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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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das Gefühl, wenn ich jetzt anfinge zu weinen, würde ich nie mehr aufhören können?
    Nerven, es waren einfach nur die Nerven. Noch zwölf Querstraßen. Elf. Mir blieb kaum noch Zeit. Bring diese Hochzeit hinter dich, Claire, dann geht es dir wieder gut. Alle Bräute bekommen kalte Füße.
    Ein Taxi hielt an, um einen Fahrgast aussteigen zu lassen. Gottlob mussten wir hinter ihm stoppen.
    »Ich … ich...«, stammelte ich. Bea und Mom beugten sich erwartungsvoll vor. Hoffnungsvoll. Ich nahm noch einen Schluck Champagner.

    »Was ist mit dir, Claire?«, fragte Mom liebevoll. »Stimmt irgendwas nicht? Dann sag es uns lieber jetzt gleich, kein Problem, wir stehen hundertprozentig hinter dir.«
    »Ja genau«, kam es leicht schleppend von Bea. »Lieber jetzt als in zwei Stunden.«
    Noch acht Querstraßen. Ich dachte an Dad. Daran, wie ich als kleines Mädchen auf seinen Schoß geklettert war und von ihm die Geschichte hören wollte, wie er und Mom sich kennengelernt hatten. Und wenn er damit fertig war, bat ich ihn, sie noch einmal zu erzählen. Weil man von einer richtigen, echten Liebesgeschichte nie genug bekommen kann. Und weil ich als seine Tochter so gern sah, wie sein Gesicht zu strahlen begann, wenn er sagte: »Und dann kam deine Mutter zur Tür herein.«
    »Da, Claire«, sagte meine Mutter und gab mir ein Taschentuch. Jacques würde einen Anfall kriegen, wenn er meine tropfnassen Wangen sähe. »Warum weinst du denn, Liebes?«
    »Sind bloß die Nerven«, quetschte ich durch den sattsam bekannten Kloß im Hals heraus. Für jede andere Antwort war es zu spät. Ich, ich allein hatte es so weit kommen lassen. Mein Leben war außer Kontrolle geraten, und daran war niemand anders schuld als ich, ich ganz allein.
    Der Bentley hielt vor der steinernen Kirchenfassade. Völlig benebelt ließ ich mir von Mom und Bea aus dem Wagen und über den kurzen Kiesweg helfen. Ich bekam verschwommen mit, dass Lucille und Mandy unter viel Geschnatter aus dem zweiten Bentley stiegen und wir alle fünf die Kirche betraten. Mom hielt meine Hand fest im Griff. Und dann -
    Zerriss ein markerschütternder Schrei die Luft.
    Lucille.

    Zehn Schritte vor mir saß jemand im Vorraum auf einem Stühlchen. Mein Bräutigam.
    » Das ist ein schlechtes Omen!« , heulte seine Mutter auf wie die Todesfee in einem Gespensterroman, mit blankem Entsetzen im Gesicht. » Ein schlechtes Omen! Er... darf... dich... vor … der … Hochzeit... nicht … sehen!« Ihrem schmächtigen Brustkorb entrangen sich jämmerliche Pfeiftöne, die auf akuten Luftmangel hindeuteten.
    »Jetzt reg dich nicht so auf, Luce«, sagte Mom gelassen und führte sie zu einem kleinen Nebenraum. »Bleib locker, Schätzchen. Ist schon alles gut.«
    »Aber … das … ist … ein... schlechtes … Omen! Sie … sollen ... sich... doch … nicht -«
    »Ich weiß, Luce, aber jetzt beruhige dich mal wieder«, redete Mom ihr gut zu und bugsierte sie durch die Tür. Beatrice kippte im Gang noch schnell eine Ladung Rosenblüten aus einer Papiertüte aus, schnappte sich Mandy und war im Nu mit ihr hinter derselben Tür verschwunden.
    Somit blieben Randall und ich allein im Vorraum der Kirche zurück.
    Einen Augenblick lang sahen wir einander einfach nur an, ohne ein Wort. Wie elegant er sich in seinem Smoking ausnahm - damit konnte er Cary Grant ohne weiteres das Wasser reichen.
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte er leise.
    »Danke«, sagte ich. »Du auch … äh, ich meine, du siehst echt gut aus.«
    Wir waren das Bilderbuchpaar, wir standen kurz vor einer Bilderbuchhochzeit und dem Beginn eines Bilderbuchlebens. Und starrten einander weiterhin unverwandt an, er von seiner, ich von meiner Seite des kleinen Vorraums.

    »Ich glaube, wir haben meine Mutter ernsthaft verstört. Das ist wahrhaftig ein schlechtes Omen.« Randall versuchte es mit einem Lachen abzutun, aber seine Stimme klang nicht im Mindesten fröhlich.
    »Meine Mom kümmert sich schon um sie«, sagte ich.
    Weiteres drückendes Schweigen.
    »Na, dann sollte ich mich wohl mal auf meinen Posten begeben.« Er lächelte. Ich nickte.
    Das war’s dann also. Der letzte Moment, in dem wir -
    »Es reicht nicht«, kam aus dem Nichts eine Stimme, die erschreckend nach mir klang.
    »Was?«, fragte er.
    »Es reicht nicht«, kam es noch einmal von derselben Stimme.
    »Was meinst du damit, Claire?«, fragte Randall. Die Betroffenheit stand ihm im Gesicht geschrieben. »Was soll das heißen, es reicht nicht ?«
    Oh Gott. Das war meine Stimme

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