Teufel - Thriller
Pfarrers. »Sie sind ein geweihter Priester, predigen jeden Sonntag von der Kanzel, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Wie vereinbaren Sie das mit Ihrem Wissen und Gewissen? Sollte mich dieses Rätsel tatsächlich ans Ziel bringen und ich den Körper des Herrn finden, was werden Sie tun?«
»Nichts!« Der Italiener verzog keine Miene. »Für mich würde sich gar nichts ändern und für alle anderen, die auch an die wahre Lehre unseres Erlösers glauben, ebenfalls nicht. Selbst wenn es Ihnen gelänge, den seit zwei Jahrtausenden verborgenen Leib Christi wieder ans Licht zu bringen, könnte mich das nicht erschüttern.«
Frascelli drehte sich um und zeigte ein weiteres Mal auf das Mosaik über seinem Kopf. »Im Philippusevangelium steht geschrieben: › Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben. Welches ist das Fleisch, das nicht erben kann? Das Fleisch, das wir an uns tragen! Welches aber ist das, das doch erben kann? Es ist das Fleisch Jesu – nebst seinem Blut! Deswegen sagte er: Wer mein Fleisch nicht essen wird und nicht trinken wird mein Blut, hat kein Leben in sich. Was bedeutet das? Sein Fleisch ist das Wort, und sein Blut ist der Heilige Geist. Wer dies empfangen hat, hat Nahrung und hat Trank und Kleidung. ‹ Das ist die Botschaft des Letzten Abendmahls, das ist die Wahrheit und das ist der einzige Grund, warum es noch geben kann, was Sie suchen, Professore. Wenn der Körper nicht schon längst zu Staub zerfallen ist, was vielleicht sogar das Beste wäre.«
»Gut, für Sie ändert sich dadurch nichts«, räumte Georg ein. »Aber für Millionen Menschen da draußen wird sich sehr viel ändern, glauben Sie mir. Sie werden Jauerling, dem Verfasser dieses Rätsels, recht geben und sagen: Jesus war ein Mensch und jetzt ist er tot!«
»Da muss ich dem Professor zustimmen«, meldete sich Eddy Bogner zu Wort. »Ich bezweifle, dass die Mehrheit der Leute Verständnis für solche theologischen Spitzfindigkeiten haben. Für sie wird die Botschaft einfach sein und lauten: Keine fleischliche Auferstehung, kein Christentum, keine Kirchen mehr.«
»Da wird sich eben endlich die Spreu vom Weizen trennen«, erwiderte Frascelli schroff. »Die Amtskirche wird ernten, was sie gesät hat. Aber der Glaube wird siegen!«
»Ihr Wort in Gottes Ohr«, meinte Sina resigniert. »Ich für meinen Teil gebe Eddy recht und frage mich, ob ich für das anschließende Chaos verantwortlich sein will, wenn ich Erfolg haben sollte…«
»Jetzt aufgeben?«, rief Barbara. »Niemals! Und wissen Sie auch warum, Professor? Weil wir diesem Sternenpfad folgen werden, egal, wohin er uns auch führt. Und wir werden damit diesen Ketzern ein für alle Mal beweisen, dass dort rein gar nichts zu finden sein wird!« Sie warf Frascelli einen vernichtenden Blick zu.
»Glauben Sie tatsächlich, dass es so einfach ist?« Er drehte sich um und gab Eddy das Zeichen zum Aufbruch.
»Warten Sie!«, hielt Frascelli den Wissenschaftler zurück. »Da ist noch etwas, was Sie wissen sollten. Im Jahr 2007 hat ein italienischer Musiker und Computerfachmann eine verborgene Melodie in dem Bild entdeckt.«
»Driften wir jetzt nicht ein wenig in den esoterischen Bereich ab?«, fragte Sina unwirsch.
»Keineswegs«, entgegnete der Pfarrer gereizt. »Die Hände und Brotlaibe über der Tischkante von rechts nach links, also nach Leonardos berühmter Spiegelschrift interpretiert, als Notenwerte gelesen, ergeben ein vierzig Sekunden dauerndes feierliches Adagio. Es ist eine Hymne an Gott.«
»Das Gegenstück zur Partitur des Teufels!« Barbara wurde blass. »Man kann sie vor- und rückwärts spielen, sie klingt immer gleich.«
»Lucedio?« Frascelli horchte auf. Er blickte die Nonne durchdringend an. »Der Teufel spricht in Spiegelsprache, hat Ihnen das niemand beigebracht? Was wissen Sie noch über diesen verfluchten Ort?«
»Nichts… gar nichts…«, stotterte Barbara. »Nur das übliche Gerede.«
»Dann verrate ich Ihnen etwas darüber, Schwester«, raunte der Pfarrer und packte die Nonne am Arm. »Das Principato di Lucedio hat Napoleon gehört. Es war sein Privatbesitz, genau wie dieses Mosaik.«
Piazza Navona, Rom/Italien
P aolo Bertucci wusste, dass es angesichts seiner Lage Wahnsinn war, aber er wollte den Platz sehen, an dem man den Kopf seines Freundes Michele Rossotti gefunden hatte. Die Verhandlungen um den Kauf des Audi waren rasch abgeschlossen gewesen, und Bertucci hatte den Wagen um 4800 Euro gleich mitgenommen, nachdem er
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