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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Spanier Pedro Gomez, nutzte die morgendliche Stille, um zu beten und über den Tagesablauf nachzudenken. Wichtige Entscheidungen standen an, ordenspolitische und wirtschaftliche. Wie jeder kirchliche Orden hatten die Jesuiten Nachwuchsprobleme und litten unter steigenden Austrittszahlen und an Überalterung. Die Gesellschaft Jesu, vor fast fünfhundert Jahren von Ignatius von Loyola gegründet, fühlte sich nach wie vor ihren drei Ordensgelübden verpflichtet: Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam.
    Doch die Zeiten änderten sich rasch. Ein armer Orden würde heute blitzartig in der Bedeutungslosigkeit versinken, dachte Gomez, und das konnte nicht im Interesse der Jesuiten sein. Die Ehelosigkeit wurde auch innerhalb der eher traditionellen katholischen Kreise immer häufiger diskutiert und infrage gestellt. Und was den Gehorsam betraf, so war vor allem das vierte Ordensgelübde, der besondere Gehorsam gegenüber dem Papst, unerschütterlich. Auch wenn es manchmal nicht einfach war, das musste Gomez zugeben.
    Der geborene Spanier war sich seiner Position, seines Einflusses und seiner Rolle in Rom wohl bewusst: Gomez war der schwarze Papst.
    Der größte Männerorden der Welt unterstand ihm bedingungslos. Gehorsam wurde großgeschrieben bei der Gesellschaft Jesu. Was manche abfällig als »Kadavergehorsam« abtaten, hatte die Jesuiten einflussreich und mächtig gemacht.
    Die Spannungen der frühen 80er-Jahre mit dem Vatikan waren glücklicherweise Vergangenheit, überlegte Gomez, aber die dreihundert Jahre langen Verfolgungen des Ordens in Übersee und in Europa hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Vorwürfe waren immer dieselben gewesen: Die Jesuiten seien habgierig und machtlüstern, sie würden Intrigen spinnen und konspirativ arbeiten, als Beichtväter der Mächtigen dieser Welt auf unrechtmäßige Weise Einfluss auf die Politik ausüben. Außerdem wären sie bedenkenlos in der Wahl ihrer Mittel und lax in ihrer Moral. Gomez seufzte. Es stand ihm nicht zu, über seine Vorgänger zu urteilen. Es war schon eine große Herausforderung, den Orden durch die Fährnisse der Gegenwart zu navigieren. Die Stimmung in der Bevölkerung war keineswegs kirchenfreundlich, egal ob es die Jesuiten betraf oder nicht.
    Als sein Handy leise piepste, blickte sich Gomez schuldbewusst um, aber außer ihm war niemand in der Mutterkirche des Ordens. Sein Sekretär würde ihn in wenigen Minuten abholen, doch Gomez genoss diese kurze Zeit der Besinnung, um die er jeden Morgen wieder kämpfen musste. Sein Stundenplan hätte für einen 36-Stunden-Tag gereicht.
    Der General der Jesuiten zog das Mobiltelefon aus seiner Soutane. Es war eine Privatnummer, die nur seiner Familie und einigen wenigen Vertrauten bekannt war. Hoffentlich ist nichts mit meinem Bruder, dachte er sich, als er die SMS öffnete. Alfonso Gomez war operiert worden und lag seit wenigen Tagen auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Barcelona.
    Er las die Nachricht und runzelte die Stirn. Dann las er die wenigen Zeilen nochmals. Und nochmals. Schließlich ließ er das Handy sinken. Seine Gedanken überschlugen sich. Da hörte er die Kirchentüre und wandte sich um. Sein Sekretär betrat Il Gesù und nickte ihm zu.
    »Wir sollten losfahren, der erste Termin ist in einer halben Stunde«, drängte er.
    »Ich komme sofort«, gab Gomez zurück, »aber zuvor muss ich dringend telefonieren.«
    In den Privatgemächern des Papstes im Vatikan war es noch ruhig. Der Heilige Vater, Anhänger eines geregelten Tagesablaufs, hatte sich nach dem Morgengebet zum Frühstück zurückgezogen, und sein Sekretär blätterte in der Tagesmappe, um sich Notizen zu den einzelnen Terminen zu machen und einen Überblick über die Besuche zu bekommen.
    Wie gut, dass Kardinal Bertucci in England ist, dachte er sich, sonst würde der Heilige Vater wieder einige Besprechungen abkürzen, um seinem Kurier neue Aufträge zu erteilen. Er mochte den kleinen, umtriebigen Italiener, der bereits so lange seine Aufgabe ohne einen einzigen Fehler oder Skandal erledigte. »Eine Seltenheit in diesen Mauern«, murmelte er und bemerkte mit Schrecken, dass Kardinal Kleinert um eine Audienz angesucht hatte. Das würde die darauffolgenden Termine gnadenlos nach hinten befördern.
    Kleinert konnte nicht aufhören zu reden.
    Von irgendwoher piepste ein Handy, und der Sekretär des Heiligen Vaters horchte auf. Nachdem er sein Mobiltelefon auf stumm geschaltet hatte, konnte es nur die Privatnummer des Papstes sein. Er stand auf

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