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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Waschmaschine, die reimte, rezitierte, mit herrlicher Altstimme Wiegenlieder sang, Säuglinge abhielt, Hühneraugen besprach und den Damen ausgesuchte Komplimente machte. Diesen Schachzug beantwortete Snodgrass mit einer dozierenden Waschmaschine unter der Losung: Deine Waschmaschine macht aus dir einen Einstein! Wider Erwarten ging das Modell sehr schwach: Bis Ende des Quartals f el der Umsatz um fünfunddreißig Prozent. Snodgrass entschloß sich deshalb – alarmiert durch die Meldung seiner Informationsabteilung, daß Nuddlegg eine tanzende Waschmaschine vorbereite – zu einem wahrhaf revolutionären Schritt. Er erwarb für die Summe von 350 000 Dollar die entsprechenden Rechte und konstruierte eine Waschmaschine für Junggesellen, einen Roboter mit den Formen der bekannten Sexbombe Mayne Jansf eld in Platinfarbe, danach eine zweite, schwarze, nach dem Ebenbild von Phirley Mac Phaine. Sogleich erhöhten sich die Umsätze um siebenundachtzig Prozent. Sein Widersacher richtete un verzüglich Appelle an den Kongreß, an die öf entliche Meinung, an die Liga der Töchter der Revolution und an den Bund der Jungfrauen und der Matronen. Als er jedoch hörte, daß Snodgrass unterdessen ungerührt den Markt mit Waschmaschinen beiderlei Geschlechts überschwemmte – eine immer attraktiver und anziehender als die andere –, schickte er sich drein und konterte, indem er das individuelle Bestellsystem einführte. Er verlieh seinen Wasch-Robotern die Gesichtszüge, den Leibesumfang und die Statur, die der Kunde wünschte – man brauchte lediglich ein Foto einzusenden.
      Während sich die beiden Potentaten der Waschmaschinenindustrie bekämpf en – wobei ihnen jedes Mittel recht war –, begannen ihre Produkte unerwartete, ja sogar schädliche Tendenzen zu zeigen. Die Waschmaschinen-Ammen waren noch lange nicht das Schlimmste, übler waren schon die Waschmaschinen, für die die Jeunesse dorée sich ruinierte, Modelle, die zur Sünde verleiteten, Jugendliche depravierten und Kindern ordinäre Ausdrükke beibrachten. Sie bedeuteten ein ernstes Erziehungsproblem – ganz zu schweigen von den Waschmaschinen, mit denen man die Frau oder den Mann betrügen konnte! Die wenigen Produzenten, die der übermächtigen Konkurrenz noch nicht erlegen waren, bezeichneten die Waschmaschinen »Mayne« und »Phirley« vergebens als Verstoß gegen die erhabene Idee, wonach das automatisierte Waschen den Familiensinn entwickeln und fördern solle. Ein solcher Roboter, so hieß es, könne höchstens ein Dutzend Taschentücher aufnehmen oder einen einzigen Bettbezug, da der übrige Raum von einer Maschinerie ausgefüllt sei, die mit dem Waschen nichts, aber auch gar nichts gemein habe.
      Appelle dieser Art fanden nicht den geringsten Widerhall. Der Kult der schönen Waschmaschinen wurde zur Lawine und verdrängte sogar einen beträchtlichen Teil der Zuschauer von den Fernsehgeräten. Aber das war erst der Anfang. Die Waschmaschinen, die mit völliger Spontaneität des Handelns begabt waren, bildeten in aller Stille Gruppen, ja Banden, die dunkle Machenschaf en ausheckten. Sie knüpf en Beziehungen zur Unterwelt, traten Gangsterorganisationen bei und bereiteten ihren Besitzern ungeahnte Kümmernisse.
      Der Kongreß erkannte, daß es an der Zeit war, mit einem gesetzgeberischen Akt einzugreifen, um dem Chaos der freien Konkurrenz ein Ende zu bereiten. Aber noch ehe die Beratungen ein Ergebnis zeitigten, hatten unwiderstehlich geformte Wringmaschinen mit Sex-Appeal den Markt erobert, dazu geniale Frottiermaschinen und eine besondere, gepanzerte Ausgabe der Waschmaschine »Shotomatic«. Dieses Modell – angeblich ein harmloser Zeitvertreib für Indianer spielende Kinder – war nach einer kleinen Veränderung in der Lage, jedes beliebige Ziel durch Dauerfeuer zu vernichten. Während einer Straßenschlacht der Gang Struzzeli gegen die Bande Phums Byron, die ganz Manhattan terrorisierte – Sie erinnern sich, das war damals, als das Empire State Building in die Luf f og –, f elen auf beiden Seiten mehr als hundertzwanzig bis zu den Deckeln bewaf nete Waschmaschinen.
      Damals trat das Gesetz des Senators Mac Flacon in Kraf . Es besagte, daß niemand für die rechtswidrigen Handlungen seiner vernunf begabten Maschinen verantwortlich sei – vorausgesetzt, daß die Verfehlungen ohne sein Wissen und ohne seine Zustimmung begangen wurden. Leider öf nete diese Verordnung sträf ichem Mißbrauch Tür und Tor. Die Besitzer schlossen mit ihren

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