Teufel in High Heels
nichts mehr schenken?«
Letzte Woche, bei einem unserer seltenen gemeinsamen Abendspaziergänge zum Restaurant, hatte er - ohne jeden ersichtlichen Grund - versucht, mich zu Mikimoto hineinzulocken, um mir eine Kette aus Zuchtperlen zu kaufen. Es hatte einiger Anstrengungen meinerseits bedurft, ihn zum Weitergehen zu bewegen.
Vielleicht hätte ich Randalls extravagante Geschenke einfach elegant hinnehmen sollen. Ich sah ja, wie viel Vergnügen
es ihm bereitete, sich so großzügig zu geben, aber ich fand es furchtbar, dass ich seinen Gaben nichts entgegenzusetzen hatte. Anfangs hatte ich es noch versucht, aber was ich mir leisten konnte - ein schön gebundenes Notizbuch, sein bevorzugter Entschlackungstee, ein Schal -, war im Vergleich so viel kümmerlicher, und die Begeisterung, die Randall darüber an den Tag legte, wirkte immer ein bisschen aufgesetzt. Was konnte einem Mann, der in einem nagelneuen Privatjet über New York kreiste, auch groß an einem Schal gelegen sein?
»Nun mach es schon auf, Liebling«, sagte er, platzierte die Schachtel auf meinen Schoß und guckte so gespannt, als wäre er derjenige, der soeben ein Geschenk bekommen hätte.
»Oh Randall. Das ist ja der Wahnsinn!« Ich hielt ein Kleid von Chanel in der Hand - ein umwerfendes schwarzes Cocktailkleid mit Tellerrock und der zartesten Spitzenverzierung, die ich je gesehen hatte.
»Warte, das ist noch nicht alles«, sagte er und förderte aus seiner Tasche eine zweite, kleinere Schachtel zutage - die ein Paar absolut hinreißender Stilettos von Christian Louboutin enthielt.
»Randall! Wow, also ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!« Das ganze Outfit verlangte eigentlich nach einem eigenen Schrank, in sicherer Entfernung von meinen abgetragenen Galoschen und den banalen Kostümen von Banana Republic. Ein solch erlesenes Ensemble hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
»Gefällt’s dir?«, fragte Randall mit erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen, wie ein kleiner Junge, der mich um jeden Preis glücklich machen wollte.
»Ich finde es fantastisch«, gab ich zur Antwort. »Vielen, vielen Dank.«
Überschüttet mit Geschenken von meinem gutaussehenden, wunderbaren Freund … ich wusste, viele Frauen träumten genau von so etwas, und trotzdem wünschte ich mir nach wie vor, Randall könnte Mittel und Wege finden, seiner Zuneigung ohne das ständige Wedeln mit einer goldenen Kreditkarte Ausdruck zu verleihen.
»Steht an dem Wochenende irgendeine hochnoble Veranstaltung an, von der ich nichts weiß?«, fragte ich.
»Ach, wir haben für morgen Abend ein kleines Dinner geplant. Mit ein paar Freunden meiner Eltern. Ich dachte mir, dafür hättest du vielleicht gern etwas Besonderes, deshalb habe ich heute Mittag Deirdre darauf angesetzt.«
»Wie lieb von dir - und von ihr«, presste ich mir ab, anstatt laut aufzustöhnen. Lieber schlug ich mich mit dem letzten Fettklops bei einem Treffen der Anonymen Fresssüchtigen herum als mit Lucilles Freunden aus Palm Beach.
Eine Handvoll davon kannte ich schon, dank Lucilles letztem Abstecher nach New York. Beim Cocktailempfang (der statt einer Stunde geschlagene drei dauerte) hatte ich mich tapfer bemüht, Konversation zu betreiben. Aber was gab es da schon groß an Gesprächsstoff? So eisern, wie besagte Freunde sich dem Müßiggang hingaben und alles an andere delegierten, von der Innenausstattung ihrer Villen bis zum Entwurf ihrer Badezimmer. Eine Frau hatte gar ein Vollzeit-Kindermädchen eingestellt, um für den ersten Besuch ihres neugeborenen Enkels - begleitet von seinem Vollzeit-Kindermädchen - »gerüstet« zu sein. »Er ist ja wirklich ein liebes, süßes Ding, aber man kann doch unmöglich von mir erwarten, alles stehen und liegen zu lassen, nur um ein
paar Stunden ein Baby im Arm zu halten!«, hatte sie gegackert.
Wenn Damen wie diese zum Unterhaltungsprogramm am Wochenende gehörten, würde ich mich schwer am Riemen reißen müssen. Hoffentlich konnte ich mich wenigstens ein paar Stunden loseisen und ungestört an Lukes Manuskript arbeiten. »Ich habe mir ein bisschen Arbeit mitgenommen«, fühlte ich bei Randall vor. »Meinst du, ich werde nebenbei noch etwas zum Lektorieren kommen?«
»Ich hoff’s mal, Baby.« Randall gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Meine kleine Arbeitsbiene.« Er holte das Wall Street Journal aus der Tasche und vertiefte sich in die Lektüre.
»Könnten wir nicht auch ein bisschen miteinander reden, Süßer?«, fragte ich zart an und spähte
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