Tesarenland (German Edition)
mich aus glasigen Augen an. Eine heiße Hand wandert an meine Wange, bleibt dort liegen.
»Nicht mit Luca streiten«, flüstert sie mit heiserer Stimme. Zweimal atme ich tief durch, dann setze ich mich zu ihr auf die Matratze und drücke sie an mich.
»Wer streitet denn? Wir diskutieren«, sage ich und zucke bei den Worten zusammen, weil es Mutters Worte waren, wenn sie und Vater sich gezankt haben.
Meine Schwester versucht sich an einem Lächeln. »Ich weiß, du magst ihn.«
Mein Herz macht einen Satz, woher weiß sie das? Ich werfe Luca einen flüchtigen Blick zu, aber ich kann nicht sagen, ob er verstanden hat, was Kayla gesagt hat. Er lehnt wieder an dem Regal und sieht besorgt und unglücklich aus. Kaylas Rücken vibriert an meiner Hand und sie keucht. Ich bin mir nicht sicher, ob sie gelacht oder gehustet hat, aber sie lehnt sich seufzend gegen mich, ihre Arme fallen schlapp zu ihren Seiten runter.
Luca nimmt den feuchten Lappen von der Matratze, den wir zum Kühlen benutzt haben. Ein dunkler Fleck hat sich darunter gebildet. Ich fluche innerlich, weil Kaylas Bett jetzt nass ist. Es ärgert mich, dass das passiert ist. Luca breitet seine Jacke über dem Fleck aus und sieht mich an.
»Leg sie wieder hin, sie soll sich noch etwas ausruhen. Und gib ihr von dem Tee, der ist inzwischen abgekühlt .« Er hält mir Kaylas Flasche hin und ich drücke die schmale Öffnung an ihre Lippen, während Luca ihren Kopf stützt. Kayla trinkt nur zwei Schlucke, dann fängt sie wieder an, zu husten.
Als sie eingeschlafen ist, schläft auch Luca, er hat sich auf dem anderen Bett ausgebreitet. Ich werfe dem Bett einen sehnsüchtigen Blick zu. Ich bin auch müde, sehr sogar. Meine Augen brennen, meine Muskeln schmerzen und ich will diesen Tag einfach nur hinter mir lassen. Da Luca schläft, erübrigt sich unser Streit für den Moment. Ich werde ihn auf morgen verlegen. Ich fühle mich jetzt auch nicht stark genug, um weiter mit Luca zu diskutieren.
Einen Moment überlege ich, mich neben Kayla zu legen, aber die körperliche Nähe, würde ihre Temperatur sicher nicht senken. Also gehe ich zum anderen Bett hinüber. Es sagt mir gar nicht zu, mich zu Luca legen zu müssen. Ich erwäge sogar, mich auf den Boden zu legen, aber der Schmutz jagt mir eine Gänsehaut über den Körper. Bestimmt gibt es hier Spinnen. Eigentlich bin ich auch viel zu müde, um mir noch länger Gedanken darüber zu machen, ob ich nun ein Bett mit Luca teilen soll oder nicht. Ich lege mich einfach zu ihm. Als er mich bemerkt, rückt er ein Stück zur Seite. Er murmelt etwas, das ich nicht verstehe und wendet sich mit dem Gesicht zur Wand.
Ich wende ihm den Rücken zu und sage: »Morgen kontaktieren wir die Rebellen .« Von Luca kommt keine Antwort. Was soll er auch noch sagen? Ich habe recht. Wir hätten auch krank sein müssen, wenn Roland richtig lag. Und wie kommt er überhaupt darauf, dass Kayla das Gleiche hat wie Lucas Familie? Nein, ganz sicher werde ich mir das nicht einreden lassen. Auch Luca wird einsehen müssen, dass ich mich nicht irre. Vielleicht hat Luca aber auch einfach nichts gehört, weil er längst wieder schläft. Aber es fühlt sich gut an, es ausgesprochen zu haben. Zufrieden schlafe ich ein.
17. Kapitel
Etwas krabbelt über meine Wange. Dünne Härchen, die sich über meine Haut bewegen. Eine Spinne, denke ich und bin von jetzt auf gleich wach. Panisch springe ich aus meinem Bett und hüpfe hysterisch herum. Jemand lacht. Ich drehe mich um, blicke hinunter auf das Bett, in dem ich geschlafen habe, direkt in das grinsende Gesicht von Luca.
»Guten Morgen, Liebling«, wispert er fröhlich und wackelt mit den schwarzen Augenbrauen. Zwischen seinen Fingern baumelt ein Faden. Keine Spinne, denke ich erleichtert, gleichzeitig werde ich wütend auf Luca, weil er mir so einen Schreck eingejagt hat, dass mein Herz bis in meine Kehle klopft.
»Bist du wahnsinnig ?«, fauche ich ihn an. Ich ekle mich vor Spinnen. Niemand weiß das, nur Kayla. Und Mutter, sie hat es auch gewusst. Spinnen und ihre dünnen haarigen Beine, ich kann sie nicht ertragen. Es ist nicht so, dass sie mir Angst machen, aber ich will sie nicht auf meinem Körper haben. Die meiste Zeit komme ich gut mit diesen Viechern klar, nur nicht, wenn sie auf mir herumkrabbeln wollen, dann sind wir keine Freunde mehr.
Ich ärgere mich über meinen Anfall von eben, der hat Luca etwas über mich verraten, was ich besser für mich hätte behalten wollen. Er
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