Teufel - Thriller
1945 wurde das Schilling-Gesetz für den Umtausch der Reichsmark erlassen. Maximal 150 Schilling wurden pro Kopf bar ausgezahlt. Für alle anderen Summen musste die Herkunft nachgewiesen werden. Die Bündel Reichsmark gingen wohl in Flammen auf.« Er kicherte. »Die alte BMW holte ich aus dem Keller und fuhr selbst damit. Ende der 40er-Jahre verkaufte ich sie an einen Freund, der damit Afrika entdecken wollte.«
»Und der Koffer?« Burghardt legte die Luger wieder an ihren Platz, klappte den Deckel zu und ließ die beiden Schlösser einschnappen.
»Ach ja, der Koffer. Ich wusste, dass er noch irgendwo sein musste, aber er war ja gut versteckt, in einem verlassenen Haus, in dem niemand etwas Besonderes oder Wertvolles vermutete. Also ließ ich ihn, wo er war. Franz sagte immer, man solle die Geister der Vergangenheit nicht wecken. Aber dann kamen Sie, kauften das Presshaus und den Weinkeller, dann geschah der Unfall, Franz schnitt sich wohl in Panik die Pulsadern auf, und ich musste handeln. Ich wollte alle Hinweise auf die Geschichte verschwinden lassen, endgültig, und der letzte war der Koffer. Das Geld war weg, die BMW auch, alle Zeugen von damals waren tot bis auf Fritz und mich. Und den Koffer musste ich ja nicht lange suchen, er stand auf der Kellertreppe…«
»Nachdem Sie in mein Presshaus eingebrochen waren«, erinnerte ihn Burghardt.
»Das war nicht weiter schwierig, ich habe bereits seit Jahren den Schlüssel«, meinte Maurer und griff in die Tasche des abgewetzten Rockes. »Ich gebe ihn wohl besser zurück.« Damit zog er einen großen Schlüssel hervor und reichte ihn Burghardt.
»Bleibt nur eine wichtige Frage unbeantwortet und gerade die brennt mir unter den Nägeln«, warf Paul nachdenklich ein. »Warum läuft da draußen eine Handvoll Männer herum, die mit Pistolen bewaffnet in Ihr Haus eindringen? Die haben ganz und gar nicht nach netten Besuchern ausgesehen, die zum Kaffee vorbeischauen.«
»Keine Ahnung«, antwortete Maurer senior, »die müssen sich in der Adresse geirrt haben.«
Berner schüttelte den Kopf und stand auf. »Nein, da muss mehr dahinterstecken, als wir ahnen. Mir ist nun einiges klar geworden, aber ich habe das dumme Gefühl, dass wir etwas Wichtiges übersehen haben. Darüber können wir aber auch auf der Fahrt nach Wien nachdenken. Los jetzt, Zeit zu verschwinden!«
»Warte einen Augenblick, Bernhard«, hielt ihn Burghardt auf. »Es gab drei Freunde – Maurer, Reiter und Wurzinger. Reiter ist tot. Wenn sich die Killer da oben nicht in der Adresse geirrt haben, wieso sind sie ausgerechnet auf Ferdinand Maurer gekommen?«
»Gute Frage, Burgi«, gab Berner zu und überlegte.
»Mir fällt nur eine Möglichkeit ein«, meldete sich Paul Wagner. »Sie haben mit dem Pfarrer Wurzinger gesprochen, und der hat ihnen Namen und Anschrift verraten.«
»Wie sollten sie an den Pfarrer geraten?«, erkundigte sich Burghardt verwirrt.
»Keine Ahnung!« Paul zuckte mit den Schultern. »Finden wir es heraus. Die Kirche ist nicht weit weg. Fragen wir ihn selbst!«
Die Kellertür war massiv und unversehrt, als Maurer junior sie aufschloss und den Kopf vorsichtig ins Freie steckte. Es war später Nachmittag geworden. Berner untersuchte das einfache Schloss, aber offenbar hatte niemand versucht einzudringen. Vor ihnen lagen Weinberge, so weit das Auge reichte.
»Am oberen Ende des Hanges verläuft die Grenze«, murmelte Maurer senior und wies mit dem Stock auf den Horizont. Die Wärme des Tages war angenehm nach der feuchten Kühle des Kellers. Als die Männer sich zu Fuß auf den Weg zur Kirche machten, behielten sie sorgfältig die Umgebung im Auge. Burghardt trug den kleinen Koffer mit den alten Aufklebern und sah aus wie ein Reisender aus vergangenen Zeiten.
Berner und Wagner trauten dem Frieden nicht und schauten sich immer wieder misstrauisch um.
Der blaue Volvo war jedoch nirgends zu sehen.
Schöngrabern, Weinviertel/Österreich
G eorg Sina kam es vor, als sei die Temperatur schlagartig um einige Grad gefallen. War das nur Einbildung? Als er sah, dass Barbara ihre Jacke fester um sich zog, wusste er, dass die Nonne es ebenfalls spürte.
»Was ist das hier links? Da sind sechs Krüge mit einem Vogel darüber.« Der Wissenschaftler verdrängte sein Unbehagen und deutete nach oben.
»Das ist doch ganz klar«, antwortete Barbara. »Das ist das Wunder zu Kana. Jesus verwandelte sechs Krüge voll Wasser in Wein bei einer Hochzeit.«
Mayröcker nickte zufrieden. »Genau so ist es,
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