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Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Titel: Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wolf
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fast umgefallen vor Schreck und würde die Szene garantiert für den Rest seines Lebens nicht vergessen. Da er rüstig und fit wirkte, konnte das noch einige Jahre bedeuten.
     
    „Niemand geht freiwillig nackt aufs Eis, oder?“, wandte sich der junge Rechtsmediziner an die Kommissarin, während er die Leiche untersuchte. Einige Beamte von der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU) waren ausgeschwärmt und suchten die Umgebung ab.
     
    Carola Stein schwieg. Der Körper der Toten war von Schlagspuren übersät. Carola Stein starrte in das blau-bleiche Antlitz der Toten.
     
    „Sie ist geschlagen worden“, erklärte der Arzt unnötigerweise. „Vielleicht sogar gefoltert. Viel mehr kann ich im Moment nicht sagen.“
     
    „Wie lange …“
     
    „Keine Ahnung. Die Leiche ist aufgrund der Kälte ziemlich gut erhalten. Wahrscheinlich etliche Tage, unter Umständen zwei Wochen oder länger. Aber nageln Sie mich nicht darauf fest. Ich melde mich, sobald ich Näheres weiß.“
     
    Carola nickte nachdenklich und blickte hoch. „Können Sie sich erklären, warum man sie erst jetzt entdeckt hat?“, fragte sie schließlich. „Hier sind doch häufiger mal Leute unterwegs, auch im Winter.“
     
    Der Rechtsmediziner wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen. „Vielleicht ist sie abgetrieben worden. Wie gesagt, ich melde mich, sobald ich Fakten habe. Dann können wir uns das Spekulieren sparen.“
     
    Die Kommissarin machte sich auf den Rückweg in ihre Polizeidienststelle. Da es keinerlei Hinweise auf die Identität der Toten gab, musste sie die Vermisstenanzeigen durchgehen – oder durchgehen lassen, denn das war eigentlich keine angemessene Aufgabe für eine Hauptkommissarin.
     
    Irgendwas ließ sie nicht los an dem Gesichtsausdruck des Opfers, und das hing nicht damit zusammen, dass der Anblick einer Wasserleiche meistens gruselig war. Der Frau war noch viele Tage nach ihrem Tod die Grausamkeit anzusehen, die sie hatte erleiden müssen.
     
     
     
    In der Vermisstendatei fand sich zumindest im Berlin-Brandenburger Raum keine Übereinstimmung mit der Frauenleiche, und Carola Stein gab die Daten ans BKA weiter. Der erste mündliche Kurzbericht des Rechtsmediziners erfolgte noch am späten Nachmittag. Die junge Frau war Opfer eines brutalen Sexualdelikts geworden. Darüber hinaus war es nach Einschätzung des Mediziners möglich, dass der (oder die) Täter die Leiche nach den ersten frostigen Tagen vor zirka zwei Wochen an einer unübersichtlichen Stelle durch ein Loch unter die noch dünne Eisfläche geschoben hatte und das Opfer durch Strömungen in der Tiefe abgetrieben worden war.
     
    Carola Stein bat um Weiterleitung eines gut aufbereiteten Fotos an die Medien. Sie hoffte, dass sich jemand melden würde. Viel Hoffnung hegte sie allerdings nicht. Die Frau war seit ungefähr zwei Wochen verschwunden, und niemand hatte sie bislang vermisst. Unter Umständen war sie eine Hure gewesen, und die Bereitschaft von Freiern und Kolleginnen, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, war nicht gerade ausgeprägt.
     
    Carola Stein beendete das Gespräch mit dem rechtsmedizinischen Institut. Nebenan saß Dirk Hanter hinter seinem Schreibtisch und räumte seine Schubladen aus. Sie schüttelte immer noch den Kopf über seine offensichtliche Affinität zu privaten Ermittlern. Allein die Frage, ob sie die Zusammenarbeit mit Detektiven nicht auch schon mal zu schätzen gewusst habe und ob sie nicht auf seine diesbezügliche Erfahrung zurückgreifen wolle, war eine Zumutung gewesen.
     

Drittes Kapitel
     
    Gertrud war in der Werkstatt und schraubte emsig an einer alten Harley Davidson. Die Musikanlage war aufgedreht – Adele sang sich die Seele aus dem Leib, und Gertrud trällerte begeistert mit. Sie trug ihr weizenblondes Haar nach wie vor sehr kurz, und ihre Augen schimmerten in einem rätselhaften Blau-Grau. Die tiefe Bariton-Stimme jagte Tessy stets Schauer über den Rücken – nicht nur ihr. Gertrud ließ, genau wie Tessy, nichts anbrennen, war jedoch im Gegensatz zu Tessy zumindest sexuell nicht an Männern interessiert.
     
    Tessy hatte im Büro zwei Tassen Kaffee besorgt und reichte ihrer Geliebten eine davon. Die legte nun den Schraubenschlüssel beiseite und stellte die Musik leiser, nachdem der Hit verklungen war.
     
    Die Annahme, dass die Motorradbranche in der kalten Jahreszeit im Winterschlaf versinken würde, war nur auf den ersten Blick naheliegend und ansonsten völlig falsch. Gertrud brauchte in der Regel

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