Tessy und die Zärtlichkeit des Kommissars
wird uns nicht aufhalten. Davon dürfen Sie getrost ausgehen. Ich bin dafür bekannt, nicht lange zu fackeln, wenn es um meine Interessen und mein Ansehen geht. Sie verstehen?“
Tessy starrte sie sekundenlang perplex an. Dann fiel der Groschen. „Sie haben Patrick umgebracht!“
Sie zuckte mit den Achseln. „Die Tabletten haben nicht gewirkt, jedenfalls nicht rechtzeitig. Was sollte ich machen? Als ich nachts zurückkam – schließlich musste ich mir zwischendurch ein paar überzeugende Alibis verschaffen – stand er plötzlich vor mir …“
„Red lieber nicht soviel, Maren!“, mischte sich Bohrmann ein.
Maren zuckte die Achseln. „Warum nicht? Das Ding ist doch gelaufen. Sie wird mit ihrem Wissen nichts mehr anfangen können, aber ich möchte es ihr zumindest ersparen, dumm zu sterben.“
Tessy lief es eiskalt den Rücken hinunter. Scheiße … Sie wich langsam zurück. Mit einer Hand nestelte sie nach ihrem Handy, aber Bohrmanns Blick war der Bewegung gefolgt. Er war mit drei Schritten bei ihr, packte ihren Arm, riss das Handy aus ihrer Hosentasche und zertrat es auf dem Boden. „Noch Fragen?“, zischte er und stieß sie grob an die Wand.
Tessys Herz raste. „Klar! Was ist mit Moritz passiert?“
„Schnauze jetzt! Wie lautet das Passwort?“
„Fick dich!“
Er schlug zu, und Tessy ging sofort zu Boden. Ihr Kopf dröhnte. Maren setzte sich mit leisem Seufzen auf den Schreibtischstuhl und sah kurz zu Tessy hinunter, bevor sie Tim anblickte. „Lass gut sein, und sag Tokio Bescheid, dass er gleich Arbeit bekommt.“
„Mach ich.“
Tessy setzte sich mühsam auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. „Warum das alles?“
„Moritz schnüffelt uns seit Jahren hinterher und hat auch nach seiner Pensionierung keine Ruhe gegeben“, erläuterte Maren in nahezu leutseligem Ton, während Bohrmann das Zimmer verließ. „Wir haben erfahren, dass es ihm gelungen war, seinem Freund Patrick noch einen Datenstick mit wichtigem Material zuzusenden, bevor er ins Krankenhaus kam. Den hatte er vorsichtshalber mit einem Passwort versehen. Ich muss wissen, was da drauf ist, und du kennst es.“
„Möglich. Aber warum sollte ich jetzt noch antworten?“
Maren lächelte. „Man kann so oder so sterben.“
Tessy spürte, dass ihr Magen zu rebellieren begann, als Tim Bohrmann wieder hereinkam – begleitet von einem jungen attraktiven Mann, der sie anlächelte und sich die Hände rieb.
„Wir werden es uns richtig schön machen“, sagte er fröhlich. „Du hast dich von dem Polizisten ficken lassen – glaub mir, das war gar nichts, verglichen mit dem, was ich dir gleich bieten werde. Aber zuerst wirst du reden.“
Scheiße, dachte Tessy.
Tokio Blue kam auf sie zu. „Nun? Ich höre.“
Tessy hörte es auch. Maren und Bohrmann blickten auf einmal ebenfalls irritiert zur Tür. Plötzlich krachte es. Und dann ging alles sehr schnell.
Kapitel 18
Tessy zitterte immer noch, obwohl der lautstarke SEK-Einsatz bereits eine gute Viertelstunde zurück lag. Ein halbes Dutzend maskierter und schwer bewaffneter Polizisten war in das Haus eingedrungen und hatte Wildorn, Bohrmann und den jungen Typen mit dem seltsamen Namen Tokio Blue innerhalb von Sekunden festgenommen und weggeschafft. Nun stellte ein Team von Kriminaltechnikern die Villa auf den Kopf. Dirk reichte ihr ein Glas Wasser.
„Noch mal: Was …?“
„Anita Zaldura hat die Tagebücher von Moritz Sigfeld heute persönlich bei der Polizei in Berlin abgegeben“, unterbrach Dirk sie. „Wir wissen jetzt, was da abgelaufen ist: Geldwäsche für osteuropäische Geschäftsleute, sprich: Mafia, und zwar in ganz großem Stil.“ Er hielt ihre Hand. „Moritz hatte über einen langen Zeitraum Material über die Machenschaften von Maren Wildorn und Co. gesammelt. Er hoffte wohl, eines Tages zu ihrer Überführung beitragen zu können. Glücklicherweise war Anita Zaldura so schlau, sich seine Aufzeichnungen und Papiere genauer anzusehen, als Moritz plötzlich verstarb, und das LKA hat sofort reagiert. So konnten wir ohne Verzögerung handeln. Dass du hier bist, haben wir per Handyortung festgestellt.“
Tessy starrte einen Moment ins Leere und schüttelte dann den Kopf.
„Ich verdanke der Frau mein Leben“, sagte sie. Sie blickte hoch zu dem Schreibtisch aus Rosenholz und erhob sich mit Dirks Hilfe. Ihre Knie waren immer noch verdammt weich, aber nun wollte sie es genau wissen. „Möchtest du schwarz auf weiß sehen, was auf dem Stick
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