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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Spiegelbild auf dem Glas der Schiebetür. So hatte sie sich schon seit Jahren nicht mehr gesehen: Jeans und Schlabberpulli, darüber ein müdes Gesicht. »Bin ich das?«, flüsterte sie niedergeschlagen und eilte weiter.
    Beim nächsten Halt einfach aussteigen und davonlaufen, schoss es ihr durch den Kopf.
    Weg, einfach nur weg. Heimgehen, nach Hause, ins Kloster zur Mutter Oberin und all den anderen. Sina einfach seinem Schicksal überlassen, das ihn ohnedies einholen würde, eher früher als später.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    Mitgegangen, mitgehangen! Wollte sie das wirklich? Diese ganze Geschichte ging sie nichts an, sie war in all das nur hineingeschlittert, wie in ein Schneeloch im Winter. Dieser verfluchte Zwerg! Zweihundert Jahre waren vergangen seit den Aufzeichnungen. Und dann kam dieser Professor und begann zu suchen, zu forschen. Was ging sie das alles an?
    Irgendwo zwischen zwei Waggons blieb sie einfach stehen, lehnte sich an das kalte Fenster und verbarg ihr Gesicht zwischen den Händen. Der Drang auszusteigen, alles hinter sich zu lassen, wurde immer größer. Wo würde diese Fahrt enden?
    Ein Mann kam, zwängte sich an ihr vorbei und sah sie dabei mit großen Augen an, bevor er die Tür zur Toilette öffnete und darin verschwand.
    Was konnte sie tun? Davonlaufen, untertauchen in der Menge der Reisenden, an irgendeinem Bahnhof auf den Gegenzug warten, Sina allein weiterfahren und entdecken lassen? Ihn zum Umkehren bewegen? Er würde niemals aufgeben.
    Doch da fiel ihr plötzlich jemand ein, jemand, an den sie sich wenden konnte. Sie öffnete ihre Handtasche. Mit zitternden Fingern zog sie erst ihr Handy hervor und kramte weiter. Endlich, nach langem Suchen, zwischen Hustenbonbons und Taschentüchern, fand sie die Visitenkarte. Elegant, gedruckt in englischer Schreibschrift und geschöpft aus feinster Bütte.
    Sie wählte die angegebene Nummer.
    Nach kurzem Läuten hob jemand ab.
    Ich wusste es, dachte sich Barbara erleichtert, er hatte ja gesagt, er arbeite oft bis in die Morgenstunden. Sie drehte sich zur Wand und drückte das Mobiltelefon mit beiden Händen dicht an ihre Wange. Der Mann kam aus der Toilette und drängte sich an ihr vorbei.
    »Vater?«, flüsterte sie. »Verzeiht mir die ungehörige Zeit meines Anrufes! Aber ich bin in arger Seelennot. Das müsst Ihr mir glauben!«
    Alles blieb still, nur ein entferntes Atmen war zu hören. Barbara lauschte irritiert. Sie hatte den Eindruck, als unterdrücke ihr Gesprächspartner ein Gähnen.
    »Verzeiht, dass ich Euch geweckt habe, Exzellenz!«, entschuldigte sich die Nonne leise und schuldbewusst.
    »Sie wissen hoffentlich, wie spät es ist, Schwester?«, brummte der Mann. »Ich hätte Ihnen bei meiner letzten Visitation diese Telefonnummer nicht gegeben, wenn Sie mir nicht sympathisch gewesen wären.« Er gähnte erneut. »Wie hat es unser Erlöser so schön formuliert: Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!« Ein ironischer Unterton schlich sich in seine Stimme. »Etwas prosaischer ausgedrückt: Dem Tüchtigen schlägt keine Stunde… Was kann ich für Sie tun, Schwester?«
    »Exzellenz, ich danke Euch von ganzem Herzen für Eure Güte!«, begann Barbara. »Unser Herr hat auch gesagt, nicht die Gesunden, die Kranken brauchen einen Arzt! Nur darum habe ich es gewagt, Euch zu dieser Stunde zu stören.«
    »Sind Sie krank, Schwester?«, fragte der Bischof verwundert. »Warum wenden Sie sich dann an mich und nicht an den Notarzt?«
    »Nein, Vater. Ich bin krank, aber nicht am Körper!«, erwiderte Buchegger. »Ich bin krank an der Seele, an meinem Glauben… Ich möchte beichten!«
    »Jetzt? Was drückt denn so schwer auf Ihr Gewissen, dass es nicht bis morgen warten kann? Kommen Sie um fünfzehn Uhr zu mir ins Beichtzimmer im Dom, Schwester. Dann reden wir über alles!«
    »Vater, verzeiht meinen Ungehorsam, aber das ist nicht möglich.« Die Schwester klang bestimmt und verzweifelt. »Ich bin außer mir vor Angst, und nur Sie können mir helfen!«
    Für einen Moment blieb es ruhig am anderen Ende der Leitung.
    »Dass Sie außer sich vor Angst sind, Schwester, das höre ich«, brummte der Bischof leise. »Was in Gottes Namen ist mit Ihnen los, Schwester? Warum können Sie morgen nicht zu mir kommen?«
    »Ich bin in einem Zug nach Deutschland, Vater«, flüsterte Barbara.
    »Wie bitte?« Dem Bischof war die Empörung anzuhören. »Ich habe mich jetzt wohl verhört. Sie wissen schon, Schwester, dass Sie sich nicht, ohne

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