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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sie? Wer war das über­haupt?«
    »Ei­ne zwei­und­neun­zig Jah­re al­te Frau na­mens Cla­ra Po­ter­lee.«
    »Zwei­und­neun­zig?« stöhn­te ich.
    »Noch drei Mo­na­te und vier Ta­ge äl­ter«, nick­te Ku­lot. »Aber sie war ge­fähr­li­cher als ein Kampfro­bo­ter. Nein – sie war ein Ro­bo­ter. Besch­ter und ich woll­ten ih­re Ver­hal­tens­wei­se in die­ser fort­ge­schrit­te­nen Pro­gramm­fol­ge tes­ten. Sie brach aus, schlug zwei kräf­ti­ge Män­ner nie­der und er­le­dig­te mit de­ren Waf­fen die ah­nungs­lo­se Pan­zer­be­sat­zung, von der sie für ei­ne Spa­zier­gän­ge­rin ge­hal­ten wur­de. Das ist al­les. Wie sieht es hin­ter den Fel­sen aus?«
    Han­ni­bal kehr­te zu­rück. Er mach­te ei­ne be­zeich­nen­de Be­we­gung; so – als woll­te er mit bei­den Hand­flä­chen ei­ne Tisch­plat­te ab­wi­schen.
    »Nichts mehr. Glut und Asche. Sie ken­nen doch die Wir­kung von Ther­mo­ni­tal­la­dun­gen. Ihr Glück, daß HC-9 Ther­mo­raks ge­la­den hat­te. Ich hat­te nur Spreng­mu­ni­ti­on. Al­so, wie geht es wei­ter? Viel­leicht küm­mert sich je­mand um un­se­re to­ten Kol­le­gen. Die schar­fen Fu­si­ons­gra­na­ten könn­ten auch in Si­cher­heit ge­bracht wer­den. Und wenn Sie mich auf­fres­sen, Chef – die Art von Ka­nin­chen­star­re, die hier je­der­mann zeigt, ge­fällt mir nicht. Ist das ein of­fe­nes Wort?«
    Der Al­te wisch­te sich über die Stirn. Die Ärz­te küm­mer­ten sich um die Ge­fal­le­nen.
    »Wie­so, Sir«, woll­te der Cap­tain von mir er­fah­ren, »wie­so konn­ten Sie über­haupt wis­sen, daß die Frau mit Ge­wehr­gra­na­ten schie­ßen woll­te?«
    Ich mus­ter­te ihn bei­na­he mit­lei­dig.
    »Sie sind hier ziem­lich neu, wie? Wenn Sie es nicht glau­ben wol­len, dann se­hen Sie sich die Ge­schos­se an.«
    Der Chef des Hen­der­won-Si­cher­heits­diens­tes brach­te end­lich Ord­nung in das Durch­ein­an­der. Ich trau­te mei­nen Au­gen nicht, als ich Oberst Mi­ke Tor­pentouf er­kann­te, den ehe­ma­li­gen Chef des Raum­flug­ha­fens Gi­la-Space-Cen­ter.
    »Hal­lo, Mi­ke«, be­grüß­te ich den kor­pu­len­ten, aber wie­sel­flin­ken Mann. »Ha­ben Sie mit Ih­rer Ver­set­zung das Große Los ge­zo­gen, oder hat Sie der Al­te her­ein­ge­legt?«
    »Letz­te­res, wie Sie se­hen«, sag­te er düs­ter. Sein Po­sau­ne­nen gel­ge­sicht war – wie üb­lich – schweiß­über­strömt. »Nur gut, daß Sie da­zwi­schen­ge­funkt ha­ben. Was den­ken Sie wohl, was Besch­ter der Grei­sin al­les ein­sug­ge­riert hat­te? Er woll­te wis­sen, wie weit ein an­sons­ten völ­lig harm­lo­ser Mensch, über­dies ei­ne al­te Frau, zu ge­hen be­reit ist. Sie ha­ben es er­lebt! Bis zur Atom­gra­na­te. Mir scheint, wir sit­zen über­haupt auf ei­ner rie­si­gen Bom­be, die von an­de­ren Leu­ten auch ›Er­de‹ oder ›Ter­ra‹ ge­nannt wird. Ich …«
    »Tor­pentouf, ich er­in­ne­re an Ih­re Schwei­ge­pflicht«, un­ter­brach Re­ling. Der Oberst dach­te nicht dar­an und tat so, als hät­te er den Ver­weis nicht ge­hört.
    »Was woll­te ich sa­gen, al­ter Freund und Kampf­ge­fähr­te? Ach ja, ich dach­te an die Rie­sen­bom­be Er­de. Wis­sen Sie, HC-9, ich ha­be et­was da­ge­gen, daß mei­ne präch­tig ge­dei­hen­den Dril­lin­ge ei­nes Ta­ges von ei­ner pro­gram­mier­ten Ver­rück­ten er­schla­gen oder er­schos­sen wer­den. Aber so, wie ich Sie aus der trüb­sin­nigs­ten Pe­ri­ode mei­ner Dienst­zeit ken­ne, sind Sie nicht um­sonst per Eil­bo­ten an­ge­for­dert wor­den, auch wenn ver­schie­de­ne Leu­te glau­ben, man soll­te die bes­ten Män­ner der GWA wie blin­de Hun­de im dun­keln tap­pen las­sen, da­mit sie nicht vor­zei­tig see­lisch durch­ein­an­der­ge­bracht wer­den. Woll­ten Sie et­was sa­gen, Chef?«
    Ich wuß­te, daß sich die bei­den Män­ner seit über drei­ßig Jah­ren kann­ten. Re­ling ver­zog kei­ne Mie­ne, dreh­te sich um und ging zu den Fel­sen hin­über. Schlag­ar­tig wur­de Mi­ke Tor­pentouf ernst. Die­ser Mann war ein klu­ger und har­ter Kämp­fer, der zur Zeit der de­ne­bi­schen An­grif­fe den Raum­ha­fen der GWA im fer­nen Ne­va­da ge­säu­bert hat­te.
    »Aha, die wort­lo­se Ab­kehr be­deu­tet still­schwei­gen­de Dul­dung

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