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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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die Augen und kehrte langsam aus der Traumwelt in die Realität zurück. Er hatte sich gestern Abend aus Frustration darüber, dass er Burghardt nicht erreicht hatte, in den »Pizza-Expresss« gesetzt und war kurzerhand selbst nach Deutschbrod gefahren. Eigentlich hieß der Ort seit dem Zweiten Weltkrieg nun Havličkův Brod, aber Paul versuchte gar nicht, das auszusprechen …
    Die Fahrt war kurz und ereignislos gewesen. Der kleine Mazda MP3 hatte die wenigen Kilometer geradezu verschlungen, während Paul sich daran erinnert hatte, wie er gemeinsam mit Valerie und Georg vor zwei Jahren ebenfalls über die gleiche Autobahn in Richtung Prag gefahren war, im gleichen Auto, zu seiner eigenen Exekution in Panenske Brezany.
    Aber das ist lange vorbei, dachte der Reporter und schwang die Beine aus dem Bett. Jetzt war es an der Zeit, aufzustehen und zu versuchen, etwas mehr über jenen ominösen Zug zu erfahren, der in den letzten Kriegstagen auf dem Bahnhof der tschechischen Kleinstadt gestrandet und dann in Unterretzbach geendet war.
    Der Frühstückstisch war üppig gedeckt, und die Hausfrau begrüßte ihren Gast mit einem fröhlichen »Guten Morgen!«, bevor sie ihm eine Kanne frischen Kaffee hinstellte.
    »Das kann nur ein guter Tag werden«, meinte Paul lächelnd und nickte der jungen Frau zu, die sich besorgt erkundigte, ob er denn auch alles hätte und vor allem, ob er von allem genug hätte.
    »Danke, das werde ich kaum alles schaffen«, lachte der Reporter, »und wenn doch, dann kann ich heute Mittag gleich mit einer Diät beginnen. Aber Sie könnten mir vielleicht weiterhelfen. Ich suche jemanden, der sich mit der Geschichte dieser kleinen Stadt auskennt. Vielleicht einen Heimatforscher, einen Hobbyhistoriker oder den Verfasser einer Stadtchronik. Fällt Ihnen jemand ein?«
    Die Frau dachte kurz nach und setzte sich zu Paul. »Um welche Zeit geht es dabei?«, erkundigte sie sich. »Wir haben einige Vereine, ein Stadtarchiv im Rathaus am Hauptplatz, ein paar alte Männer, die dubiosen Träumen nachhängen, und die üblichen Ewiggestrigen.«
    »Es geht um einen Zug, der zu Kriegsende hier am Bahnhof stand, unter SS-Bewachung, und dann eines Tages verschwunden war, obwohl Kohle damals bereits Mangelware war«, gab Paul zurück.
    »Ach ja, die Eisenbahn, die hat von jeher die Geschichte von Havličkův Brod bestimmt«, nickte die junge Frau. »Da kann ich Ihnen allerdings jemanden nennen, der kennt sich perfekt damit aus. Er war nie verheiratet.« Sie zwinkerte Paul zu. »Die Bahn war stets seine einzige Passion.«
    František Smetana wohnte auf der anderen Seite der Altstadt, in einem schmalen, frisch gestrichenen Haus, das bunte Vorhänge und grüne Fensterläden hatte. Er war ein dicker, gemütlicher Pensionist, der sich sichtlich freute, als Paul ihn besuchte.
    »Kommen Sie nur herein«, meinte Smetana gestenreich, »wenn Sie etwas über die Eisenbahn wissen wollen, dann sind Sie hier an der richtigen Adresse.« Als Paul sich drinnen umsah, wurde ihm das ebenfalls klar. Jeder nur verfügbare Platz war mit Erinnerungsstücken, Bildern, Modellen, Plakaten, Fahrplänen, alten Fotos und Alben, Uniformen, Zugschildern, Werkzeug, Streckenplänen, alten Signalen und Regalen voller Bücher zugestellt. Selbst ein Fahrkartenautomat aus Holz aus der Zwischenkriegszeit stand in einer Ecke.
    »Das ist ja ein wahres Museum«, bewunderte Paul die Sammlung, die Smetana zusammengetragen hatte. »Ich könnte hier bestimmt Tage verbringen, aber ich möchte Sie nicht lange stören und ich muss auch gestehen, die Zeit drängt etwas.«
    »Setzen Sie sich doch«, forderte Smetana den Reporter auf, »wenn ich Ihnen helfen kann, dann mache ich das sehr gerne. Worum geht es?«
    Der Reporter erzählte dem Sammler von dem Zug, den die SS bewacht hatte, von den beiden Soldaten Richter und Walkowski und ihrem Schicksal in Unterretzbach.
    »Schrecklich«, meinte Smetana ehrlich erschüttert. »Es war eine furchtbare Zeit, ohne Regeln und Moral. Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht allzu viel berichten. Viele Züge und Waggons passierten Deutschbrod, wie die Stadt damals hieß. Wir waren einer der wichtigsten Bahnknotenpunkte auf der Strecke nach Znaim und Wien. Ein Zug mehr oder weniger wäre hier niemandem aufgefallen, glauben Sie mir. Gruppen von Partisanen sabotierten Lokomotiven und damit auch den Nachschub oder die Verlegung deutscher Truppen. Aber abgesehen davon hatte niemand in diesen Tagen Zeit, sich näher um die Vorkommnisse am

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