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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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schon sagte, ich würde heute Abend nicht vor Ihnen allen hier stehen, wären da nicht die harte Arbeit und der geschulte Blick von -«
    Ich begann zu lächeln, doch dann wanderte mein Blick zurück zu Vivian, die lautstark schnaubte. »Setzen Sie sich verdammt noch mal hin «, zischte sie mich an. Das Mikrofon
fing ihre Worte ein und ließ sie verstärkt vor der immer noch mucksmäuschenstillen Cocktailgesellschaft ertönen.
    Meine Wangen wurden brennend rot. Luke sagte nichts. Ich stand da wie angewurzelt.
    »Ich sagte, setzen Sie sich hin!«, wiederholte Vivian, nun lauter. »Sie machen sich lächerlich, Claire. Schön, Sie haben eine kleine Rolle beim Zustandekommen des Buchs gespielt, aber Luke übertreibt Ihren Verdienst bei weitem. Haben Sie wenigstens den Anstand, das Lob nicht anzunehmen.« Sie lächelte entschuldigend in die Menge, als wäre ich ein eigensinniger kleiner Vielfraß, der nie genug bekommen konnte.
    »Vivian«, sagte Luke energisch, »Claire hat eine ganz, ganz wesentliche Rolle bei -«
    »Ist schon okay«, sagte ich leise, und Luke ließ frustriert den Kopf hängen. Ich sah Vivian ins Gesicht, mit einem Mal ohne alle Angst. Ich hatte den Mut gehabt, bei meiner Hochzeit die Notbremse zu ziehen - das hier würde ich auch schaffen. »In diesem Moment geht es nicht um mich, Luke. Sondern um dich. Aber es ist auch der letzte Moment, in dem ich für Grant Books arbeite. Vivian, ich kündige.«
    Damit ging ich schnurstracks zu meinem Platz zurück. Die verblüffte Menge verharrte geteilt und ließ eine Schneise zwischen mir und Vivian frei. Die eine Hälfte der Gesichter war mir, die andere Hälfte ihr zugewandt. Fehlten nur noch die obligaten Steppenhexen, die Schießeisen und der Saloon, um unseren Showdown perfekt zu machen.
    »Fort mit Schaden, was nichts taugt«, schnaubte Vivian und riss Luke das Mikro aus der Hand. »Sie waren Ihren Aufgaben nicht im Mindesten gewachsen, Claire. Von Anfang an nichts als eine Last. Falls von den Anwesenden jemand
in Erwägung zieht, Ms. Truman einzustellen - hiermit sind Sie gewarnt!« Sie warf ihre rotblonde Mähne in den Nacken und ließ ein bösartiges Gelächter hören.
    Eine Sekunde lang schrie alles in mir danach zurückschlagen - statt mich vor einer Menge Leuten, denen ich großen Respekt entgegenbrachte, von Vivian mit Dreck bewerfen zu lassen. Ich wollte sie anschreien, sie eine elende Menschenschinderin heißen - die allermeisten der hier Versammelten hätten es mir wohl nachgesehen.
    Doch dann sah ich nach unten. Ich hielt immer noch Dads Buch in der Hand.
    »Adieu, Vivian«, sagte ich ruhig.
    Nach ein paar Schritten Richtung Tür spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
    »Meine Visitenkarte«, sagte ein Cheflektor von Knopf, den ich zu Beginn des Abends kennengelernt hatte.
    »Und hier haben Sie meine«, sagte ein weiterer langjähriger Lektor, der neben ihm stand. »Rufen Sie mich an, Claire.«
    Bis ich bei der Tür war, hatten mir praktisch sämtliche anwesenden wichtigen Verlagsmenschen ihre Visitenkarte in die Hand gedrückt. Im Flur angelangt, zählte ich durch: mehr als ein Dutzend. Ich sah noch einmal zu Luke hin. Er strahlte. Ich übrigens auch.
     
    Zwanzig Minuten später war ich im Büro und überschlug mich förmlich, um noch schnell all meine Akten zu ordnen, als zwei Männer in Schwarz, offensichtlich von der Personalabteilung entsandt, bei mir in der Tür standen. Wohlgemerkt, es war mittlerweile nach zehn Uhr abends.
    »Vivian hat sich schon gedacht, dass Sie hier noch mal
auftauchen«, sagte der eine der beiden Haudraufs mit einem bedrohlichen Blick in meine Richtung. »Ein Anruf, und wir waren unterwegs.«
    »Sie müssen das Gebäude unverzüglich räumen«, instruierte mich der andere.
    »Gut. Ich wollte nur sichergehen, dass meine Unterlagen so weit geordnet sind und meine Autoren problemlos übernommen werden können -«
    »Unverzüglich heißt unverzüglich . Sie haben noch genau zwei Minuten, um Ihre Habseligkeiten einzusammeln, danach werden wir das nächstgelegene Polizeirevier von Ihren Störversuchen unterrichten und Sie von bewaffneten Ordnungshütern aus dem Büro abführen lassen.«
    Gewaltsam aus dem Gebäude geschleppt zu werden, dachte ich, wäre vielleicht das passende Ende für dieses Kapitel meines Lebens. Aber dann warf ich meinen Rolodex und die Extraschuhe fürs Büro in einen Karton und packte schnell auch noch den Rest zusammen. Für heute war genug Unschönes passiert. Ich wollte bloß noch hier raus,

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