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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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der verwitterten Steinfliesen hatten sie eine seit Jahrhunderten verborgene Schatulle gefunden, deren Holz mit der Zeit naturgemäß nicht besser geworden war. Darum war das Kästchen auch beim Versuch, das Schloss aufzubrechen, in Einzelteile zerbrochen, und der Inhalt hatte sich als Papierflut über den Boden ergossen. Paul und er hatten die Blätter hastig eingesammelt und provisorisch wieder in die morsche Kiste gepackt.
    Konservatorischer Irrwitz, aber in Anbetracht der Umstände verständlich, beruhigte der Wissenschaftler seine ständigen Selbstvorwürfe, sobald er das Durcheinander nur ansah. Trotzdem war damit das Archiv des Leiters des Schwarzen Bureaus in Sicherheit auf Burg Grub, und nur das zählte.
    Die Gedankengänge Jauerlings waren wirr und wirkten gehetzt. Die Angst des Zwerges reichte über die Jahrhunderte herauf bis in seine Gegenwart. Es gab keine Systematik in den Aufzeichnungen. Die scharfe Stahlfeder war hektisch über das handgeschöpfte Papier getanzt, hatte Furchen in die Oberfläche gerissen und Löcher im Wasserzeichen, dem wilden Mann, hinterlassen. Georg hielt es gegen das Licht des Fensters. Es war österreichisches Papier gewesen, aber geschrieben wurden die Erinnerungen in einem Wirtshaus von Turin. Stellenweise waren die Buchstaben aufgeweicht, ihre Linien zerronnen. Tropfen einer durchsichtigen Flüssigkeit, Schweiß oder sogar Tränen, waren immer wieder auf die Silben gefallen und hatten sie beinahe unleserlich werden lassen.
    Es hatte Georg Tage gekostet, eine Chronologie der geschilderten Ereignisse zu rekonstruieren. Schwierig, wenn nicht gar unmöglich, hätten andere Historiker angesichts der Zeilenflut mit Kürzeln, Zeichen und Zeichnungen gedacht. Aber einfache Aufgaben hatten Sina noch nie interessiert, er suchte die Herausforderung, und das waren die Aufzeichnungen Jauerlings bei Gott.
    Nach und nach hatte er entdeckt, dass es eine Art Testament war, eine Hinterlassenschaft, ein Weg zur Erleuchtung, für dessen Entzifferung es sich zu leben lohnte. Und aus dem, was er bis jetzt von dem Zwerg erfahren hatte, lohnte es sich sogar, dafür zu sterben.
    Georg seufzte und schlug sein Notizbuch auf, las seine letzten Eintragungen. Das Manuskript vermittelte den Eindruck, als wäre es in Panik verfasst worden, in wilder Todesangst, in einer Ahnung des nahen Endes.
    Irgendjemand, irgendetwas war dem Verfasser unerbittlich auf den Fersen gewesen. Doch aus einem unbekannten Grund war Jauerling seinem Schicksal damals entronnen. Wie sie vor wenigen Monaten herausgefunden hatten, war der Zwerg erst zur Zeit des Wiener Kongresses in Wien gestorben, beschützt vom Staatskanzler Metternich persönlich. Also konnte er nicht in Turin gestorben sein.
    Zum wiederholten Mal überflog Georg seine Notizen. In dem verworrenen, jahrhundertealten Puzzle fügte sich langsam ein Teil zum anderen, und es würde bald an der Zeit sein, die Studierstube zu verlassen und ins Feld zu ziehen. Der kleine große Jauerling hatte ihm erzählt, was er preiszugeben bereit gewesen war, und Sina begann zu begreifen, welch ungeheuerliches Vermächtnis er hinterlassen hatte.
    Die Spur, die der Leiter des Schwarzen Bureaus wohlüberlegt skizziert hatte, führte zu einem unaussprechlichen Artefakt, zu etwas, das nicht sein durfte, nicht sein konnte.
    Die Versuchung war groß. Der Beginn dieses Wegs lag direkt vor Sinas Haustür und führte doch quer durch Europa. Die Zeit hatte nichts daran verändern können.
    Georg hob den Blick und schaute durch das große Fenster auf das Taffa-Tal mit seinen tiefgrünen Wäldern. »Ich weiß nicht, mein alter Jauerling, ob ich dir für das hier danken oder dich dafür verfluchen sollte«, flüsterte er und ihm war, als lachte der Zwerg irgendwo da draußen, weit weg und doch so nah.
    Balthasar Jauerling hatte sehr wohl abgewogen, was er niederschrieb. Wären die Papiere anderen in die Hände gefallen, dann hätte man sie als sinnloses Gekritzel abgetan. Der Zwerg hatte sich gehütet, klare Anweisungen zu geben. So, als wolle er einen Eingeweihten an seiner Seite wissen, aber keinen ungebildeten Ignoranten. Es gab Namen, die in einen manchmal sinnlos scheinenden Text eingestreut waren, Orte, Ereignisse, Jahreszahlen.
    Georg schüttelte den Kopf und ging noch einmal die Namensliste durch. Job Hartmann von Enenkel, ein Sammler von Urkunden zu Beginn des 16. Jahrhunderts, Niklas Eighorn, ein Lehrer des Lichts, Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, und Jesus Christus, der Sohn

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