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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Die Luft war hier un­ten viel zu dick.
    Hen­der­won-Is­land war längst hin­ter dem Ho­ri­zont ver­schwun­den. Die klei­nen Luft­ab­wehr­ra­ke­ten der Forts konn­ten uns nicht mehr er­rei­chen, wohl aber die schwe­ren Ge­schos­se der Raum­ab­wehr.
    Ich sprach kein Wort mehr. Es wä­re zweck­los ge­we­sen. Cor­vic war ein aus­ge­zeich­ne­ter Pi­lot. Er wuß­te ge­nau, was er dem Bom­ber zu­mu­ten durf­te. Er zeig­te auch kei­ne Spur von Ner­vo­si­tät. Das hing mit sei­nem Sug­ge­s­tiv­block zu­sam­men. Angst »hat­te« er nicht zu ken­nen! Und wer kei­ne wirk­li­che Furcht emp­fin­det, wird nicht ner­vös.
    Die Au­to­ma­t­an­zei­gen ver­rie­ten mir, daß wir ge­ra­den Kurs auf die süd­ame­ri­ka­ni­sche Ost­küs­te ein­hiel­ten. Sie kam bei die­sem Tem­po sehr schnell nä­her.
    Trotz­dem flog Cor­vic im ge­fähr­li­chen Tief­flug wei­ter, bis wir am Ho­ri­zont die Gip­fel der Hoch­an­den er­kann­ten.
    »Steilflug, auf­pas­sen! Fer­tig­ma­chen zum Ab­sprung«, gab er uns über Bord­sprech­funk durch. »Hier un­ten er­wi­scht uns kein Jä­ger. Die ris­kie­ren nicht ih­re Trag­flä­chen. Wir glü­hen all­mäh­lich aus. Das Ma­te­ri­al bricht in et­wa fünf Mi­nu­ten. Es ist weiß­glü­hend. Ich zie­he hoch, jetzt!«
    Der Bom­ber reck­te plötz­lich die spit­ze Na­se mit dem weit vor­ra­gen­den Stau­druck­mes­ser in den Him­mel.
    Ra­ke­ten­gleich, mit fast drei­fa­cher Schall­ge­schwin­dig­keit, don­ner­te er dem Welt­raum ent­ge­gen.
    Han­ni­bal und ich kann­ten das aus vie­len Übun­gen. Wir zo­gen schleu­nigst die Gur­te, auf Ma­xi­mal­fes­tig­keit, fuh­ren die Pan­zer­plast­hau­ben aus den Rücken­leh­nen aus und lie­ßen sie über un­se­re Köp­fe glei­ten.
    Der zwei­ge­teil­te Brust­schild, be­stimmt zur Ab­wehr der auf uns ein­peit­schen­den Luft­mas­sen, glitt rechts und links aus den ho­hen Ses­sel­leh­nen. Er schnapp­te über un­se­ren Kör­pern zu­sam­men.
    Cor­vic si­cher­te sich ähn­lich ab. Gleich­zei­tig er­teilt er der Be­sat­zung den Sug­ge­s­tiv­be­fehl, auf­tau­chen­de Or­bit­jä­ger mit Bord­waf­fen an­zu­grei­fen.
    In ge­nau zehn Ki­lo­me­tern Hö­he, die wir in we­ni­gen Au­gen­bli­cken er­reicht hat­ten, krach­ten über uns die Pan­zer­plast­schei­ben fort. Cor­vic hat­te sie ab­ge­sprengt.
    Ehe uns der fau­chen­de Luft­strom er­fas­sen konn­te, zün­de­ten die Ra­ke­ten­sät­ze der Schleu­der­sit­ze. Sie jag­ten in den Spe­zi­al­schie­nen nach oben, schos­sen aus dem Rumpf der Ma­schi­ne und brach­ten uns auch vor dem Feu­er­sturm ver­we­hen­der Plas­ma­mo­le­kü­le in Si­cher­heit.
    Ich wur­de – wie mir schi­en – ei­ni­ge tau­send Ma­le um sämt­li­che Ach­sen ge­schleu­dert. Die Kunst­be­at­mung des Druck­an­zu­ges hat­te au­to­ma­tisch ein­ge­setzt.
    Als das Don­nern ver­hall­te und die Ma­schi­ne als flam­men­der Punkt am Him­mel ver­schwun­den war, wur­de es plötz­lich ei­gen­tüm­lich ru­hig. Ich stürz­te in ei­ner stei­ler wer­den­den Pa­ra­bel der Er­de zu.
    Der Sitz sta­bi­li­sier­te sich von selbst. Jetzt er­kann­te ich, daß un­ter uns die Fels­mas­sen der An­den la­gen. Das war al­so Cor­vics Ziel ge­we­sen.
    Da wir in­fol­ge un­se­rer mar­sia­ni­schen TF-Ge­rä­te kaum zu or­ten wa­ren, konn­te nie­mand un­ser Aus­steig­ma­nö­ver be­ob­ach­tet ha­ben.
    Als ich dar­an dach­te, klapp­ten un­ver­mit­telt die Schutz­schil­de zu­rück. Die Gur­te lös­ten sich au­to­ma­tisch. Ich wur­de mit sanf­tem Ruck aus dem Schleu­der­sitz ge­sto­ßen. Im glei­chen Au­gen­blick ent­fal­te­ten sich die bei­den klei­nen, ge­gen­läu­fi­gen Ro­tor­blät­ter.
    Sie stan­den auf Se­gel­stel­lung, aber ich konn­te sie auch ma­schi­nell an­trei­ben und zum be­steu­er­ten Hub­flug über­ge­hen.
    Wei­ter rechts hing Han­ni­bals un­för­mi­ge Ge­stalt am Rücken­ro­tor. Cor­vic schweb­te ei­ni­ge Me­ter über uns, aber weit links.
    Er wink­te hef­tig. Auf einen Funk­sprech­ver­kehr schi­en er ver­zich­ten zu wol­len. Na­tür­lich – die Or­tungs­ge­fahr war zu groß. Die süd­ame­ri­ka­ni­schen Staa­ten bil­de­ten zwar noch kei­ne Ein­heit wie Eu­ro­pa oder

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