Teufel - Thriller
Herrschaftsanspruch des Papstes über die Erde.«
Wie hatte der Unbekannte gesagt? Die Entdeckung der Symbolik des Verborgenen ist die Erkenntnis der Meister. Herrschaftsanspruch des Papstes, Brunnen, Obelisk, vier Flüsse, die Donau. Bertucci schauderte.
»In der Mitte des mächtigen Obelisken, der vom Isis-Tempel Domitians stammt, erhebt sich eine Taube, das Wappentier der Pamphilj.« Es gab einen Zwischenruf, und die Führerin lächelte. »Wer die Pamphilj waren? Sie werden sich wundern… Olimpia Aldobrandini, geborene Borghese, heiratete 1647 in zweiter Ehe Camillo Pamphilj, den Neffen von Papst Innozenz X., dessen bürgerlicher Name Giovanni Battista Pamphilj war. Man könnte also auch von Neffenwirtschaft sprechen.« Alles lachte.
Die Taube. Neffenwirtschaft. Mehr Symbolik war eigentlich nicht möglich, dachte sich Bertucci. Dann sah er vor seinem geistigen Auge den abgeschlagenen Kopf seines Freundes Michele im Schoß der steinernen Figur, und der Zorn war wieder da.
»Ich kriege euch«, murmelte er mit gesenktem Kopf, »und dann zwinge ich euch in die Knie. Ich werde euch zeigen, wie es ist, wenn man hinterrücks überfallen, verraten und verkauft wird. Ihr wähnt euch so sicher, aber Hochmut kommt vor dem Fall. So wahr mir Gott helfe, ich werde euch das Fürchten lehren.«
Damit machte Bertucci kehrt. Er hatte genug gesehen und gehört, drängte sich zwischen den Gruppen von Touristen durch und steckte seine Kamera weg. Die Begriffe schwirrten durch seinen Kopf.
Drei Tote.
Die Archivarin in der Badewanne, in ihrem eigenen Blut. Rossottis Kopf auf dem Brunnen. Luigi, mit dem Kopf in einem Wasserschaff.
Bertucci blieb stehen, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Wasser! Der gemeinsame Nenner in allen drei Morden. Badewasser, Brunnenwasser, das Wasser der Erkenntnis, wie der Unbekannte es genannt hatte. Wasser, ganz offenbar.
Die Donau.
Durch welche Länder führte der Fluss? Deutschland, Österreich, Ungarn und Rumänien. Was hatte Wasser mit dem Rätsel zu tun? Er zog den kleinen Zettel mit den drei Namen aus seiner Hosentasche. Theophanu, Marini oder Marino, Balthasar Jauerling.
Bertucci wäre so gerne in die Bibliothek des Vatikans für die weiteren Nachforschungen gegangen, aber daran war nicht zu denken. Er sollte längst schon aus Rom verschwunden sein. Je länger er blieb, desto leichter würden sie ihn finden. Der Advocatus Diaboli war überzeugt, dass die Spur ihn irgendwohin führen würde. Die Lösung des Rätsels lag nicht in Rom, dessen war er ebenfalls überzeugt. Warum sonst wäre die Auslandsabteilung von Pro Deo beim Papst erschienen?
Der Kardinal schüttelte den Kopf. Nein, es musste etwas sein, das Rom und den Vatikan, die Kirche und vielleicht sogar den Glauben betraf, aber es war sicherlich nicht in der italienischen Hauptstadt oder im Vatikan zu finden.
Deswegen war Caesarea auf den Weg geschickt worden.
Kleinert, diese intrigante Ratte, dachte Bertucci, als er am Wagen angelangt war und aufsperrte. Würde gerne wissen, ob ich bereits in England Fish and Chips esse. Warum bloß? Reine Neugier? Oder mehr?
Er ließ sich in den Sitz fallen und zog die Tür zu. Wenn er nur wüsste, wohin er fahren sollte, wen er fragen könnte. Er durfte seinen Vorsprung nicht verspielen, die Liste mit den drei Namen.
Pro Deo wusste nicht, dass er wusste …
Neffenwirtschaft. Bertucci musste schmunzeln, dann griff er zum Telefon und ging die Nummern durch.
»Danke für den Hinweis«, murmelte er und wählte. Nach dem zweiten Läuten meldete sich eine junge, weibliche Stimme voller Elan. »Büro Professor Graziano, was kann ich für Sie tun?«
»Scaglietti vom Sicherheitsdienst des Vatikans«, antwortete Bertucci mit einer autoritären Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Ich hätte gerne den Professor gesprochen in einer, nun sagen wir, persönlichen und vertraulichen Angelegenheit.«
»Einen kleinen Moment, Signore, ich verbinde Sie.« Die Sekretärin klang beeindruckt. Sie würde sich an ihn erinnern und an den Namen. Bertucci grinste noch immer, als sich der Sohn seiner Schwester meldete.
»Professor Graziano hier, wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
»In dem du keine Namen nennst und mir zuhörst«, sagte Bertucci eindringlich, »und wenn du meine Stimme nicht erkennst, dann sind wir die letzten zwanzig Jahre völlig umsonst zu den Fußballspielen von Como Calzio gegangen und haben uns die Lunge aus dem Leib geschrien.«
»Pao …Onkel, was ist los? Ich dachte, ein
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