Testobjekt Roter Adler
verseucht war als Nahrungsmittel, die man Behältern vor dem Verfallszeitpunkt entnimmt. Vielleicht liegt der Anreicherungswert auch bei einer oder bei zehn Millionen Einheiten. Wir wissen es nicht. Wir haben auch keine Ahnung, bei wie vielen Verbrauchern der gewünschte Effekt bereits erreicht worden ist. Es können eine Million, aber auch eine Milliarde Menschen sein – und das nicht nur auf der Erde, sondern ebenso draußen im Weltenraum. Die Konserven dieses gigantischen Nahrungsmittel- und Chemiekonzerns werden überall gegessen.«
Ich bückte mich und nahm eine der Notrationen auf. Der Sergeant hatte sich inzwischen zurückgezogen. Torpentouf wollte ihn nicht mithören lassen.
Ich sah mir die Dose an. Sie war grünlich lackiert, wie bei der US-Army üblich. Aber dann entdeckte ich das Symbol, das ich schon viele Male gesehen hatte, ohne es richtig zu beachten.
Das Markenzeichen der All Food World Corporation war ein stilisierter roter Adler. Er prangte auf jeder Konservendose, auf jedem Plastikeimer mit Waschpulver und auf jeder nur denkbaren Verpackungshülle.
Ich fühlte, wie ich mich verfärbte. Hannibal wollte etwas sagen, aber ich hatte seinen Gedanken schon erraten, nicht etwa gelesen!
»Sprich den Unsinn nicht aus, Kleiner. Es ist nicht damit getan, die Herstellung der weltweit begrüßten Verpackungsstoffe einfach mit dem Hinweis auf eine womöglich existente Gefahr zu verbieten. Die Wahrheit dürften wir wegen des Panikfaktors sowieso nicht sagen. Ein Hundertmilliardenkonzern wie die AFC würde uns einen Prozeß wegen Geschäftsschädigung anhängen. Außerdem würden die tüchtigen Spitzenwissenschaftler der AFC unseren Fachleuten zweifellos nachweisen, daß die angebliche Gefahr nicht existiert. Und damit würden Jahre vergehen, Jahre, in denen weitere Milliarden Konservendosen die Tochterfabriken in aller Welt verlassen. Okay, Chef, ich sehe klar. Wie weit sind die Ermittlungen gediehen? Wer ist außer der GWA eingeschaltet worden?«
»Sämtliche Abwehrdienste Europas und Asiens. Strengste Geheimhaltung! Clara Poterlee war der lebende Beweis, und den konnten meine Kollegen zum Glück noch miterleben. Sie, eine unvorstellbar geizige Millionärin, befolgte blindlings jeden Rat, jede ironisch gemeinte Bitte. Auf eindeutige Befehle reagierte sie wie ein Roboter. Sie griff Versuchstiere mit Zähnen und Fingernägeln an. Sie zertrümmerte Holztische wie ein Karatekämpfer. Sie schoß mit enormer Genauigkeit. Auf eine gegenteilige Anordnung hin zeigte sie Herzlichkeit und Liebe zur Kreatur. Sie sprang in eiskaltes Wasser, um einen Fisch herauszuholen, der angeblich noch den Angelhaken im Maul hatte. Sie war zum Roboter geworden. Und warum? Weil sie den Inhalt von bereits in Verwesung übergehenden AFC-Konserven gegessen hatte. Damit hatte sie die normalerweise sorgsam dosierten Wirkstoffe in vielleicht millionenfacher Menge aufgenommen. Ihr Bewußtsein schaltete ab. Sie wurde zur befehlsempfangenden Marionette. Wenn das mit einer Milliarde Menschen gleichzeitig geschieht, können wir uns ausrechnen, wie schnell wir von dem Mann im Hintergrund hingerichtet werden, Herr General! Das wäre dann die absolute Diktatur über den Planeten Erde mit all seinen vielschichtigen Völkern!«
Ich warf die Dose zu den anderen Ausrüstungsgegenständen zurück. Schreckensbilder begannen sich vor meinem geistigen Auge abzuzeichnen. Ich sah revoltierende Armeen, blindlings losfeuernde U-Bootmannschaften und dröhnende Panzer mit Robotmenschen-Besatzungen.
»Ein weiterer,
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