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Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Titel: Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wolf
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Freund hatte sie nicht gewonnen. Brandner hatte geglüht vor Hass. Aber immerhin hatten die heftigen Emotionen ihn dazu verleitet, ihren Behauptungen ohne großartige Gegenwehr Glauben zu schenken.
     
    Bis zur Eröffnung der Hauptverhandlung musste sie sich allerdings genauer überlegen, woher der Film stammte oder stammen könnte, um das Gericht zu überzeugen, zumal die Geschichte mit dem Stofffetzen völlig aus der Luft gegriffen war. Die nun folgenden gründlichen Untersuchungen in der Fabrikhalle würden aber hoffentlich entsprechende Spuren zutage fördern, die ihrer dreisten Behauptung im Nachhinein Gewicht und Wahrhaftigkeit verleihen könnten. Apropos dreist.
     
    Sie runzelte die Stirn, als ihr Tessy in den Sinn kam. Sie wüsste zu gerne, wie die Detektivin an das Material gekommen war. Vielleicht musste sie etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten, um sie zum Reden zu bewegen.
     
    Carola spürte eine wohl bekannte Unruhe in sich aufsteigen. Ein Kribbeln, eine zart-wilde Lust, die ihren Schoß zu erwärmen begann. Ausgerechnet eine Privatdetektivin. Sie schüttelte den Kopf. Ein Blick auf die Uhr ließ sie seufzen. Es war mitten in der Nacht. Sie war erschöpft und aufgedreht zugleich – eine Mischung, die ihr eine schlaflose Nacht bereiten würde, das wusste sie jetzt schon. Sie griff sich die Zeitung vom Vortag. Damit würde sie sich in die Badewanne ausstrecken…
     
    Keine halbe Stunde später war sie bis zur Nasenspitze in wohlige Wärme und nach Beeren duftenden Schaum gehüllt. Carola begann sich zu entspannen und schlug die Zeitung auf. Eine Meldung über einen Toten am Bahnhof Zoo ließ sie stutzen. Merkwürdig. Davon war ihr auf der Dienststelle nichts zu Ohren gekommen. Nun hatte sie ja genug zu tun gehabt, aber eine Schlägerei, bei der jemand umkam, würde durchaus thematisiert werden, und sei es mit einer nebensächlichen Bemerkung am Kaffeeautomat. Scheint völlig an mir vorbeigegangen zu sein, dachte sie und wusste im gleichen Augenblick, dass ihr die Sache keine Ruhe lassen würde.
     
    Eine Viertelstunde später schlurfte sie einen Schluck Tee und griff zum Telefon, um in der Dienststelle anzurufen. Sie bat den diensthabenden Polizisten auf der Wache, mal nachzusehen, wer den Fall übernommen hatte. Falls der Mann sich wunderte, dass Frau Hauptkommissarin mitten in der Nacht nichts Besseres zu tun hatte, als einer Zeitungsmeldung nachzugehen, ließ er es sich wenigstens nicht anmerken, sondern versicherte ihr freundlich, dass er sich kümmern und so schnell wie möglich zurückrufen werde. Zehn Minuten später war der Beamte wieder in der Leitung.
     
    „Das ist ziemlich merkwürdig“, meinte er. „Niemand bearbeitet den Fall, und es gab auch keine Pressemeldung dazu.“
     
    „Wie bitte? Was soll das denn heißen?“
     
    „Das soll heißen, dass niemand etwas von dem Toten weiß oder auch nur von der Schlägerei.“
     
    Carola stellte ihre Tasse beiseite. „Die Rechtsmedizin…“
     
    „Dort haben sie niemanden, der mit dieser Geschichte zu tun haben könnte. Und auch im Polizeicomputer findet sich kein Protokoll zum Tathergang.“
     
    „Das verstehe ich nicht.“
     
    „Ich auch nicht.“
     
    Carola Stein bedankte sich und beendete das Gespräch. Der Tagesanzeiger bekam derartige Meldungen normalerweise von der Pressestelle der Polizei. Carola Stein gähnte herzhaft und spürte ihre Erschöpfung in jeder Zelle ihres Körpers, besonders im Gehirn. Morgen, dachte sie. Morgen ist auch noch ein Tag, um einer Leiche nachzugehen, die es gar nicht gibt. Was für ein verrückter Gedanke! Sie gähnte erneut und ging ins Schlafzimmer. Sie schlief ein, bevor ihr Kopf auf dem Kissen lag.
     

Elftes Kapitel
     
    Tessy öffnete ein Auge. Der Vibrationsalarm ihres Handys rappelte zum dritten Mal. Sie fluchte leise, griff sich das Telefon und stellte die Verbindung her, blieb aber liegen. „Ja?“, brummelte sie.
     
    „Tessy? Warum gehst du nicht an dein Handy?“
     
    Was für eine bescheuerte Frage!
     
    „Ich war verhindert“, erwiderte sie genervt. „So was kommt vor. Wer spricht überhaupt?“
     
    „Jannick. Du erinnerst dich? Der nette Typ vom Tagesanzeiger.“
     
    „Ach…“ Tessy gähnte und richtete sich langsam auf. „Ich hab dich nicht vergessen, du kriegst das versprochene Bier – allerdings nicht in aller Herrgottsfrühe.“
     
    „Erstens geht es nicht um das zugesagte Bier oder nur am Rande, und zweitens verstehe ich unter Herrgottsfrühe was anderes, selbst

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