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Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Titel: Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauritius Much
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Köln, wo sie die ganze Zeit Deutsch sprechen muss. Das hilft, schnell Fortschritte zu machen.
    Marco ist schwer begeistert. Sie bringt sich Deutsch selbst bei! Und nach nur zwei Monaten kann sie die Sprache schon so gut. Sie ist wirklich sehr begabt. Und so süß. Die Frau muss er haben. »Ich liebe die deutsche Literatur«, sagt Françoise. »Thomas Mann und Günter Grass und natürlich Goethe.« In der Schule hätte Marco all diese Autoren lesen müssen, aber das hat er nicht gemacht. Jetzt gäbe er ein Vermögen dafür, über ihre Werke mit Françoise philosophieren zu können. »Am besten gefällt mir die Lyrik von Goethe«, sagt sie. »Vor allem die Liebesgedichte, die sind so poetisch.«
    Die braunen Augen von Françoise funkeln, als sie von Goethe spricht. Marco merkt, wie sehr sie den Schriftsteller verehrt. Und Marco verehrt Françoise. Mehr und mehr. Er kann seinen Blick nicht von ihr lassen, er ist ihr verfallen. »Ich möchte dir gerne ein Gedicht vorlesen. Es ist mein Lieblingsgedicht.« Die hübsche Französin hätte Marco jetzt alles vorlesen können. »Es handelt von der Liebe und heißt: ›Nähe des Geliebten‹.«
    Ein Liebesgedicht. Von ihr. Für mich. Marcos Herz hüpft vor Freude. Sie liebt mich! Wem würde sie denn sonst ein Liebesgedicht vorlesen? Verliebt blinzelt er Françoise an, die lächelt zurück und holt einen Gedichtband von Goethe aus der Tasche. Dann räuspert sie sich: »Nähe des Geliebten. Von Jo’ann Wolfgang von Goethe.«
    Wie zärtlich sie »Jo’ann« ohne das »h« haucht. Marco könnte sterben vor Glück. »Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer vom Meer erstrahlt.« Sie denkt an mich, sie denkt an mich, gluckst Marco. »Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer in Quellen malt.« Und dieses französische Säuseln. Am liebsten würde Marco Françoise jetzt zu sich rüberziehen und küssen, aber sie sind nicht allein im Auto. »Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege der Staub sich hebt …« ›Ich sehe dich auch‹, sagt sich Marco. Nur dich. Diese seidenen Haare, dieses hübsche Gesicht. Verzaubert verdreht er die Augen.
    »Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne, du bist mir nah!« Du mir auch. Er sieht Françoise neben sich vor dem Traualtar stehen. In einer kleinen Kapelle. Sie sieht umwerfend aus. »Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O wärst du da!« ›Ich bin da, mein Schatz‹, murmelt Marco vor sich hin. Er hat die Augen geschlossen. In seinem Traum sieht er jetzt Françoise und sich mit zwei Kindern in einem neu gebauten Haus mit Garten. Eine Familie mit Françoise …
    Dann bleibt das Auto plötzlich stehen. Marco wird langsam wach. Françoise lächelt ihn an. Er hat gar nicht bemerkt, dass das Gedicht zu Ende war. Er hat einfach weitergeträumt. »Warum halten wir?«, fragt Marco und blinzelt, dann öffnet er die Augen. »Wir sind in Freiburg«, antwortet die hübsche Französin. Das ging aber schnell. Marco schüttelt sich, er will hellwach sein. Sobald Nils und Katja abgefahren sind, möchte er Françoise fragen, ob sie noch einen Kaffee trinken gehen. Dann werden sie weiterreden, sich anlächeln, und irgendwann werden sie sich küssen und ein Paar werden und glücklich sein …
    Marco springt aus dem Wagen und reicht ihr den Rollkoffer. Er will ihr Gentleman sein. »Hier, dein Koffer …«, sagt er. Doch Françoise ist nicht mit zum Kofferraum gekommen. Sie steht neben dem Auto und umarmt einen großen Mann mit Barbourjacke. Versteinert starrt Marco die beiden an. Das kann doch nicht wahr sein. Aber er muss zugeben: Der Kerl sieht verdammt gut aus. Dann küsst sie ihn. Marco ist fassungslos. ›Das kann doch nicht sein. Sie gehört doch mir, sie liebt mich doch auch.‹ Doch Françoise hat keine Augen mehr für ihn, sondern hört nicht auf, den Typen zu küssen. Marco kämpft mit den Tränen. Hat er sich denn alles nur eingebildet?
    Dann löst sich Françoise von dem Mann, nimmt ihn an der Hand und kommt auf Marco zu. »Das ist mein Verlobter Benoit. Ich bin so glücklich, ihn zu sehen. Nächstes Jahr heiraten wir.« Mit offenem Mund starrt Marco sie an. Dieser Mann heiratet meine Frau! Wie vorhin in seinem Traum wird Françoise bald vor dem Altar stehen, aber nicht mit ihm, sondern mit diesem blöden Benoit. Marco bringt kein Wort hervor. Françoise streckt ihm die Hand entgegen. »Hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen.« Mechanisch schüttelt er ihre Hand, doch er bleibt stumm. Dann wirft die hübsche Französin ihre

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