Testobjekt Roter Adler
schwere Thermorak-Pistole.
Der Schütze schien zwischen den Felsbrocken des nahen Ab hangs eine vorzügliche Deckung gefunden zu haben. Drei Solda ten des Henderwon-Sicherheitsdienstes tauchten in unserem Blickfeld auf. Ein Mann schrie uns etwas zu, was wir aber wegen der großen Entfernung nicht verstehen konnten.
Ich sah nur, daß er und seine Begleiter die leergeschossenen Magazine wegwarfen und neue Rundmagazine in die Zuführungshalterungen ihrer Maschinenkarabiner einrasten ließen.
Die Soldaten hatten damit hundertzwanzig Schuß zur Verfügung. Unsere Thermoraks verfügten nur über vierundzwanzigschüssige Doppelmagazine.
Ich öffnete weit meine Parasinne. Eine Flut von verworrenen Bewußtseinseindrücken verwirrte mich. Hannibal hatte bereits mit einer Einpeilung des Schützen begonnen und es mir überlas sen, den Feuerschutz zu übernehmen. Seine Waffe lag neben seiner Hand auf dem Boden.
»Eine Frau!« sagte er laut. »Ich habe sie aufgespürt. Sie will töten, um jeden Preis. Sie will die Insel in die Luft sprengen und versuchen, das Raketengeschütz des rechts von uns stehenden Gleitpanzers zu erreichen. Dessen Besatzung ist tot. Sie hat alle leichten Waffen mitgenommen. Soeben wechselt sie das Magazin. Vorsicht – sie liegt zwischen den beiden konisch aufragenden Felsbrocken. Die Soldaten kommen nicht heran, der Panzer steht im offenen Gelände. Achtung – die Frau besitzt atomar geladene Gewehrgranaten mit Eigenantrieb. Sie schiebt soeben eine auf den Lauftrichter. Sie will die drei Soldaten töten.«
Er berichtete weiter. Er hatte die Agentin – oder Irrsinnige – genau eingepeilt und konnte jede ihrer bevorstehenden Handlungen telepathisch erfassen.
Ich zögerte nicht länger. In meiner Dienstwaffe befanden sich zwölf Normalgeschosse und zwölf Thermorak-Projektile, die bei ihrer Zündung einen zwei Meter durchmessenden, zwölftausend Grad heißen Feuerball erzeugten. Über diese Munition verfügten nur ZBV-Schatten der GWA. Die Männer des Henderwon-Sicherheitsdienstes waren damit nicht ausgerüstet.
»Schnell, sie feuert die Atomgranate«, sagte Hannibal monoton.
Ich zog dreimal durch. Meine Minirakgeschosse schlugen zwischen den beiden Felsblöcken sowie rechts und links davon ein. Die entstehenden Feuerbälle waren von blauweißer, greller Glut.
Hannibal erwachte aus seiner Konzentrationsphase. Ich schau te in sein bleiches Gesicht.
»Aus, Psi-Kontakt erloschen. Ich …«
Wir gingen erneut in Deckung. Hinter den Felsen detonierte die Normalmunition. Es klang wie das Prasseln zahlreicher Feuerwerkskörper. Ich dachte an die atomaren Gewehrgranaten, die diese Frau ebenfalls in dem Panzer gefunden hatte.
Es handelte sich um moderne Fusionsgeschosse mit »kalter« Verschmelzungszündung bei etwas über viertausend Grad. Die hervorragende Isolation hielt aber den hohen Temperaturen des schnell abbrennenden Thermonitals stand. Versuche hatten bewiesen, daß die neuen Kunststoff-Mantelumhüllungen der Fusionssprengkörper erst bei über zwanzigtausend Grad versagten. In einem solchen Falle mußte es unweigerlich zu einer atomaren Reaktion kommen.
Ich rannte auf die Felsen zu. Von rechts kamen die drei Soldaten. Über den Bergen bemerkte ich einige Hubschrauber des Einsatzkommandos. Die Besatzungen waren anscheinend viel zu spät alarmiert worden. Wir mußten der Attentäterin genau in dem Augenblick vor die Mündung gefahren sein, als sie die offensichtlich ahnungslose Panzerbesatzung, wahrscheinlich durch einen Trick, erschossen hatte.
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