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Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Titel: Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wolf
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auch wenn es Sie nervt: Sie haben nicht den geringsten Verdacht, wer dahinter stecken könnte?“, ergriff Tessy schließlich das Wort.
     
    Brandner schüttelte den Kopf. „Nicht mal den Hauch eines Verdachts.“
     
    „Ihre Sexgespielinnen sind…“
     
    „Über jeden Zweifel erhaben. Sie stammen aus Bohls Club, und ich buche sie häufiger.“
     
    „Verstehe. Okay, und wann hat der Erpresser sich zum zweiten Mal gemeldet?“
     
    „Vor drei Tagen: Er will die gleiche Summe noch einmal. Die Übergabe soll in zwei Tagen stattfinden. Er meldet sich kurz vorher, um mir den Treffpunkt zu nennen, genau wie beim ersten Mal.“
     
    „Und dann soll ich ins Spiel kommen“, riet Tessy.
     
    „Richtig.“ Brandner nickte. „Sie sind unauffällig. Er wird nicht auf Sie achten, weil er nicht mit einer Frau rechnet – so wie wir nicht darauf gefasst waren, dass uns ein Biker überraschen würde. Ihre einzige Aufgabe wird es sein, den Mann zu verfolgen, ohne dass er es bemerkt. Das müssten Sie als Privatdetektivin hinkriegen. Ich will nur seine Adresse und…“
     
    „Sind Sie eigentlich sicher, dass es ein Mann ist? Und dass es nur einer ist?“
     
    Brandner stutzte und überlegte einen Moment. „Doch, ich bin sicher, dass es ein Mann ist“, meinte er schließlich. „Aber ob da noch jemand im Hintergrund mitmischt, kann ich natürlich nicht sagen.“
     
    Tessy lehnte sich zurück. Auf dem Fahrrad war sie auch nicht schlecht, soviel stand fest. Aber sie bezweifelte, dass der Erpresser dieselbe Masche ein zweites Mal durchziehen würde, wenn sie es auch nicht gänzlich ausschließen durfte. Das bedeutete, dass sie auf alles vorbereitet sein und in Sekundenbruchteilen handeln musste, und zwar möglichst klug.
     
    „Was machen Sie eigentlich, wenn Sie wissen, wo er wohnt oder untergeschlüpft ist?“, hob Tessy nach kurzem Überlegen erneut an.
     
    Brandner lächelte. „Ich hole mir das Material. Dann kriegen Sie Ihr Honorar – damit verbunden ist Ihr absolutes Stillschweigen über die Angelegenheit. Ende der Durchsage. Mehr müssen Sie nicht wissen, oder?“
     
    Tessy war sicher, dass Brandner dem Typen eine gehörige Abreibung verpassen würde, aber bei näherer Betrachtung war Erpressung auch kein feiner Zug, und ihr Mitgefühl hielt sich in Grenzen.
     
    „Sie kriegen zehntausend, wenn Sie an ihm dranbleiben und mir seinen Aufenthaltsort mitteilen“, fügte er nach kurzer Pause hinzu. „Falls es nicht klappt, können Sie mir zwei Tagessätze berechnen. Außerdem zahle ich Ihnen jetzt sofort einen Vorschuss von fünfhundert.“
     
    Das war ziemlich großzügig, denn abgesehen davon, dass sie sich übermorgen bereithalten musste, hatte sie in der weiteren Vorbereitung nicht viel zu tun. Tessy nahm das Angebot nach kurzem Grübeln an. Es war verlockend, darüber hinaus, keine Frage, nicht ganz ungefährlich, und sie durfte nicht mit Hanter darüber sprechen, soviel war klar. Doch das ganze Leben war gefährlich, und Dirk war in Gedanken ohnehin schon ganz woanders.
     
    Wenige Minuten später stand sie wieder auf der Straße und war um fünfhundert Euro reicher. Das fühlte sich gut an. Trotz der ungemütlichen Kälte waren ganze Touristenschwärme unterwegs. Tessy entschloss sich, einen Abstecher bei Gertrud zu machen.
     
     
     
    * * *
     
     
     
    Hauptkommissarin Carola Stein war nicht zimperlich. Nicht, wenn es um Kälte ging und auch nicht, wenn sie eine Leiche in Augenschein nehmen musste. Aber diesmal hatte sie Mühe, Haltung zu bewahren. Die Kollegen von der 5. Direktion, der eigentlich zuständigen Polizeidienststelle, hatten sie gebeten, den Fall zu übernehmen. Sie war der Bitte nachgekommen und hatte den Fall zumindest fürs Erste übernommen. Mist, dachte Carola Stein, das kommt davon, wenn man sich hilfsbereit zeigt und als neue Hauptkommissarin Punkte sammeln will.
     
    Eine junge Frau war tot aus dem Papenfuhlbecken geborgen worden. Das Papenfuhlbecken war ein kleiner Badesee, der an der Landsberger Allee zwischen Lichtenberg und Marzahn lag. Der See war aufgrund des strengen Frosts der letzten Zeit zugefroren. Nicht mal auf den ersten Blick hatte es so ausgesehen, als sei die junge Frau unglücklich ins Eis eingebrochen und unter die Eisfläche gerutscht, wo sie am Morgen von einem Spaziergänger, der die hungrigen Enten hatte füttern wollen, entdeckt worden war. Das Gesicht der Toten hatte direkt unterm Eis gelegen und ihn angestarrt. Der Mann, ein achtzigjähriger Rentner, war

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