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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Hin­rich­tung be­wahrt wor­den. Nach dem Ab­schluß des Weit­sprung­wett­be­wer­bes mel­den wir uns mit den neues­ten Nach­rich­ten. World Te­le­vi­si­on bil­det ei­ne Son­der­re­dak­ti­on.«
    Viel mehr brauch­ten wir nicht zu hö­ren. Ich sah Re­ling an, der prü­fend zu Mar­schall Pri­mo Zeglio, dem Chef der EU­RO-Ab­wehr, hin­über­schau­te. Zeglio, der in Uni­form er­schie­nen war, sprach be­reits in das Mi­kro­phon sei­nes Spe­zi­al­sen­ders, der ihn via Sa­tel­lit mit dem EU­RO-Haupt­quar­tier in Genf ver­band. Nie­mals zu­vor hat­te ich den schlan­ken, ari­sto­kra­tisch wir­ken­den Nor­di­ta­lie­ner so ner­vös ge­se­hen. Sei­ne sonst pe­dan­tisch ge­pfleg­ten Haa­re wa­ren zer­wühlt. Die grau­en Sträh­nen wirk­ten hel­ler als sonst.
    Nach ei­ni­gen Mi­nu­ten leg­te er das Funk-Vi­si­phon zur Sei­te. Fas­sungs­los schau­te er sich um. Er war blaß.
    »Mei­ne … mei­ne Her­ren, ich fin­de kei­ne Er­klä­rung«, sag­te er. »Die Le­bens­er­hal­tung Dr. Van Haet­lins war ge­plant, aber wie­so der Film, der auf Grund un­se­rer Ge­setz­ge­bung und nach Wie­der­ein­füh­rung der To­dess­tra­fe an­ge­fer­tigt wer­den muß­te, in die falschen Hän­de ge­lan­gen konn­te, ist mir rät­sel­haft. Die an­we­sen­den Be­am­ten der Pa­ri­ser Jus­tiz­be­hör­de sind zu­ver­läs­sig, des­glei­chen der Ka­me­ra­mann. Ich se­he mich ge­zwun­gen, bis zur Klä­rung die­ses ka­ta­stro­pha­len Ver­sa­gens mein Amt zur Ver­fü­gung zu stel­len. Ich bit­te um Ihr Ver­ständ­nis, mei­ne Her­ren.«
    »Ich ha­be Sie schon im­mer für einen Eh­ren­mann ge­hal­ten, Pri­mo«, fiel Re­ling er­staun­lich ge­las­sen ein. »Sie ha­ben es nicht nö­tig, sol­che Maß­nah­men ein­zu­lei­ten. Der Übel­tä­ter steht vor Ih­nen.«
    Ich schloß krampf­haft die Au­gen. Gleich­zei­tig über­fiel mich die Ah­nung, daß der Al­te wahr­schein­lich längst auf die Idee ge­kom­men war, die ich nach Be­en­di­gung der Fern­seh­über­tra­gung äu­ßern woll­te.
    Ar­nold G. Re­ling hat­te mich be­reits ein­ge­plant! Er wuß­te viel län­ger als ich, daß Dr. Van Haet­lin mei­ne Fi­gur be­saß. Die dar­aus re­sul­tie­ren­den Schluß­fol­ge­run­gen wa­ren ein­deu­tig. Die Ma­schi­ne­rie der GWA lief si­cher auf Hoch­tou­ren.
    »Ich ver­ste­he nicht ganz«, sag­te Zeglio zö­gernd.
    Re­ling wink­te ab; et­was zu läs­sig, wie mir schi­en. Al­ler­dings schi­en er sich bei sei­nem Auf­tritt nicht hun­dert­pro­zen­tig wohl zu füh­len.
    »Die Lo­gi­k­aus­wer­tun­gen des Groß­rech­ners PLA­TO ha­ben mich be­wo­gen, den Film un­auf­fäl­lig und – wie ich Ih­nen ver­si­chern darf – ab­so­lut ge­konnt an den Mann zu brin­gen. Der Wa­gen, der den Ka­me­ra­mann und des­sen Ge­rä­te be­för­der­te, wur­de ›über­fal­len‹. Das wird be­stimmt in der nächs­ten Nach­rich­ten­sen­dung be­kannt­ge­ge­ben. Gent­le­men – der Weg zum ach­ten Mann führt nur über die be­währ­te Ein­si­cke­rungs­tak­tik der GWA. In­fol­ge­des­sen war es un­er­läß­lich, den Un­be­kann­ten da­von in Kennt­nis zu set­zen, daß ei­ni­ge Bul­mers-Schü­ler, Ka­pa­zi­tä­ten wie er, von der GWA kurz vor der Hin­rich­tung ge­ret­tet wur­den. Die In­for­ma­ti­on über die Be­frei­ung der drei an­de­ren De­lin­quen­ten durch GWA-Schat­ten ZBV stammt eben­falls von mir. Der ach­te Mann muß und soll wis­sen, daß die­se sie­ben Per­so­nen ge­wis­ser­ma­ßen frei sind. Die Fra­ge, warum es die GWA für not­wen­dig hielt, sie dem Hen­ker zu ent­rei­ßen, wird dem Un­be­kann­ten er­heb­li­che Kopf­schmer­zen be­rei­ten.«
    Pri­mo Zeglio at­me­te tief und laut. Oh­ne ein Wort des Vor­wurfs such­te er sich einen Stuhl und nahm Platz.
    Re­ling sprach so ge­las­sen und aus­ge­gli­chen wie stets vor ent­schei­den­den Ein­sät­zen.
    »Er wird un­ru­hig wer­den. Er weiß nicht, kann es nicht ein­mal ah­nen, was wir mit den sie­ben Auf­ge­stock­ten vor­ha­ben. Un­ter Um­stän­den fühlt er sich jetzt schon be­droht. Kann er ganz si­cher sein, daß im At­lan­tis-Stütz­punkt nie­mals sein Na­me er­wähnt wur­de? Fragt er sich, ob sein Lehr­meis­ter, Pro­fes­sor Bul­mers, nicht

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