Teufel in High Heels
- die sich ohne Erlaubnis zu Wort meldete, als gehörte sie nicht mehr zu mir und spräche mit einem Mal aus, was ich seit Wochen, ach was, seit Monaten dachte.
»Was reicht nicht, Claire?« Randall stand jetzt dicht vor mir, hielt meine Arme fest umfasst.
Er wirkte zu Tode erschrocken. Seine Fingerknöchel wurden weiß.
Sag es, Claire, dachte ich. Sprich es aus, bevor es zu spät ist.
Aber dazu musste ich vollkommen überzeugt sein, dass Randall letztlich genau das von mir hören wollte. Ich hatte ihn strahlen sehen, als Coral ins La Goulue kam. Und dabei an das Gesicht meines Vaters denken müssen, wann immer
er meine Mutter sah. Und an Lukes Gesicht, jedes Mal, wenn ich ihn sah.
Der Zug war noch nicht abgefahren. Noch konnte ich ihn aufhalten.
»Randall, du weißt, dass ich dich liebe. Ich schätze dich über alles. Du bist ein Wunder von einem Mann. Aber was uns zwei angeht - es reicht einfach nicht, und ich glaube, du empfindest das genauso wie ich -«
»Was? Was redest du da, Claire? Herrgott, wir sind doch schon so gut wie verheiratet - du hast bloß Bammel, das ist alles! Wir lieben uns, Claire, und was noch schwerer wiegt, wir respektieren einander. Das sind doch zwei gute Gründe, um zu heiraten, in meinen Augen jedenfalls.«
Und damit hatte er vollkommen recht. Liebe und gegenseitiger Respekt waren zwei ganz ausgezeichnete Gründe für eine Heirat. Ich verstand, was Randall meinte, sah zum ersten Mal vor mir, wie es sein würde, mit ihm verheiratet zu sein. Wir würden stets um das Wohl des anderen besorgt sein. Ich würde von ihm alles bekommen, was ich brauchte oder wollte. Er würde mir Respekt entgegenbringen. Ein pflichtbewusster Ehemann sein.
Aber nie mit Haut und Haaren, nie mit wahrer Leidenschaft. Ebenso wenig wie ich, seine pflichtbewusste Ehefrau. Und das reichte nicht für mich.
»Randall«, fragte ich leise, »warum hast du dich von Coral getrennt?«
» Was?! Was hat Coral damit zu tun? Das ist Ewigkeiten her, Claire, es hat nichts, aber auch gar nichts -«
»Ich habe gesehen, wie du sie angeschaut hast, Randall, als sie in das Restaurant kam. Ich würde einfach gern wissen, was dich dazu bewogen hat, mit ihr Schluss zu machen.«
Randall wurde puterrot. »Claire, ich hab dir doch gesagt, zwischen uns ist nichts vorgefallen! Es war keine große Sache! Ich wollte sie einfach nur persönlich von der Hochzeit in Kenntnis setzen. Bitte glaub mir, Claire, weiter war es nichts -«
»Das glaube ich dir gerne, Randall. Ich habe mich nur gefragt, warum du letztlich mit ihr Schluss gemacht hast.«
»Na ja, sie - es passte einfach nicht - ich weiß nicht, warum und wieso, es hat eben nicht hingehauen!«
»Aber du hast sie geliebt, oder? Also warum hat es nicht hingehauen?«
»Claire, jetzt mal im Ernst, wieso ist das hier plötzlich ein Thema? Mit mir und Coral ist Schluss, da gibt es nichts zu -«
»Sag mir einfach ganz ehrlich, warum es nicht hingehauen hat, und ich komme nie wieder darauf zurück.«
Randall vergrub den Kopf in den Händen. »Weil … weil meine Mutter nicht einverstanden war mit Coral... oder vermutlich eher mit ihrer Herkunft. Fand, sie wäre nicht die Richtige für mich. Und ich vertraue meiner Mutter. Sie hat immer nur mein Bestes gewollt.«
»Und du hast ihr auch vertraut, als sie meinte, ich wäre das Beste für dich.«
»Ich - hör zu, Claire, es ist nicht so, dass ich blind nach ihrer Pfeife tanze. Ich kann sehr wohl für mich selbst entscheiden, und ich liebe dich. Du machst mich sehr glücklich -«
»Und bei Coral? Was fühlst du, wenn du an sie denkst?«
Er sah mich kopfschüttelnd an, verzweifelt und frustriert zugleich. »Es ist vorbei , Claire, wie oft -«
»Was fühlst du, wenn du an sie denkst, Randall?«
Er wurde still. Ein Blick zwischen uns sagte alles. »Es war anders«, gab er leise zu. »Ich weiß auch nicht wieso. Aber ich liebe dich wirklich, Claire.«
»Randall, zwischen uns ist etwas, und das letzte Jahr war wunderbar - aber es reicht nicht. Und es ist nicht deine Schuld - es geht nicht nur um dich und Coral. Ich habe mich in jemand anders verliebt. Ohne es darauf anzulegen, es ist einfach passiert.« Wir setzten uns nebeneinander auf die Stufen. »Wenn wir heiraten, hieße das, einander zu betrügen. Das will ich weder für dich noch für mich.«
Ich holte tief Luft, bevor ich auf die Zielgerade einbog. »Wir können nicht heiraten, Randall. Es tut mir leid - vor allem, dass mir das erst ein paar Minuten vor unserer Hochzeit klar
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