Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders
hatte zurzeit keinen Zuhälter, aber die meisten notgeilen Typen waren nicht scharf darauf, herauszufinden, ob sie log.
„Schon gut.“ Er nestelte zwei Scheine aus der Hose, die Honey sorgsam wegsteckte. Dann beugte sie sich über die Kiste, und er trat hinter sie und schob ihre Beine auseinander.
Keule hatte einen mickrigen Schwanz, soviel spürte Honey sofort, und er brauchte lange, um mit seinen Ministößen in Fahrt zu kommen. Sie seufzte unterdrückt und begann ihren Hintern zu bewegen. „Geil“, flüsterte sie mit rauer Stimme. Das war eine fette Lüge, die fetteste an diesem Tag, vielleicht sogar in dieser Woche oder in diesem Monat, der an Lügen nicht knapp gewesen war, aber Keule freute sich und legte einen Zahn zu. Es würde schneller gehen, wenn sie ihn anfeuerte.
„Was für ein harter Rammler du bist“, fuhr sie leise fort. „Mach es mir, ja! Schneller! Tiefer! Gleich bin ich soweit!“
Während Keule grunzend in einen vergleichsweise fast schon stürmisch zu nennenden Rhythmus wechselte und für Momente in der Illusion schwelgte, ein wunderbarer und strammer Liebhaber zu sein, blickte Honey gelangweilt auf den Boden und überlegte, was sie sich nachher kochen würde. Sie hatte noch Nudeln vom Vortag und Champignons. Kross in der Pfanne angebraten und mit einem Ei garniert keine schlechte Mahlzeit. Dazu ein Glas Rotwein und einen schnuckeligen Liebesfilm gucken. Was wollte sie mehr? Das Leben konnte richtig nett sein. Man musste nur was draus machen.
Mittlerweile hatten sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt. Direkt vor ihrem Gesicht lag eine Zeitung auf dem Boden. Sie runzelte die Stirn, während Keule lauter grunzte und die Kiste zu ruckeln begann. Ein Foto erregte ihre Aufmerksamkeit. Das Gesicht der Frau kam ihr irgendwie bekannt vor.
Wenige Minuten später stand sie wieder in der Kälte. Der Transporter bog um die Ecke. Im Licht eines Feuerzeugs betrachtete Honey das Foto in der Zeitung, die Keule ihr wortlos zugesteckt hatte, als sie ihn danach fragte. Ihr Atem stockte. Der Deal, dachte sie dumpf. Vielleicht hat sie sich nicht an den Deal gehalten.
Viertes Kapitel
Sie hatte sich gerade ihren dritten Latte macchiato to go aus dem Coffeeshop geholt und wieder im Wagen Platz genommen, als ihr Handy summte. Und diesmal war es nicht Tessys Mutter, die zwischen zwei Fitnesskursen drei Minuten Zeit für ein Schwätzchen mit ihrer Tochter hatte, sondern Brandner. Ihr Puls beschleunigte abrupt um zwanzig Schläge.
„Es geht los“, sagte Hugo Brandner leise. „Treffpunkt ist der Luther Friedhof an der Malteser Straße in Lankwitz.“
„Interessant“, murmelte Tessy. Der Mann schien Humor zu haben. Zumindest schwarzen.
„Finden Sie? Nun, gut … Um elf Uhr findet eine Beerdigung statt, also in knapp einer Stunde. Ich soll mich unter die Trauergäste mischen und das Geldpaket in einem geeigneten Augenblick unter dem frischen Grabschmuck der benachbarten Grabstelle ablegen.“
„Was?“ Tessy war verblüfft.
„Nun, ich nehme an, er befindet sich auch unter den Trauergästen und geht davon, dass ich ihn nicht erkenne“, meinte Brandner.
„Kein schlechter Plan.“
„Am besten, Sie unternehmen einen gemütlichen Spaziergang auf dem Friedhof, während ich mich anschließend auf den Heimweg mache. Kennen Sie die Gegend?“
„Und ob“, erwiderte Tessy. „Ich kenne sogar den Friedhof.“
„Gibt es Nebeneingänge?“
„Anzunehmen. Ich fahre sofort los, um mich ein bisschen umzugucken.“
„Gute Idee. Sie melden sich dann. Bis später.“ Brandner legte auf, ohne sich zu verabschieden. Er hatte angespannt geklungen. Tessy konnte es ihm nicht verdenken. Sie schnallte sich an, startete den Motor und gab Gas. Sie musste sich beeilen.
Zwanzig Minuten später traf sie an der Malteser Straße ein. Während der Fahrt waren ihr mehrere Dinge gleichzeitig klar geworden: Der Erpresser war fantasievoll und clever und hatte sich natürlich über die Örtlichkeiten vorab bestens informiert. Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es mehrere Nebeneingänge, und abgesehen davon wusste Tessy nicht, wie der Mann aussah. Er würde ihnen kaum den Gefallen tun, im gleichen Outfit wie bei der ersten Geldübergabe zu erscheinen. Somit hatte sie nur eine Chance: Sie musste das Grab im Auge behalten, auf dem Brandner das Geld deponierte, und durfte durch nichts zu erkennen geben, dass sie zu ihm gehörte.
Sie bog in
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