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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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mei­ner mit­tei­lungs­be­dürf­ti­gen See­le. Hö­ren Sie, jun­ger Mann, Sie dür­fen sich kei­ne Vor­wür­fe ma­chen, ist das klar? Wenn Sie Pech ha­ben, müs­sen Sie näm­lich mor­gen oder in ei­nem Mo­nat auf drei­jäh­ri­ge Kin­der schie­ßen, oder Sie wer­den von ih­nen ins Jen­seits be­för­dert. Sagt Ih­nen das et­was?«
    Wir wa­ren al­lein. Nur Han­ni­bal stand in Hör­wei­te.
    »Viel und doch nichts. Die be­jahr­te Da­me war of­fen­sicht­lich hyp­no­sug­ge­s­tiv be­ein­flußt.«
    »Sie sa­gen es, nur liegt der Fall ent­schie­den kom­pli­zier­ter. Das Test­ob­jekt Ro­ter Ad­ler läuft auf vol­len Tou­ren.«
    »Ist das ei­ne Tarn­be­zeich­nung?«
    »Ja, und zwar die tref­fends­te, die ich je ge­hört ha­be. Den­ken Sie ein­mal nach, wo sie tag­täg­lich und über­all auf der Welt einen schö­nen, stol­zen Ad­ler von dun­kel­ro­ter Far­be se­hen kön­nen. Na, fällt Ih­nen nichts ein?«
    Ich schüt­tel­te den Kopf. Te­le­pa­thisch aus­hor­chen woll­te ich ihn nicht.
    Tor­pentouf rief einen feld­marsch­mä­ßig aus­ge­rüs­te­ten Sol­da­ten sei­ner Ab­wehr­trup­pe her­bei. Der Mann kam nä­her und nahm Hal­tung an.
    »Sir …?«
    »Ser­geant, Sie er­hal­ten hier­mit den Be­fehl, den In­halt Ih­res Brot­beu­tels auf den Bo­den zu schüt­ten. Al­les, was dar­in ist.«
    Der Ser­geant run­zel­te leicht die Stirn, dann kipp­te er den Beu­tel um. Al­ler­lei Ge­gen­stän­de, die ein Sol­dat im Ein­satz bei sich ha­ben muß­te, pol­ter­ten auf den stei­ni­gen Bo­den.
    Me­di­ka­men­te mit Fer­tig­sprit­zen, Zi­ga­ret­ten, hoch­wer­ti­ge, in Was­ser lös­ba­re Nah­rungs­kon­zen­tra­te, ei­ni­ge fla­che Kon­ser­ven mit den üb­li­chen Notra­tio­nen, drei spe­zi­el­le Leucht­pa­tro­nen, Fil­ter­e­in­sät­ze für die Na­sen­lö­cher und ei­ni­ge Din­ge mehr.
    »Und …?« frag­te Tor­pentouf mit ei­nem ei­gen­ar­ti­gen Lä­cheln. Er lä­chel­te auch noch, als Re­ling zu­rück­kam und sich breit­bei­nig ne­ben uns stell­te.
    »Test­ob­jekt Ro­ter Ad­ler!« er­in­ner­te Mi­ke. »Se­hen Sie denn nichts?«
    »Nein, zum Don­ner­wet­ter«, fuhr ich ihn ge­reizt an. Er nick­te nur und schau­te Re­ling an.
    »Die­sen Ver­such hal­te ich für bes­ser als lang­at­mi­ge Un­ter­wei­sun­gen, Chef. Er sieht es nicht, ob­wohl es di­rekt vor sei­ner Na­se liegt. Hier, die­se Kunst­stoff­do­se mit ge­ba­cke­nen Boh­nen und Schwei­ne­fleisch, ers­te Qua­li­tät, drei Jah­re halt­bar, selbst er­wär­me­nd durch ein­ge­bau­ten Brand­satz und so wei­ter – die ken­nen Sie doch?«
    »Ich ha­be frü­her wo­chen­lang Kon­ser­ven die­ser Art ge­ges­sen. Auf dem Mond und dem Mars eben­falls. Was soll das, Mi­ke? Wir kön­nen glück­lich sein, daß man mit den neu­en Do­sen end­lich ein Ma­te­ri­al ge­fun­den hat, das sich nach dem Weg­wer­fen von selbst ver­nich­tet.«
    »Si­cher, über­glück­lich!« höhn­te Mi­ke. »Al­les für den Um­welt­schutz, nicht wahr? Okay, mein Jun­ge, dann will ich Ih­nen mal et­was sa­gen. Wenn die al­te Da­me, die Sie vor­hin so heiß ge­küßt ha­ben, nicht der größ­te Geiz­hals der Ver­ei­nig­ten Staa­ten ge­we­sen wä­re und wenn sie nicht be­reits ver­fal­le­ne Schild­krö­ten sup­pe aus ei­ner der­ar­ti­gen Selbst­ver­nich­tungs­do­se ge­ges­sen hät te, dann wüß­ten wir heu­te noch nicht, daß die­se wun­der­schö­nen Bak­te­ri­en­kul­tu­ren nicht nur die Ver­pa­ckung zer­stö­ren, son­dern au­ßer­dem einen be­stimm­ten Sek­tor im mensch­li­chen Ge­hirn! Das hät­ten wir erst viel zu spät be­merkt.«
    »Ich be­grei­fe noch im­mer nicht.«
    »Ver­ständ­lich«, er­griff Re­ling end­lich das Wort. »Die zur Fäul­nis­zer­stö­rung not­wen­di­gen Kul­tu­ren wer­den wirk­sam, auch wenn die Do­sen nicht ge­öff­net sind! Die Wirk­stof­fe si­ckern in al­les ein, was von die­sem Kunst­stoff um­hüllt wird, egal ob es sich um Sup­pen, Fleisch, Boh­nen oder Sa­lat­köp­fe han­delt. Hier läuft ein Lang­zeit­plan zur Un­ter­jo­chung der Mensch­heit. Cla­ra Po­ter­lee aß fünf Li­ter Sup­pe, die durch den längst ein­ge­tre­te­nen Zer­set­zungs­pro­zeß der Do­sen et­wa hun­dert­tau­send­fach stär­ker

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