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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ver­seucht war als Nah­rungs­mit­tel, die man Be­häl­tern vor dem Ver­falls­zeit­punkt ent­nimmt. Viel­leicht liegt der An­rei­che­rungs­wert auch bei ei­ner oder bei zehn Mil­lio­nen Ein­hei­ten. Wir wis­sen es nicht. Wir ha­ben auch kei­ne Ah­nung, bei wie vie­len Ver­brau­chern der ge­wünsch­te Ef­fekt be­reits er­reicht wor­den ist. Es kön­nen ei­ne Mil­li­on, aber auch ei­ne Mil­li­ar­de Men­schen sein – und das nicht nur auf der Er­de, son­dern eben­so drau­ßen im Wel­ten­raum. Die Kon­ser­ven die­ses gi­gan­ti­schen Nah­rungs­mit­tel- und Che­mie­kon­zerns wer­den über­all ge­ges­sen.«
    Ich bück­te mich und nahm ei­ne der Notra­tio­nen auf. Der Ser­geant hat­te sich in­zwi­schen zu­rück­ge­zo­gen. Tor­pentouf woll­te ihn nicht mit­hö­ren las­sen.
    Ich sah mir die Do­se an. Sie war grün­lich la­ckiert, wie bei der US-Ar­my üb­lich. Aber dann ent­deck­te ich das Sym­bol, das ich schon vie­le Ma­le ge­se­hen hat­te, oh­ne es rich­tig zu be­ach­ten.
    Das Mar­ken­zei­chen der All Food World Cor­po­ra­ti­on war ein sti­li­sier­ter ro­ter Ad­ler. Er prang­te auf je­der Kon­ser­ven­do­se, auf je­dem Plas­ti­kei­mer mit Wasch­pul­ver und auf je­der nur denk­ba­ren Ver­pa­ckungs­hül­le.
    Ich fühl­te, wie ich mich ver­färb­te. Han­ni­bal woll­te et­was sa­gen, aber ich hat­te sei­nen Ge­dan­ken schon er­ra­ten, nicht et­wa ge­le­sen!
    »Sprich den Un­sinn nicht aus, Klei­ner. Es ist nicht da­mit ge­tan, die Her­stel­lung der welt­weit be­grüß­ten Ver­pa­ckungs­stof­fe ein­fach mit dem Hin­weis auf ei­ne wo­mög­lich exis­ten­te Ge­fahr zu ver­bie­ten. Die Wahr­heit dürf­ten wir we­gen des Pa­nik­fak­tors so­wie­so nicht sa­gen. Ein Hun­dert­mil­li­ar­den­kon­zern wie die AFC wür­de uns einen Pro­zeß we­gen Ge­schäfts­schä­di­gung an­hän­gen. Au­ßer­dem wür­den die tüch­ti­gen Spit­zen­wis­sen­schaft­ler der AFC un­se­ren Fach­leu­ten zwei­fel­los nach­wei­sen, daß die an­geb­li­che Ge­fahr nicht exis­tiert. Und da­mit wür­den Jah­re ver­ge­hen, Jah­re, in de­nen wei­te­re Mil­li­ar­den Kon­ser­ven­do­sen die Toch­ter­fa­bri­ken in al­ler Welt ver­las­sen. Okay, Chef, ich se­he klar. Wie weit sind die Er­mitt­lun­gen ge­die­hen? Wer ist au­ßer der GWA ein­ge­schal­tet wor­den?«
    »Sämt­li­che Ab­wehr­diens­te Eu­ro­pas und Asi­ens. Strengs­te Ge­heim­hal­tung! Cla­ra Po­ter­lee war der le­ben­de Be­weis, und den konn­ten mei­ne Kol­le­gen zum Glück noch mit­er­le­ben. Sie, ei­ne un­vor­stell­bar gei­zi­ge Mil­lio­nä­rin, be­folg­te blind­lings je­den Rat, je­de iro­nisch ge­mein­te Bit­te. Auf ein­deu­ti­ge Be­feh­le rea­gier­te sie wie ein Ro­bo­ter. Sie griff Ver­suchs­tie­re mit Zäh­nen und Fin­ger­nä­geln an. Sie zer­trüm­mer­te Holz­ti­sche wie ein Ka­ra­te­kämp­fer. Sie schoß mit enor­mer Ge­nau­ig­keit. Auf ei­ne ge­gen­tei­li­ge An­ord­nung hin zeig­te sie Herz­lich­keit und Lie­be zur Krea­tur. Sie sprang in eis­kal­tes Was­ser, um einen Fisch her­aus­zu­ho­len, der an­geb­lich noch den An­gel­ha­ken im Maul hat­te. Sie war zum Ro­bo­ter ge­wor­den. Und warum? Weil sie den In­halt von be­reits in Ver­we­sung über­ge­hen­den AFC-Kon­ser­ven ge­ges­sen hat­te. Da­mit hat­te sie die nor­ma­ler­wei­se sorg­sam do­sier­ten Wirk­stof­fe in viel­leicht mil­lio­nen­fa­cher Men­ge auf­ge­nom­men. Ihr Be­wußt­sein schal­te­te ab. Sie wur­de zur be­fehls­emp­fan­gen­den Ma­rio­net­te. Wenn das mit ei­ner Mil­li­ar­de Men­schen gleich­zei­tig ge­schieht, kön­nen wir uns aus­rech­nen, wie schnell wir von dem Mann im Hin­ter­grund hin­ge­rich­tet wer­den, Herr Ge­ne­ral! Das wä­re dann die ab­so­lu­te Dik­ta­tur über den Pla­ne­ten Er­de mit all sei­nen viel­schich­ti­gen Völ­kern!«
    Ich warf die Do­se zu den an­de­ren Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­den zu­rück. Schre­ckens­bil­der be­gan­nen sich vor mei­nem geis­ti­gen Au­ge ab­zu­zeich­nen. Ich sah re­vol­tie­ren­de Ar­meen, blind­lings los­feu­ern­de U-Boot­mann­schaf­ten und dröh­nen­de Pan­zer mit Ro­bot­men­schen-Be­sat­zun­gen.
    »Ein wei­te­rer,

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