Testobjekt Roter Adler
Todeskandidat logischerweise alles zu versuchen, um den Kapitän auf meine Seite zu bringen. Das würde er berichten. Danach würde mich der achte Mann einstufen. Viele Dinge mußten überlegt werden. Nichts konnte rückgängig gemacht werden. Alles mußte hieb- und stichfest sein.
Corvic zögerte. Unterdessen rollte sein granatförmiges, silberglänzendes Monstrum mit angelegten Schwenktragflächen auf die Ausweichpiste zu. Wir waren die erste Maschine in der Reihe jener, die entlang der Nordsüd-Rollbahn aufgestellt werden sollten. Aber das hatten wir gut überlegt.
Ich bemerkte, daß andere Flugzeuge die Schubleistung zurücknahmen. Sie wurden unauffällig langsamer. Wir gewannen Abstand. Gleichzeitig wurde über Funk die Begründung dafür durchgegeben.
Das Gesicht eines Uniformierten erschien auf dem Rundschirm der Kanzel.
»Flugleitung an EURO-Bomber-1245. Drosseln Sie bitte Ihre Triebwerke. Sie blasen uns ja die kleineren Einheiten in die Luft. Verdammt, mußtet ihr mit dem Giganten kommen! Rollen Sie weiter, Major Corvic, aber langsam. Die anderen Piloten lassen Sie passieren. Drosseln Sie Ihren Schub noch mehr.«
Ich lachte. Corvic vernahm es bestimmt. Wieder begann sein Gesicht eigentümlich zu zucken. Ich sondierte seinen Gedankeninhalt und stellte fest, daß sein Wachbewußtsein mit dem Hypnoblock kämpfte. Er war von meiner Theorie überzeugt, aber noch durfte er sie nicht realisieren.
»Wir müssen ihn unterstützen«, vernahm ich Hannibals telepathischen Zuruf. »Geht das? Oder könnte er es bemerken?«
»Finger weg«, warnte ich auf Esper-Ebene. »Das ist mir zu riskant. Seine Logik wird siegen. So nachhaltig ist er nicht blockiert. Wir können ihn nur mit Worten unterstützen.«
Wir schwenkten auf die Seitenpiste ein. Zwei Kilometer weiter kreuzte sie die Nordsüd-Bahn. Es wurde Zeit.
»Corvic, nehmen Sie Vernunft an«, drängte ich weiter. »Sie hören doch, daß die Flugleitung die anderen Maschinen schon zurückhält. Denen passiert überhaupt nichts.«
»Wenn … wenn ich starte, was schlagen Sie als Anschlußhandlung vor?« erkundigte er sich gepreßt.
»Die BO-1245 knapp hochziehen und anschließend sofort bis dicht über die Wasseroberfläche drücken. Fahrt aufnehmen bis zur Verglühungsgrenze. Erst wenn wir aus dem Radarecho der internen Raketenabwehr heraus sind, dürfen Sie mit Vollschub hochziehen. Rasen Sie in den Himmel. Man wird uns orten und auf die Knöpfe drücken. Dann müssen wir mit weitreichenden Raumabwehrraketen des Außengürtels rechnen. Die Jäger werden auf sich warten lassen. Sagen Sie, befinden sich marsianische Störgeräte an Bord oder nicht? Können Sie die Selbstlenkköpfe der Raketen täuschen?«
»Ja.«
»Na also. Bleiben Sie vorerst so tief wie möglich. Mit dieser Maßnahme schalten wir die kurzreichende Bodenabwehr aus. Sie sagten etwas von aussteigen?«
»Nur Sie, Dr. Peroni und ich. Gehen Sie nach hinten. Zwei Männer werden Ihnen Druckanzüge mit Sauerstoffversorgung und Rotorschweber aushändigen. Anlegen. Wir steigen bei genau dreißigtausend Fuß mit den Schleudersitzen aus. Der Autopilot ist programmiert. Der Bomber steigt weiter, die Besatzung bleibt an Bord. Wenn er nicht vorher von Abfangjägern abgeschossen wird, explodiert er in hundert Kilometern Höhe. Machen Sie sich fertig. Ich rüste mich ebenfalls aus.«
Wir zwängten uns durch die sinnverwirrende Technik nach hinten in den Navigatorraum. Dort erhielten wir zwei Hochdruckmonturen, wie sie auch von Jägerpiloten getragen wurden. Die kleinen Rotorschrauben, von denen die überholten Fallschirme ersetzt wurden, hingen zusammengeklappt in
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