Teufel in High Heels
Kaschmirteile von Loro Piana und mehr Manolos, als wir zwei mit vereinten Kräften nach Hause tragen konnten. Lucille besaß Kundenkarten von allen bedeutenden Modehäusern. Letzten Dezember hatte sie an einem Samstagnachmittag fast so viel ausgegeben, wie ich im ganzen Jahr verdiente. »Weihnachtsfeiern«, warf sie mir zur Erklärung hin.
Am stressigsten allerdings waren Lucilles unverblümte Anspielungen auf meine und Randalls gemeinsame Zukunft. An einer Heirat war ihr ganz offensichtlich ungemein gelegen - was mir hätte schmeicheln sollen, mich aber nur schwerstens unter Druck setzte. »Welcher von denen gefällt Ihnen am besten, Darling?«, hatte sie mich einmal mit einem Blick aus großen Unschuldsaugen gefragt, als wir vor einer Filiale von Harry Winston standen, deren Schaufenster vor Brillantringen schier überquoll.
»Ach, die sind eigentlich alle schön«, wand ich mich peinlich berührt um eine Antwort herum.
»Na ja, es spielt vermutlich keine große Rolle, nachdem Randall von seiner Großmutter ja ihren Vierkaräter geerbt hat … wunderschön und absolut einzigartig.«
»M-hm«, gab ich in Ermangelung einer geistvolleren Antwort zurück. Da Randall und ich bisher noch keine längerfristigen Zukunftspläne geschmiedet hatten, fühlte ich mich definitiv nicht bereit, mit seiner Mutter darüber zu reden.
»Meine Eltern haben schon das ganze Wochenende für uns verplant«, sagte Randall und tätschelte mir das Knie. »Lunch im Bath and Tennis, nachmittags eine Segeltour, danach hofft Mom, dass du sie zu ein paar Erledigungen in die Worth Avenue begleitest.«
»Klingt doch super!«, zwitscherte ich, heftigst um einen
begeisterten Tonfall bemüht. Den gepflegten Zeitvertreib der Ostküstenelite betrieb Randalls Familie wirklich bis zum Exzess.
»Es freut mich riesig, dass dir meine Eltern mittlerweile ans Herz gewachsen sind«, sagte Randall.
»Sie bemühen sich wirklich sehr«, antwortete ich und versuchte mir weitere zutreffende und zugleich schmeichelhafte Sätze einfallen zu lassen, die sich über sie sagen ließen. »Deine Mom ist so ein unglaubliches Energiebündel. Der reinste Brummkreisel im Vergleich zu mir! Und dein Dad hat so viel Scharfsinn.«
Mein Verdacht, dass Lucilles unglaubliche Energie unter Umständen etwas mit den kleinen grünen Pillen zu tun haben mochte, die sie fast stündlich schluckte - Schwamm drüber. Ebenso wie darüber, dass Randalls Vater bei unserem letzten Treffen zum Abendessen eher Scharfsicht als Scharfsinn bewiesen, sprich, ständig auf meine Beine gestarrt hatte. Auf ihre Art und Weise bemühten sie sich tatsächlich sehr um Randall. Nur unterschied sich ihre Art und Weise fundamental von der, die ich von meinen Eltern kannte.
»Ich liebe dich, Claire«, sagte Randall und küsste mich auf die Wange.
Herrgott, was sah er doch gut aus in seinem Kaschmirmantel - ich zerging fast vor Zuneigung zu ihm. Er war ein echter Goldschatz, und dazu so ein mustergültiger Sohn. Manchmal kam es mir immer noch völlig unwirklich vor, dass ich seine Freundin sein sollte, vor allem, wenn ich ihn mir in seinem Rugby-Trikot vorstellte, wie er mir damals das Bier spendiert hatte. »Ich dich auch«, sagte ich.
»Würden Sie wohl auf 1010 WINS schalten?«, fragte Randall, zum Fahrer vorgebeugt. »Ich möchte die Börsenberichte
vom Tag hören. Ach übrigens, Claire, wir fliegen mit Dads neuem Schmuckstück, der Citation 10. Sechs Monate Wartezeit, aber das war es ihm wert. Jetzt ist er unter den ersten stolzen Besitzern.«
»Wow, sein Privatjet. Cool.« Es hätte begeisterter, beeindruckter herauskommen müssen. Aber fabrikneue Spielzeuge dieser Größenordnung fanden sich im Hause Cox offenbar ebenso regelmäßig ein wie die Sonntagsausgabe der New York Times.
Keine Stunde später saßen wir in besagtem Jet, mit Kaschmirdecken über dem Schoß und frisch gerösteten Salzmandeln in Porzellanschüsseln neben uns.
»Fühlt sich an wie bei einer Ehrenrunde, mit dem Flieger über New York zu kreisen«, sagte Randall versonnen, meine Hand in seiner, als wir von Teterboro abhoben und an der hell erleuchteten Skyline vorbeischwebten. »Oh, nicht dass ich es vergesse. Ich habe da noch eine Kleinigkeit für dich, Baby.« Er öffnete den Reißverschluss der Ledertasche, die er auf den Sitz neben uns gelegt hatte, und zog eine riesige weiße Schachtel mit einer schwarzen Schleife heraus.
»Du sollst mich doch nicht so verwöhnen, Randall. Haben wir nicht ausgemacht, dass wir uns
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