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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Wasch- oder Wringmaschinen geheime Abkommen, stif eten sie zu kriminellen Delikten an, blieben aber selbst völlig unbehelligt, weil sie sich auf das Mac-Flacon-Gesetz beriefen. Es erwies ich als unumgänglich, die Bestimmung zu verändern. Die neue Fassung, das sogenannte Mac-Flacon-Glumbkin-Gesetz, verlieh den vernunf begabten Mechanismen mit gewissen Einschränkungen den Status von »juristischen Personen«, vornehmlich im Bereich des Strafrechts. Es sah Bußen für die Dauer von fünf, zehn, fünfundzwanzig und zweihundertfünfzig Jahren vor – Zwangswäsche beziehungsweise Zwangsfrottieren, verschärf durch Vorenthalten von Öl –, aber auch physische Strafen, einschließlich des Kurzschlusses.
      Wider Erwarten stieß man bei der praktischen Anwendung dieses Gesetzes auf Hindernisse, wie wohl am besten der Fall Humperlson beweist: Eine Waschmaschine – man bezichtigte sie mehrerer räuberischer Überfälle – wurde vom Eigentümer, eben diesem Humperlson, in ihre Bestandteile zerlegt und dem Gericht als ein Haufen von Drähten und Spulen vorgelegt. Der Kongreß sah sich deshalb gezwungen, das Gesetz durch eine Novelle zu ergänzen, die als Mac-Flacon-Glumbkin-Ramphorney-Novelle bekannt wurde. Sie erklärte die geringste technische Veränderung an einem Elektronenhirn, gegen das ein Verfahren lief, als straf are Handlung.
      Damals kam es zu der Strafsache Hindendrupel. Ein Geschirrspüler hatte des öf eren Kleidungsstücke seines Herrn angezogen, den verschiedensten Frauen die Ehe versprochen und vielen von ihnen Geld entlockt. Von der Polizei in f agranti ertappt, zog er sich vor den Augen der staunenden Detektive aus, verlor dadurch das Erinnerungsvermögen und konnte nicht bestraf werden. Das bewog den Kongreß zur Verabschiedung des Mac-Flacon-GlumbkinRamphorney-Hmurling-Piaf a-Gesetzes, in dem es hieß: Elektronengehirne, die sich entkleiden, um der gerichtlichen Verfolgung zu entgehen, werden zum Verschrotten verurteilt.
      Anfangs schien das Gesetz die Haushaltsroboter abzuschrecken, denn auch in ihnen lebte – wie in allen vernunf begabten Wesen – der Selbsterhaltungstrieb. Schon bald stellte sich aber heraus, daß bestimmte Interessenten verschrottete Waschmaschinen auf auf en und sie rekonstruierten. Der sogenannte Antiauferstehungsentwurf der Novelle zum Mac-Flacon-Gesetz, der darauf in von einem Kongreßausschuß angenommen wurde, scheiterte am Widerstand des Senators Guggenshyne. Kurze Zeit später kam man dahinter, daß dieser Senator eine Waschmaschine war. Von Stund an wurde es gang und gäbe, die Abgeordneten vor jeder Sitzung abzuklopfen. Traditionsgemäß wird dafür auch heute noch ein zweieinhalb Pfund schwerer Eisenhammer verwendet.
      In jenen Tagen kam es zum Fall Murderson. Verhandelt wurde gegen eine Waschmaschine, die ihrem Herrn böswillig die Hemden zerriß, die durch Pfeiftöne in der gesamten Umgebung den Radioempfang störte, die Greisen und Minderjährigen anstößige Angebote machte und mehreren Personen Geld entlockte, indem sie sich am Telefon als Stromlieferant ausgab. Unter dem Vorwand, sich gemeinsam Briefmarken anzusehen, lud sie die Wring- und die Waschmaschinen aus der Nachbarschaft ein und beging an ihnen perverse Handlungen. In ihrer Freizeit widmete sie sich dem Vagabundentum und der Bettelei.
      Dem Gericht legte sie das Attest eines DiplomingenieurElektronikers vor, eines gewissen Eleaster Crammphouss, der ihr zeitweilig gestörte Zurechnungsfähigkeit bescheinigte und glaubhaf bezeugte, daß sie sich für einen Menschen hielt. Die Richtigkeit dieses Gutachtens wurde von Experten bestätigt, und damit war die Unschuld der Angeklagten erwiesen. Nach dem Urteilsspruch zog die soeben Freigesprochene eine Pistole der Marke »Luger« aus der Tasche und beförderte mit drei Schüssen den Assistenten des Staatsanwalts ins Jenseits, weil er für eine Bestrafung – Kurzschluß! – plädiert hatte. Sie wurde zwar verhaf et, aber schon bald gegen Kaution freigelassen. Die Justizbehörden standen vor einem Problem, denn die gerichtsnotorisch festgestellte Unzurechnungsfähigkeit schloß die Möglichkeit aus, die Waschmaschine strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Der Ausweg, sie in einem Asyl unterzubringen, kam ebensowenig in Betracht, weil es kei nerlei Bestimmungen für die Behandlung geisteskranker Waschautomaten gab.
      Eine juristische Lösung dieser akuten Frage gestattete erst das Mac-Flacon-Glumbkin-Ramphorney-HmurlingPiaf

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