfach im Stich lassen.
»Das ist nicht wahr«, sage ich bestimmt und drücke meine Finger fester um seinen Oberarm. »Roland hat gesagt, die Rebellen sorgen immer dafür, dass die Stationen einsatzbereit sind für den Notfall.« Ich weiß, ich klinge trotzig, aber ich muss Luca überzeugen. »Sie hat nicht diese Krankheit. Wo soll sie sich damit angesteckt haben? Das ist alles nur ein Zufall.«
»Ich kann nicht«, sagt Luca, reißt sich von mir los und stürmt aus dem Versteck.
Eine Weile stehe ich da, sehe fassungslos auf die rostbraune Stahltür. Erst Kaylas keuchender Husten und das erstickte Würgen reißen mich aus meiner Starre. Wie kann er mich einfach stehen lassen? Ich kann nicht glauben,
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