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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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zur Freude des Verkäufers bar bezahlt hatte. Nun gewöhnte sich der Kardinal an das völlig neue Fahrgefühl im Vergleich zu seinem Lancia Thesis, der eher eine weich gefederte Komfortlimousine war. Der oftmals chaotische römische Verkehr war für den kleinen, agilen und spurtstarken Audi der richtige Prüfstein. Bertucci fühlte sich zwar etwas durchgerüttelt, aber auf Anhieb wohl. Das kleine Auto verlieh ihm ein Gefühl der Sicherheit, das im Moment in seinem Leben an allen Ecken fehlte.
    Nachdem die Piazza Navona verkehrsberuhigter Bereich war und er lieber die letzten Meter zu Fuß gehen wollte, als aufzufallen, suchte er einen Parkplatz rund um den Corso Vittorio Emanuele. Er hatte Glück und schlüpfte in eine schmale Lücke zwischen zwei Lkws direkt vor der Antica Biblioteca Valle. Dann machte er sich auf den Weg zur Piazza.
    Siedend heiß fiel ihm ein, dass Kleinert ihn gar nicht zurückrufen konnte, weil er ja jetzt ein anderes Handy hatte. Er änderte rasch die Einstellungen im Menü und wählte dann die Nummer Lambertis. Der Außenminister hob nach dem zweiten Läuten ab.
    »Si?«
    »Keine Namen, ich bin’s«, sagte Bertucci, »und meine neue Nummer wird unterdrückt, besser du kennst sie nicht. Ich habe Kleinert gebeten, sich über den Fundort des Kopfes von Rossotti schlau zu machen, und er hat mir einen Rückruf versprochen. Das wird nun nicht funktionieren. Könntest du …?«
    »Ruf mich in fünf Minuten an«, gab Lamberti rasch zurück und legte auf.
    Gruppen von Touristen in kurzen Hosen und mit Kameras bewaffnet zogen in einem steten Strom an Bertucci vorbei. Er mischte sich unauffällig darunter, ließ sich mittreiben in Richtung der berühmten Piazza mit den drei Brunnen. Es dauerte nur wenige Minuten und der Kardinal spazierte auf einen lang gezogenen, freundlichen Platz, in dessen Mitte ein schlanker Obelisk emporragte. Der Brunnen darunter war blendend weiß.
    Der Vierströmebrunnen.
    Die Terrassen der Cafés waren voll, der Platz selbst mit Hunderten von Menschen bevölkert. Bertucci entspannte sich. Er hatte seine Digitalkamera aus der Reisetasche mitgenommen und tat es nun den anderen gleich, während er langsam auf den zentralen Brunnen zuschlenderte – er fotografierte. Die Polizeiabsperrung war wieder entfernt worden. Offenbar hatte die Spurensicherung nichts wirklich Interessantes gefunden, was angesichts der Menschenströme, die tagtäglich über die Piazza Navona brandeten, kein Wunder war.
    Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte erneut.
    »Ich habe gerade mit Kleinert gesprochen, diesem neugierigen Hamster«, murmelte Lamberti. »Er hat in Erfahrung bringen können, dass der Kopf von Rossotti im Schoß der Figur gefunden wurde, die den Donaustrom symbolisiert. Gleichzeitig wollte er wissen, ob du schon in England eingetroffen bist.«
    Bertucci zuckte zusammen. Kleinert? War es möglich?
    Lamberti unterbrach seine Gedanken. »Ich habe natürlich Ja gesagt, eine Notlüge, die mir hoffentlich vergeben wird, angesichts der Lage. Halte mich auf dem Laufenden.«
    »Danke«, antwortete Bertucci und meinte es ehrlich. Dann legte er auf.
    Die Donau.
    Eine französische Reisegruppe zog hinter einer hochgehaltenen Trikolore an ihm vorbei, die junge Führerin sprach einen südfranzösischen Dialekt, der Bertucci an seine Reisen nach Marseille und Perpignan erinnerte. Sie schwärmte von der Schönheit der Brunnen und erzählte launige Geschichten über ihre Entstehung. Als sie zur Symbolik des Vierströmebrunnens kam, schlenderte der Kardinal näher.
    »Die Fontana dei Quattro Fiumi wurde von Papst Innozenz X. in Auftrag gegeben und von Gian Lorenzo Bernini zwischen 1648 und 1651 gebaut, genau in der Mitte der Piazza Navona. Wir haben hier vor uns ein Meisterwerk hochbarocker Plastik. Sehen Sie die vier Männerfiguren? Sie sind Symbole für vier Flüsse auf vier Kontinenten, die Donau, den Ganges, den Nil und den Río de la Plata. Betrachten Sie genau die Tiere und Pflanzen rund um jeden dieser personifizierten Flüsse. Sie helfen bei der Zuordnung, sind sozusagen ein Abbild der Umwelt jedes Flusses.«
    Bertucci betrachtete die blütenweißen Figuren und die Felsen, auf und vor denen sie saßen. Bildete er es sich nur ein, oder war da ein roter Fleck auf der Figur der Donau?
    Die Fremdenführerin ließ eine spanische Gruppe vorbeiziehen und fuhr dann fort: »Die Symbolik dieses Brunnens ist mehrschichtig. Er repräsentiert nicht nur die damals bekannte Welt, sondern auch den

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