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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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kleinen Zug nicht sehen würden. Aber dann sah er sie, drei Jagdmaschinen in lockerer Formation, und Richter ahnte, dass sie ihr Glück wieder verlassen hatte. Die Russen hatten sie entdeckt.
    »Achtung, Tiefflieger!«, brüllte er Walkowski zu. Dann rasten auch schon die ersten Geschosssalven auf sie zu, eine Doppelreihe von Explosionen, die wie eine unaufhaltsame Linie aus Stahl quer über den Bahndamm schnitt. Der vierte Waggon wurde getroffen, löste sich unter den wuchtigen Einschlägen geradezu auf, zerbrach wie ein Spielzeug, auf das ein riesiger Fuß getreten war. Die Kupplung brach mit einem lauten Knall, die Reste des Güterwagens schlitterten noch Dutzende Meter Funken sprühend über die Schienen, bevor sie die letzten beiden Wagen zum Entgleisen brachten. Unter ohrenbetäubendem Rumpeln, das wie ein Donner über die Felder schallte, stürzten sie um, krachten auf den Bahndamm und polterten in einem Schauer aus herumfliegenden Brettern und Holzteilen den Abhang hinunter.
    Die Jakowlew 9 donnerten über die Lokomotive hinweg und verschwanden aus dem Blickfeld. Als Richter vom Tender wieder zurück ins Führerhaus kletterte, war ihr Zug nur mehr halb so lang und er hatte alle seine Männer auf einen Schlag verloren. Wut und Hoffnungslosigkeit trieben ihm die Tränen in die Augen.
    »Was nun?«, schrie er Walkowski zu, der die Regler bis zum Anschlag geöffnet hatte.
    »Eine lange Gerade, danach ein Waldstück.« Der Berliner sah ihn achselzuckend an. »Sie werden noch einmal zurückkommen, ganz sicher. Entweder wir schaffen es bis zum Wald, oder…« Seine Worte gingen im Lärm des nächsten Angriffs unter. Diesmal flogen die JAK9 von vorn an, nur zwei von ihnen feuerten, aber sie trafen gut. Der Waggon mit den Verletzten und der letzte Güterwagen explodierten im Kugelhagel des 12,5-mm-Maschinengewehrs. Die Reste blieben brennend auf der Strecke zurück.
    Mit nur mehr einem Waggon im Schlepptau gewann die Lokomotive deutlich an Fahrt, aber die Strecke bis zum Wald schien Walkowski und Richter endlos. Sie saßen wie auf einem Präsentierteller, warteten auf den letzten Angriff, das Finale.
    »Springen oder drinbleiben?«, schrie Walkowski und sah den Oberleutnant fragend an. Der Zug mochte eine Geschwindigkeit von 60 km/h erreicht haben und beschleunigte noch immer. Richters Gedanken rasten. Er warf einen Blick zum Himmel, dann nach vorn zum Wald, dann auf den einzelnen Waggon, der noch da war. Die Worte des SS-Mannes gingen ihm nicht aus dem Kopf. »Geweihte Erde«. Was war hier los?
    »Wir halten die Stellung«, entschied er. »Wenn wir erst einmal den Wald erreicht haben, dann sind wir sicher. Dann können wir auch anhalten und warten, bis sich die Iwans verzogen haben.«
    Walkowski nickte und schaute grimmig nach vorn. Er wollte die JAKs nicht sehen, wenn sie wiederkamen.
    Obersturmbannführer Lindner stand vor den Resten des Bahnhofs in Deutschbrod und konnte es nicht fassen. Weit und breit war nichts mehr von dem Zug zu sehen. Er war einfach verschwunden. Es brannte an allen Ecken und Enden, das Bahnhofsgebäude war zusammengestürzt, und auf dem Bahngelände reihte sich Krater an Krater.
    »Machen Sie keine Besichtigungstour mit uns, Lindner, die Russen warten nicht«, zischte ihm der Mann im schwarzen Mantel zu und wies mit dem Lauf der MP42 auf die Gleise vor ihnen. »Wo ist der Waggon?«
    »Ich… ich weiß es nicht«, stotterte Lindner fassungslos. »Gestern stand er noch da.«
    »Wollen Sie mir einreden, Sie haben ihn verloren? Ihre Männer sind einfach abgehauen und haben den Zug gleich mitgenommen?« Seine Lippen waren nur mehr ein weißer Strich.
    Wortlos rannte Lindner los, sprang über die Schienen und umrundete Krater, erreichte schließlich das Gleis, auf dem der Zug gestanden hatte. Rasch entdeckte er die beiden Leichen seiner Männer und beugte sich hinab.
    »Sie haben versagt, Lindner, Sie und Ihre Männer. Der Waggon ist weg, und das Schlimmste ist, wir wissen nicht, wer ihn nun hat und wo er ist.« Die Stimme hinter dem Obersturmbannführer bebte vor Ärger. »Sie haben keine Ahnung, was Sie angerichtet haben.«
    Die kurze Salve aus der Maschinenpistole traf Lindner ohne Vorwarnung von hinten, aus nächster Nähe, und ließ ihn auf den Bahndamm stürzen.
    Als der Offizier im schwarzen Mantel wieder in den Kommando-wagen einstieg, hatte er sich entschieden. »Wir folgen der Bahnlinie in Richtung Süden. Irgendwo muss dieser verdammte Zug ja sein. Los!«
Burg Grub,

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