Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)
dass so ein dreister Diebstahl in Deutschland überhaupt möglich ist.« Das ist Franz zu viel. Bis hierhin und nicht weiter. »Ich drehe jetzt um und bring dich zurück zur Mitfahrzentrale. Da steigst du sofort aus.« Franz ist laut geworden, aber so eine Mitfahrerin hat er auch noch nie erlebt. An der nächsten Ampel macht er einen U-Turn und fährt zurück zur Mitfahrzentrale. Es ist ihm todernst. 20 Minuten sind sie schon durch Frankfurt gefahren, beinahe wären sie schon auf der Autobahn nach Köln. Er wird viel später bei Frau und Kindern sein – aber egal. Franz hat ein für alle Mal genug von der Mitfahrerin. Die muss raus aus seinem Auto, und zwar sofort.
Doch die Südamerikanerin hat den Ernst ihrer Lage immer noch nicht begriffen. »Ich finde es krass, dass ich hier um meinen Platz betrogen werde und der Fahrer das auch noch duldet.« Wütend schnaubt Franz vor sich hin. Jetzt nur nicht ausflippen. Am liebsten würde er die Frau auf der Stelle rausschmeißen, aber unterwegs kann er das nicht bringen. Allerdings kann er zurück zur Mitfahrzentrale fahren und sie dort vor die Tür setzen. Die wird sich noch wundern.
In Franz’ Auto brodelt es weiter. Die wütende Frau hat gemerkt, dass es ihrem Fahrer ernst ist. Aber gerade das bringt sie so richtig auf die Palme. »Was soll der Scheiß? Wieso drehst du um? Ich will sofort nach Münster.« Franz ist stinksauer. Was bildet sich diese Tussi eigentlich ein? »Ich fahre dich zurück, da steigst du aus, und ich möchte dich nie mehr sehen. Verstanden?« Nur raus mit ihr.
Langsam realisiert die Frau mit dem schwarzen Pferdeschwanz, was passiert. Sie kapiert, dass sie jetzt ganz ruhig sein muss, sonst kommt sie heute nicht mehr nach München. Nur nicht den Fahrer weiter provozieren. Doch ihre Einsicht kommt zu spät, Franz ist wild entschlossen: Die Frau muss raus. Koste es, was es wolle.
Direkt vor dem Büro der Mitfahrzentrale stellt Franz sein Auto ab. »Sofort raus. Ich will dich hier nicht mehr sehen.« Doch die Südamerikanerin bleibt sitzen, als ob sie festgewachsen ist. Franz öffnet die Tür. »Raus!« Die Frau reagiert nicht. Franz ist stinksauer. Die soll jetzt endlich verschwinden, aber freiwillig scheint sie das nicht zu machen. Anfassen wird er sie nicht, das ist gegen seine Prinzipien. Außerdem könnte sie ihn dann anzeigen, weil er sie angeblich begrapscht hat oder so was.
Trotzdem muss er sie irgendwie aus seinem Auto kriegen. Er rennt ins Büro der Mitfahrzentrale und erzählt einem Angestellten die Geschichte. »Ich werde sie nicht mitnehmen, die soll sofort aussteigen.« Der Mann versucht, Franz zu beruhigen. Er könne doch die arme Frau nicht einfach aus dem Auto werfen. Sie habe vielleicht einen Fehler gemacht, aber jetzt werde sie absolut ruhig sein, das könne er versprechen. Doch bei Franz ist der Ofen aus, mit der Frau will er nichts mehr zu tun haben. »Ich hole die Polizei … die fährt keinen Meter mehr mit … ich bin der Fahrer, ich kann doch selbst entscheiden, wer mitfährt …«. Franz ist nicht zu bremsen, er ist auf 180. Eine andere Mitarbeiterin der Mitfahrzentrale spricht mit der Südamerikanerin. Franz kann nicht hören, was sie quatschen. Das ist ihm aber auch egal. Hauptsache, die Tussi verzieht sich.
Dann kommt die Dame von der Mitfahrzentrale und drückt ihm 30 Mark in die Hand. Ohne nachzudenken, nimmt Franz das Geld. Erst im nächsten Moment realisiert er, was für eine Dummheit er begangen hat. Die Kohle kommt von der Südamerikanerin. Die möchte ihm das Geld für die Fahrt nach Münster schon vorher geben, um sich ihr Mitfahrrecht zu erkaufen. Und Franz fällt drauf rein. »So ein Mist«, flucht er, »und ich Idiot nehm’ das Geld einfach an.« So kriegt er die Frau nie mehr aus seinem Auto. In Franz steigt wieder der Ärger – aber dieses Mal über sich selbst.
Das kann doch alles nicht wahr sein. Es ist sein Auto, doch er bringt diese fremde Frau einfach nicht aus seinem Auto! Wer ist hier eigentlich der Boss? Bleibt nur noch die Polizei. Aber für die ist seine Geschichte eine Lappalie. Dabei will Franz doch nur so schnell wie möglich nach Hause, und warten will er nicht mehr.
›Verfluchte Scheiße.‹ Seit einer Viertelstunde stehen sie hier, aber Franz wird immer klarer: Er hat keine andere Chance, er muss diese dumme Tussi mitnehmen. Erst hört die nicht auf zu provozieren und bleibt dann eiskalt in seinem Auto sitzen. Frechheit. Aber Franz’ Lage ist aussichtslos. Er kriegt diese Frau
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