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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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gezwungen war, es sich anzuhören - aber trotzdem, Söhne. Einen Moment lang sah ich Vivian als einen einsamen, verkorksten, zutiefst unglücklichen Menschen. Fast schon bemitleidenswert.
    Ich dachte daran, wie ich tags zuvor Mom angefahren hatte, als sie mir beim Packen helfen wollte. Wie kurz angebunden ich gegenüber Luke und Bea gewesen war, die doch eigens mit mir nach Iowa geflogen waren. Wie ungeduldig ich heute Morgen reagiert hatte, als der Kaffee ein paar Minuten brauchte, um durchzulaufen. Wie vollständig ich Mara aus den Augen verloren hatte. Seit Monaten war ich nicht mehr im Fitnesscenter gewesen, und meine Mahlzeiten zog ich mir überwiegend für ein paar Münzen aus dem Automaten. Seit ich mit meinem Freund zusammengezogen war, hatte ich insgesamt drei Stunden in wachem Zustand mit ihm verbracht.
    »Ich muss wieder an die Arbeit«, sagte Vivian und winkte mir müde zu, bevor sie sich in Gang setzte. »Irgendwer muss den Laden hier ja am Laufen halten.«
    Ich betrachtete mein Spiegelbild im Computerbildschirm: auf dem Drehstuhl zusammengesunken, Haarknoten zerrauft,
das Ganze erleuchtet von dem bläulichen Schein des Monitors.
    Und dann sah ich etwas anderes in der Glasfläche: eine Vision von Manhattan, das da draußen auf mich wartete - hell, lebendig, pulsierend, aufregend. Fünf Monate , schwor ich mir innerlich, nur noch fünf Monate, dann fängt für mich wieder das Leben an.

Sechzehntes Kapitel
    Eine Geschichte aus zwei Städten
    »Bin in einer Minute unten«, keuchte ich und pfefferte das Handy in meine Handtasche. Ging schnell noch meine Reiseausstattung durch … Sonnencreme und Bikinis, ja, waren da. Scheußlich buntschillerndes Kleid von Lily Pulitzer (das hatte Lucille mir geschenkt), ebenfalls da. Tennisschläger und weißer Dress, auch da. Shorts, ein paar saubere T-Shirts... okay. Ich war so weit. Halt - ich brauchte noch was zum Lesen. Ich schnappte mir Lukes Manuskript - in letzter Zeit das Einzige, worauf ich mich konzentrieren konnte - und zischte los.
    Als Randall am frühen Nachmittag angerufen und gefragt hatte, ob ich mich am Wochenende loseisen könnte, war ich absolut in Hochstimmung geraten. Mal so richtig Zeit füreinander zu haben - nicht nur die wenigen Minuten, die am Ende eines mörderischen Tags noch blieben -, war genau das, was uns nottat. In letzter Zeit hatte uns die Arbeit derart mit Beschlag belegt, dass unsere Nächte ähnlich aufregend verliefen wie die eines Paars kurz vor der goldenen Hochzeit: Wir wechselten ein paar Worte, sanken aufs Kissen und fielen ins Koma. Weshalb ich völlig aus dem Häuschen war, als er einen spontanen Wochenendausflug vorschlug - selbst wenn das hieß, dass ich mit der Arbeit wieder einmal hinterherhinken
würde. Das war es allemal wert, Hauptsache, uns blieb genügend Zeit für romantische Tête-à-Têtes.
    Und dann eröffnete er mir, dass er seine Eltern in Palm Beach besuchen wollte.
    »Hey, Baby.« Randall gab mir ein Wangenküsschen, als ich zu ihm in den Wagen stieg. »Lust auf ein bisschen Sonne? Ist das hier ein scheußliches Wetter.« Der Regen prasselte nur so gegen die Fenster seiner Mietlimousine. Der Abend versprach noch trostloser und matschiger zu werden als der ganze graue, feuchte Tag.
    »Das kannst du laut sagen«, gab ich zurück. Die Aussicht, schon wieder die Gesellschaft von Lucille zu genießen, hatte meine Vorfreude auf das Wochenende deutlich gedämpft. Anlässlich ihrer gelegentlichen Aufenthalte in der Stadt war ich ausreichend in besagten Genuss gekommen, ohne je eine entspannte Beziehung zu ihr aufzubauen. Erstens verfolgte sie immer noch mit Argusaugen jeden Bissen, den ich vertilgte - und das, obwohl ich dank meines Stressjobs dünner war als je zuvor. Ich kapierte einfach nicht, wie jemand es fertigbrachte, vierzig Piepen für die Miniburger bei Swifty’s hinzublättern, sie von Deckel und Boden zu befreien und mit spitzen Zähnen an dem Rest herumzuknabbern.
    Und dann das Shoppen. Eigentlich hatte es mir immer Spaß gemacht. So wie mit Bea. In unserer Anfangszeit in New York waren wir regelmäßig bei Bloomingdale’s eingefallen, sobald neues Geld auf unserem Konto war. Aber mit Lucille artete Shoppen echt in Arbeit aus - und den Job nahm sie absolut todernst. Bei ihren Spritztouren nach New York war es ihr oberstes Anliegen, mit dem Schleppnetz durch die Madison Avenue zu pflügen, auf der Suche nach Klamotten, die sie »dringend brauchte« - Kostüme von Chanel,
Abendroben von Valentino,

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