Teufel in High Heels
Luke mit einem Blick auf meinen winzigen, fensterlosen Arbeitsplatz.
»Ach, wer will schon ständig so viel Aussicht. Und Sonnenlicht.«
Er lächelte und gab mir ein Begrüßungsküsschen. Unerklärlicherweise wurde ich rot.
»Bist du schon dazu gekommen, dir meine Korrekturen anzusehen?«, fragte ich. Ich hatte sie ihm in der Vorwoche endlich geschickt - und mir ein paar Extratage dafür Zeit genommen, um sicherzugehen, dass ich auch nichts übersehen hatte.
»Ich bin erst halb damit durch, aber so weit sind sie eine
immense Verbesserung. Ich danke dir, Claire. Heute wollte ich allerdings einfach nur kurz vorbeischauen, nachdem wir uns seit letzter Woche im Otheroom eigentlich gar nicht mehr gesprochen haben.«
Ja genau. Der Abend, an dem ich mir die Kante gegeben und dir stundenlang die Ohren vollgelabert habe? Meine Erinnerung daran war nach wie vor mehr als verschwommen, aber ich wusste immerhin noch, dass ich ausgiebig über meinen Job, meine Familie, meine Träume und mein Liebesleben gejammert hatte. War vermutlich besser, dass ich mich nicht an alle Einzelheiten erinnerte.
»Und, wie gestaltet sich das Zusammenleben?«, fragte Luke. »Du bist doch gerade bei deinem Freund eingezogen, oder?«
»Ja genau, letztes Wochenende. Und es gestaltet sich, äh, echt klasse.« Trautes Heim, Glück allein mit seiner aufdringlichen Mutter und der vor sich hinbrütenden Svetlana.
Und dann beschloss ich mit einem Mal, alle Bedenken in den Wind zu schlagen. Luke war ein Freund von mir. Und warum sollte ich einen Freund nicht zu einem Wochenende einladen, das er mit Sicherheit genießen würde? Vielleicht war Randall nicht ganz wohl dabei, dass ich einen anderen Mann mitnahm - aber das hätte er bedenken sollen, bevor er mich in letzter Minute wegen seiner Arbeit sitzen ließ. Vielleicht brachte ihn das dazu, beim nächsten Anlass seine Prioritäten noch einmal zu überdenken.
Wobei ich Luke nicht dazu hernahm, um Randall eins auszuwischen. Das natürlich nicht.
»Hör zu, Luke, und sag ganz ehrlich ja oder nein«, legte ich los. »Ich weiß, es kommt ein bisschen überfallartig … vielleicht hast du ja schon andere Pläne oder keine Lust...
oder vielleicht musst du auch was arbeiten oder so … egal, jedenfalls sollst du dich wirklich nicht gedrängt fühlen -«
Luke imitierte einen Summton. »Du hast soeben das Maximum an Einschränkungen überschritten, die man vor die erste klare Aussage setzen darf. Worum geht’s?«
»Okay,’tschuldige. Ja, also, ich hatte bloß überlegt« - warum hatte ich solches Herzrasen? Und kam mir vor, als würde ich einen Jungen fragen, ob er mit mir zum Abschlussball ginge? -, »ob du Lust hättest, an diesem Wochenende mit mir nach Iowa zu fliegen, zu der Party für meinen Dad - ich meine, die Party, die wir jedes Jahr ihm zu Ehren veranstalten, und da kommt eben ein Haufen Leute aus der Umgebung, und jeder kann sein Lieblingsgedicht vorlesen und - wirklich, ich habe vollstes Verständnis, wenn du nicht kannst, ich dachte bloß, es könnte ganz... lustig werden.«
»Meinst du das ernst, Claire? Ich würde liebend gern mitkommen. Gar keine Frage!« Lukes breites Lächeln sagte mir, dass seine Begeisterung echt war. »Und der Zeitpunkt passt auch gut. Meine Freundin fährt übers Wochenende aufs Land, sie macht bei einer Kampagne zur Rettung der Seidenraupen mit.«
»Super! Ach ja, und mach dir keine Gedanken wegen des Tickets, ich habe einen... äh, Gutschein«, sagte ich. »Ist das schön, dass du da Zeit hast. Wir könnten nebenbei ja sogar ein bisschen Arbeit erledigen. Was hältst du davon, wenn du das Manuskript mitnimmst und wir im Flugzeug die Korrekturen durchgehen -«
»Oder uns einfach entspannen und das Wochenende genießen. Und du mal nicht an die Arbeit denkst.«
»Noch besser.« Ich lächelte.
»Hi, Claire-Bär.« Randall stand in der Tür zu unserem nunmehr gemeinsamen Schlafzimmer. Mhmmm. Ich war zwar immer noch nicht darüber hinweg, wie er in letzter Minute abgesprungen war, aber ich musste zugeben, dass Randall wie üblich schlicht zum Anbeißen aussah, selbst in seinem nach einem langen Bürotag leicht verknitterten Anzug. Ich setzte mich im Bett auf und legte das Manuskript, in dem ich gelesen hatte, auf den Nachttisch. Er zauberte hinter seinem Rücken eine Tüte von Cartier hervor.
»Es tut mir wirklich leid wegen des Wochenendes.« Er setzte sich neben mich und strich mir sanft das Haar aus der Stirn. »Ich weiß, dass ich dich versetzt habe, Süße.
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