Teufel in High Heels
Freundinnen.
Ich stopfte Lukes Manuskript zurück in die Tasche und schlüpfte in meine Schuhe. »Ziehen Sie den besser an, Liebes«, empfahl die Stewardess und deutete dabei auf den zusammengerollten Wintermantel, den ich im Handgepäckfach verstaut hatte. »Draußen herrschen Minustemperaturen, und auf dem Rollfeld weht ein scharfer Wind.«
»Hast du das gehört?«, fragte ich Randall, der noch beim Zusammenpacken war. »Da muss wohl ein schlimmes Unwetter über Palm Beach toben.«
»Mhm.« Er nickte.
Erst als ich die Treppe hinunterstieg, wurde mir klar, dass wir nicht in Palm Beach waren.
» Bonjour, mademoiselle« , sagte ein junger Mann in einer schicken blauroten Uniform. » Bienvenue à Paris. Puis-je prendre votre bagage?«
»Wir sind in Paris?« Völlig baff drehte ich mich zu Randall um, der nur breit grinste.
»Überraschung! Ich hab mir gedacht, nachdem wir beide uns in letzter Zeit so abgeschuftet haben, sollten wir uns mal ein romantisches Wochenende zu zweit gönnen. Und welche Stadt wäre dafür wohl besser geeignet als Paris?«
»Randall! Ich glaub’s nicht! Was für eine Wahnsinns-überraschung!«
Ich, Claire Truman, war auf ein Wochenende nach Paris entführt worden? Das haute mich um. Verschlug mir die
Sprache. Demnach hatte Randall nicht nur registriert, dass wir mehr Zeit als Paar miteinander verbringen sollten, sondern auch noch ein unglaublich romantisches Wochenende organisiert, um zu zeigen, wie ernst es ihm mit uns beiden war.
»Ich habe deinen Pass aufgetrieben und Svetlana aufgetragen, deinen Koffer zu packen«, erklärte er voller Stolz. »Wir wohnen in der schönsten Suite vom Ritz. Alles vom Feinsten, Claire. So sehr viel Zeit bleibt uns hier leider nicht, dafür wird aber alles wie am Schnürchen laufen, versprochen. Du musst nichts weiter tun, als ganz entspannt zu genießen.«
»Das kriege ich hin«, murmelte ich, einen wahren Bienenschwarm im Kopf. Paris. Die Stadt, die Hemingway, Gertrude Stein und Henry James inspiriert hatte. Die romantischste Stadt der Welt. Und ich auf einmal mittendrin, mit Randall. Perfekter ging’s nicht.
»Die Massage war schön, ja? Das freut mich, Liebling.« Randall lächelte mir zu und rührte seinen Café au lait um. Wir machten Mittagspause im Deux Magots, dem Café im 6. Arrondissement, wo schon Sartre und Simone de Beauvoir sich gern bei Croissants vorübergehend vom ewigen Philosophieren erholt hatten: ein bisschen zu überladen und überteuert, aber der Touristin in mir gefiel es doch.
»Die beste Massage, die ich je hatte«, teilte ich ihm mit, in Erinnerung immer noch leicht verträumt. Morgens hatte mich ein Zimmermädchen zartfühlend geweckt und zum Wellnessbereich im Untergeschoss geleitet, wo sich zwei Masseure meiner annahmen. Und mich zu bisher ungekannten Höhen absoluter Entspannung brachten. »Wie ließe sich ein Tag besser angehen.« Ich griff über den Tisch hinweg
nach seiner Hand. »Ja, okay, eins wüsste ich, was noch besser wäre … aber das war’s dann auch.«
Randall schmunzelte vielsagend. Nach meiner dekadenten Massage hatte ich ihn vom Laptop weg zurück ins Bett gezerrt.
»Ich hab mir gedacht, nachher könnten wir einen kleinen Einkaufsbummel in der Rue Faubourg St. Honoré machen«, sagte er. »Die ist gleich ums Eck vom Hotel und die beste Shoppingmeile der Welt - Hermès, Christian Lacroix, Yves St. Laurent und so weiter. Und am Abend habe ich etwas ganz Spezielles für uns zwei geplant. Der ideale Anlass, um dein neues Kleid zu tragen.«
Das Kleid! Ja natürlich. Randall hatte wirklich an alles gedacht - selbst an passende Pariser Garderobe für mich.
Der Tag verging wie im Flug. Ich hatte das Gefühl, mein Leben lang in Paris zubringen zu können und doch niemals genug davon zu bekommen. Arm in Arm spazierten wir einträchtig die St. Honoré hinunter (allein das kam einem schon wie ein sündteures Vergnügen vor) und statteten danach dem Musée Rodin noch einen kurzen Besuch ab, bis es Zeit wurde, ins Ritz zurückzukehren und uns fürs Abendessen fertig zu machen.
In der Hotelsuite zogen wir uns schweigend um. Randall rasierte sich sorgfältig und brachte seine Frisur mit Gel in Form, während ich mich schminkte und mein Haar zu einem lockeren Knoten band. Als ich im Unterrock vor dem Spiegel stand, bemerkte ich zum ersten Mal so richtig, wie viel ich seit meinem Einstieg bei Grant Books abgenommen hatte. Mom hatte recht - ich war die reinste Bohnenstange. Wieso war mir das bis jetzt nie
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