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Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars

Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars

Titel: Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Wolf
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du bemerkt haben dürftest, spricht wirklich höchst selten etwas gegen eine gute Nackenmassage.“
    Tessy grinste. Wohl wahr.

Kapitel 4
    Fast alle Touristen, insbesondere die Deutschen, hielten Anita Zaldura für eine Spanierin, und sie ließ sie in dem Glauben. Anita sah mit ihrem dunklen Haar und der gebräunten Haut südländisch aus, sie kleidete sich farbenfroh, sprach fließend Spanisch, und sie lebte auf Mallorca. Dass sie größer war als die meisten spanischen Frauen und das Haar gefärbt war, fiel niemandem auf, der nicht darauf achtete. Ihr Deutsch war phantastisch, aber eigentlich erwartete man das auch von jemandem, der in der Touristikbranche arbeitete und sich insbesondere um Urlauber aus Deutschland kümmerte. 
    Anita war Anfang Fünfzig und stammte aus Helmstedt. Vor fünfundzwanzig Jahren hatte sie Julio Zaldura, einen Spanier, geheiratet und war mit ihm nach Mallorca ausgewandert. Die Ehe war kinderlos geblieben, aber sehr glücklich gewesen. Das Ehepaar hatte eine kleine Pension betrieben, bis Julio vor fünfzehn Jahren überraschend an einem Herzinfarkt gestorben war. Die Möglichkeit, nach Deutschland zurückzukehren, kam für Anita nicht in Frage. Sie verkaufte die Pension und zog sich auf eine kleine Finca nach Bunyola zurück, einem bezaubernden, touristisch nur wenig beachteten Dorf inmitten einer hügeligen Landschaft am Fuß der Serra de Alfàbia im Westen Mallorcas, das bekannt für sein ausgezeichnetes Olivenöl war. Bald merkte sie jedoch, dass es ihr nicht ausreichte, Oliven zu ernten, Bücher zu lesen, um Julio zu trauern und ansonsten den Tag vergehen zu lassen. Da sie regelmäßig die deutschsprachige Mallorca Zeitung las, war sie gut über Deutsche informiert, die nicht nur für zwei Ferienwochen auf die Insel kamen, sondern Monate hier verbrachten oder sogar als Rentner und Pensionäre ihren Ruhestand in den sonnigen Süden verlegt hatten. Erstaunlicherweise beherrschten gerade letztere die Landesprache häufig kaum mehr als bruchstückhaft und waren über die landesüblichen Gepflogenheiten nur unzureichend informiert.
    Viele konnten jemanden gebrauchen, der ihren Alltag organisierte, übersetzte, bei Arzt- und Behördengängen hilfreich zur Seite stand, Haushälterinnen, Putzfrauen und Handwerker vermittelte, Tipps gab. Für eine solche Aufgabe war Anita mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung und ihren Kontakten wie geschaffen. Sie brauchte nur kurze Zeit, um ihren Service auf die Beine zu stellen und benötigte schon bald Mitarbeiter, um die vielen Anfragen bewältigen zu können.
    Moritz war von Anfang an mehr gewesen als ein Kunde. Er hatte in Deiás gelebt, einem insbesondere bei Künstlern beliebten Ort hoch über der Westküste, und er war Anita auf Anhieb sympathisch gewesen. Manchmal hatten sie sich in der Fischerbucht getroffen, um den Sonnenuntergang zu betrachten und ein bisschen zu reden. Über Deutschland zum Beispiel. Über Abschiede. Das Leben an sich und im Besonderen. Sie waren Freunde geworden. Ein großes Wort, aber in dem Fall angemessen. In letzter Zeit hatte Moritz oft gehetzt gewirkt oder wie jemand, der etwas vergessen wollte. Eine Geliebte vielleicht oder seine Frau, die er vor Jahren verlassen hatte, wie Anita wusste. Sie hatte nie nachgefragt. Das war ein Fehler gewesen, wie sie im Nachhinein feststellte.
    Anita hatte schon häufiger miterlebt, dass Touristen Magen- und Darmbeschwerden bekamen; auch eine Lebensmittelvergiftung kam hin und wieder vor, aber Moritz hatte es ungemein übel erwischt. Sie sorgte dafür, dass er ins Krankenhaus kam, wo er tagelang kaum ansprechbar war. Dann ging es allmählich wieder bergauf. Er war nicht mehr ganz so bleich, und er freute sich, sie zu sehen, nicht nur weil sie daran dachte, ihm seine Post mitzubringen, darunter auch ausgedruckte Mails. Eine Nachricht von einem Freund schien ihn erst zu erstaunen, dann nachdenklich zu stimmen und schließlich regelrecht zu beglücken. Anita konnte sich noch genau an seinen Gesichtsausdruck erinnern. Bevor sie ging, bat Moritz sie, seinem Freund in Berlin telefonisch von seiner Erkrankung zu berichten, ihm zu bestellen, dass er bald von ihm hören würde, und einige bereits fertig verpackte Sendungen zur Post zu bringen. Sie versprach ihm, sich sofort darum zu kümmern.
    Drei Tage später war er tot. Akutes Herz- und Kreislaufversagen. Da sie nicht zur Familie gehörte, konnte Anita froh sein, überhaupt eine Auskunft zu erhalten. Ein junger übernächtigter Assistenzarzt

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