Teufel - Thriller
Bahnhof zu kümmern. Hier waren alle voll damit beschäftigt zu überleben. Es wimmelte von deutschen Soldaten, SS allerdings war hier kaum anzutreffen. Dann kamen die Russen und damit der Hunger. Die Gewalt ging weiter…«
Smetana zuckte die Schultern und verstummte. Dann fuhr er nach einer kurzen Pause entschuldigend fort. »Sie müssen wissen, ich war damals ein Kind und habe nicht viel gesehen. Meine Eltern ließen mich kaum auf die Straße, ich musste im Garten spielen.«
Paul nickte. Er hatte sich mehr erwartet und war enttäuscht.
Da legte ihm Smetana seine Hand auf den Arm. »Warten Sie!«, rief er aus. »Warum habe ich nicht gleich daran gedacht? Wir haben hier noch einen alten Partisanen in Havličkův Brod, er hat vor wenigen Wochen seinen neunzigsten Geburtstag gefeiert und dabei noch das Tanzbein geschwungen.« Der Pensionist schmunzelte. »Die rauschende Feier war selbst der Lokalzeitung einen großen Artikel wert. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihm.«
Als Smetana die Haustür abschloss, klingelte Pauls Handy.
»Na endlich!«, meldete er sich, als er »Berner« auf dem Display las. »Ich dachte schon, niemand will mehr etwas von mir wissen. Burgi ist verschollen, Georg ebenso, Valerie hebt nicht ab, und Eddy hört in seiner Werkstatt bei all dem Krach das Telefon nicht.«
»Zum Glück arbeitet ein gewisser pensionierter Polizeibeamter dafür umso mehr«, brummte Berner. »Mein Akku war leer, und ich bin spät nach Hause gekommen. Deswegen melde ich mich erst jetzt. Wo sind Sie?«
»In einem tschechischen Ort, der früher einmal Deutschbrod geheißen hat. Die Spur unserer beiden Soldaten führt hierher«, antwortete Paul vorsichtig. »Ich bin auf dem Weg zu einem ehemaligen Partisanen und hoffe auf seine Erinnerung und mein Glück. Was war mit dem blauen Volvo?«
»Schwierige Nachforschungen«, gab Berner zurück. »Er wurde in Wien gemietet, bei einer Niederlassung am Flughafen Schwechat. Das Personal kann sich nicht persönlich an den Mieter erinnern, sie meinen, es war viel los und sie hatten nur wenige Leute am Counter. Aber der Führerschein, der vorgelegt wurde, war auf einen gewissen Georg Schmidt ausgestellt. Österreichischer Führerschein«, ergänzte der Kommissar, »wenigstens haben sie eine Kopie davon gemacht.«
»Lassen Sie mich raten«, unterbrach ihn Paul. »Der Name war falsch und die angegebene Adresse ebenfalls. Den Wagen haben die vier nur deshalb am Flughafen gemietet, weil alle annehmen sollten, dass sie per Flugzeug angereist sind. Ich wette, ihr Auto steht in einer der Tiefgaragen in Schwechat.«
»Oder sie sind mit dem Taxi aus Wien gekommen«, ergänzte Berner. »Sonst liegen Sie mit Ihrer Vermutung richtig. Es wird schwierig sein, die Spur weiter zu verfolgen, außer sie machen einen Fehler oder geraten in eine Polizeikontrolle. Ich habe meine Beziehungen genützt und eine stille Fahndung veranlasst.«
»Ich glaube kaum, dass unsere vier einen Fehler machen«, gab Paul leise zurück und fiel etwas hinter Smetana zurück, der gerade lautstark einen Bekannten begrüßte, der ihnen über den Weg gelaufen war. »Ich habe mehr über die 666 und Caesarea herausgefunden. Entweder haben wir es mit der Kirche oder mit den alten Bekannten aus Tel Aviv zu tun. Dabei könnte uns Valerie weiterhelfen, aber ich kann sie nicht erreichen.«
»Caesarea? Was ist das?«, fragte Berner irritiert.
»Das kann ich Ihnen jetzt nicht erklären«, antwortete Paul, »aber Sie haben doch noch die Schlüssel für die Remise. Fahren Sie hin, gehen Sie in die Küche und heben Sie den Besteckkasten hoch. Ich habe gestern Abend vor meiner Abreise nach Tschechien noch ein Memo verfasst, für alle Fälle. Lesen Sie es, dann wissen Sie Bescheid. Ich muss jetzt Schluss machen. Bis später!«
Zwei Häuser weiter blieb Smetana vor einer grün gestrichenen Schrebergartenhütte stehen, lehnte sich über den Zaun und rief laut: »Honzo!« Dann wandte er sich an Paul. »Der Garten dahinter ist riesig, da steht auch noch ein zweistöckiges Wohnhaus, aber Stepan lebt lieber in der Holzhütte. Vielleicht wird man seltsam mit zunehmendem Alter.«
Die Tür öffnete sich quietschend, und ein etwas gebückter, grauhaariger Mann in einem Arbeitsoverall trat heraus und blickte sich suchend um. Dann erkannte er Smetana am Zaun und winkte lächelnd. »Kommt herein, das Tor ist offen! Und zu holen gibt es hier sowieso nichts.«
»Ich nehme dir nichts weg, du alter Gartenzwerg, ich bringe dir jemanden«, rief der
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