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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Schwester.« Dann fasste er Georg am Arm und zog ihn näher zu sich. »Auf der Hochzeit zu Kana wirkt Jesus, bisher ein unscheinbarer Mann, auf das Drängen seiner Mutter sein erstes Wunder. Damit offenbarte er der Welt seine wahre Natur. Er ist der lang erwartete Messias, und seine Lehre kann das schale Wasser in reifen, wohlschmeckenden Wein verwandeln. Wie das geschmacklose Nass durch ihn veredelt wurde, so kann auch jeder Mensch mit Jesu Lehre und durch sein Vorbild zu Edlerem gewandelt werden…« Der Geistliche zeigte mit ausgestrecktem Arm auf eine Figur an der anderen Seite des Fensters. Es war eine Mutter mit Kind, die auf einem Thron saß. »Das ist Maria. Auf ihrem Schoß sitzt Jesus. Sie ist nicht mehr nur Frau, sondern gleichsam der Thron für Christi Weisheit…«
    »Der Sedes Sapientiae«, nickte Sina. »Aber lassen Sie mich vorher zusammenfassen, was uns diese alte Bibel erzählt. Durch die Worte Christi und ihre Weisheit kann ich, kann jeder Mann und jede Frau, sich von Wasser zu Wein verwandeln? Und dieses Wunder in Kana offenbarte die wahre Natur des Herrn? Habe ich das richtig verstanden?«
    Mayröcker lächelte anerkennend. »Genau! Und worauf steht dieser Thron der Weisheit?«
    »Auf zwei geduckten Löwen…«, antwortete Georg nachdenklich.
    Der Priester nickte und schloss kurz die Augen. »Eben. Und über dem Fenster sehen Sie Gottvater. In seiner Linken ein aufgeschlagenes Buch…«
    »Die wahre Lehre, ich weiß«, unterbrach ihn Sina.
    »… und seine Rechte segnet«, fuhr der Priester unbeeindruckt fort. »Zeigefinger und Mittelfinger seiner Hand deuten auf den Heiligen Geist, dargestellt als Taube. Und genau diese Taube sitzt auf den Krügen.«
    »Moment!«, warf Georg aufgeregt ein. »Wollen Sie damit sagen, nicht Jesus, sondern der Vater bewirkte durch den Heiligen Geist das Wunder zu Kana?«
    »Wenn Sie das so sehen wollen, Professor, so ist das Ihre Sache«, schmunzelte Mayröcker. »Aber damit sagen Sie auch, dass Jesus ein Mensch war. Ein ganz besonderer zwar, ja sogar herausragend und einzigartig, aber trotzdem nur ein Mensch, dem Vater im Himmel und dem Heiligen Geist untergeordnet. Er kann selbst keine Wunder wirken, er braucht den Heiligen Geist, der es für ihn macht.«
    »Aber das ist doch Ketzerei!«, rief Barbara alarmiert aus.
    »Genauer gesagt, die Ketzerei des Arius«, ergänzte der Pfarrer. »Seine Irrlehren wurden im Konzil von Nicäa widerlegt. Jesus ist Gott, gleich dem Vater, und nicht Mensch, wie er und seine Schüler behauptet haben. Der segnende Mann hier ist demnach beides, Gottsohn und Gottvater. Folgen Sie den tönernen Krügen, folgen Sie der Wahrheit …«, fuhr der Pfarrer fort. »Und sehen diese Statuen nicht aus, wie aus Ton geformt? Eher, als aus Stein gehauen?«
    Sina machte sich eine Notiz.
    »Wenn Sie beide jetzt einen Blick auf die Säulen werfen möchten, dann sehen Sie den Weingarten Gottes. Zwischen den Rebstöcken können Sie versteckte wilde Tiere erkennen, Eber und Bären.«
    »Ketzer im Garten des Herrn!«, murmelte Barbara betroffen.
    »Die kamen doch auch in einem Traum des legendären Azzo, dem ersten Kuenringer, vor«, warf Georg ein. »Er sah einen herrlichen Wald, in dem ein wilder Eber wütete, und wurde in seiner Vision von Gott ausgeschickt, den Keiler zu erlegen. Das soll der Grund gewesen sein, warum er aus Franken ins Waldviertel kam und den damals unwegsamen Urwald zu roden begann.«
    »So weit die Legende«, bestätigte Mayröcker, »die auch zur Entstehung unserer Kirche führte.«
    Eine kaum sichtbare Inschrift in der Kirchenmauer fesselte da die Aufmerksamkeit des Wissenschaftlers. Der Name gleich zu Beginn ließ ihm die Nackenhaare zu Berge stehen:
     
    NICLAS EIGHOR N
HIC FUIT LUD I
RECTOR ANN O
DNI MDLXXX V
III PIG7 SIW I
MORS PIORU M
EST FINIS M A
LORUM ET I A
NUA AD V I
TAM AETERN A
     
    Niclas Eighorn.
    Er war an der richtigen Stelle!
    Hätte er an Schöngrabern gezweifelt, spätestens jetzt wäre kein Platz mehr dafür gewesen. Genau diesen Namen hatte Jauerling an den Beginn seiner »Reise zur Wahrheit und zum Teufel«, wie er es genannt hatte, gestellt.
    Sina überlief es heiß und kalt, als er näher an die schwachen Zeilen an der Basis eines halbrunden Pilasters trat, um sie besser übersetzen zu können. »Niclas Eighorn ist hier Schulleiter gewesen im Jahre des Herrn 1589…« Er verstummte und fuhr sich durch die Haare. »Das hier verstehe ich nicht.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf die verwitterten

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