Testplanet Kratos
aus. Sollte Miß James sich auch weigern, verfährst du mit ihr ebenso. Ausführung.«
»Befehle empfangen. Ausführung erfolgt.«
Conrad hakte sich von der Nylonleine aus. Nachdem er die Funktionstüchtigkeit der Nitro-Bomben nochmals überprüft hatte, trat er in den Tunnel, der zum Nest führte.
Ein langer Weg, der immer nur hinaufführte, erwartete ihn. Ihm stand somit viel Zeit zur Verfügung, um sich Gedanken darüber zu machen, was er unternehmen sollte, falls ihm ein Todeswurm entgegenkam. Ihm blieb dann nur eins zu tun übrig. Da er nicht rasch genug vor dem Ungeheuer davonlaufen konnte, würde er sich wohl mit einem großen Knall verabschieden müssen.
Conrad stellte bald fest, daß auch sein hypersensitives Auge nicht die beste Hilfe bei völliger Dunkelheit war. Er konnte die Tunnelwände nur durch einen dicken, blauschwarzen Nebel »sehen«. Zweimal wäre er fast in kleinere Abgründe gestürzt, die er einfach nicht hatte ausmachen können. Er war nur froh darüber, daß das gekühlte Nitroglyzerin relativ sicher war. Ohne die Tiefkühlung hätte er sich längst selbst in die Luft gesprengt.
Als Conrad das merkwürdige Pochen hörte und spürte, das ihm zum ersten Mal am Mount Conrad aufgefallen war, wußte er, daß er nicht mehr weit war. Bald würde er vielleicht schon herausfinden können, was es mit diesem Pochen auf sich hatte.
Der Umgebungsmesser, ein kleines Kästchen, das an seinem rechten Unterarm befestigt war, sagte ihm, daß Temperatur und Feuchtigkeit stiegen, während der Luftdruck fiel: daß der Boden immer ebener wurde, und daß schwache, aber nicht zu unterschätzende Radioaktivität festzustellen war. Der Elektrochron sagte ihm, daß seit dem Beginn des Unternehmens fünfundvierzig Minuten vergangen waren. Also stand ihm nicht allzu viel Zeit zur Verfügung, um sich das eigentliche Nest genauer anzusehen. Schließlich mußte er an den Rückweg denken.
Plötzlich verbreiterte sich der Tunnel zu einer riesigen Kammer, in deren Zentrum sich ein großer, oben abgeflachter Hügel befand, zu dessen Gipfel eine spiralförmige Furche führte. Conrad blieb etliche Minuten stehen, um sich in dem dunstigen Glühen zurechtzufinden. Sein Gehirn arbeitete unermüdlich und fleißig daran, die schwache Infrarot-Strahlung in ein zusammenhängendes Bild zu übersetzen.
Der Boden unter Conrads Füßen bebte. Das Beben rührte von den männlichen Todeswürmern her, die in der riesigen Kammer lagen und ruhten. Jetzt wurde Conrad klar, woher das Pochen kam. Die Ursache war das schwache, aber gleichzeitige Zucken und Wogen der immensen Körper, in deren Folge die Schädel ungefähr einen halben Meter vom Boden gehoben wurden und dann wieder hinabkrachten. Vielleicht hatte das Ganze etwas mit ihrem Atmungssystem zu tun oder war auf Grund irgendwelcher Muskelaktivitäten notwendig.
In diesem Augenblick wünschte sich Conrad sehr, hier mit dem normalen Auge und einer starken Lampe sehen zu können. Es fiel seinem Verstand recht schwer, aus den schwachen Infrarot-Mustern ein sinnvolles Bild zusammenzustellen. Aber die bisher gewonnenen Erkenntnisse wiesen eindeutig auf die hohe Lichtsensibilität dieser schrecklichen Ungeheuer hin. Damit blieb Conrad nichts anderes übrig, als sich so zurechtzufinden.
Im Lauf der Zeit konnte er seine Umwelt immer klarer erkennen. Die schlafenden männlichen Todeswürmer gruppierten sich rund um den zentralen Hügel. Sicher nahmen sie eine Schutz- oder Wachfunktion wahr. Ihre riesigen pulsierenden Leiber glühten dumpf im nebligen Dunkel. Nur von der monströsen Königin war nichts zu entdecken. Vielleicht lag sie auf dem Gipfel des Miniaturberges oder in ihm. Conrad kam diese Vermutung immer logischer vor. Die männlichen Tiere – es mußten die sein, die gestern das Gemetzel überlebt hatten – bewachten sie zweifellos während ihrer Schwangerschaft.
Der Miniatur-Tafelberg im Zentrum des Nestes war etwa fünfhundert Meter hoch. Die Vorstellung, ihn besteigen zu müssen, wirkte alles andere als ermutigend. Aber Conrad glaubte, damit durchaus fertig werden zu können.
Später blieb dem Commander immer noch genug Zeit, sich Gedanken über das angeborene Konstruktionsvermögen der Todeswürmer zu machen, die eine gut tausend Meter hohe Nesthöhle errichten, mit einem effizienten Ventilationssystem versehen und darin einen sicheren Ort für die Königin einrichten konnten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt mußte sich Conrad jedoch auf seine Bomben-Mission konzentrieren. Er
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