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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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mir zu Hause immer gesagt. ›Sie ist hübsch und gescheit dazu.‹«
    »Ich weiß«, sagte Draper Haere, setzte sich wieder auf die Bettkante und zündete sich eine seiner gelegentlichen Zigaretten an.
    »Wie ist es in New York gelaufen?« fragte sie und streckte eine Hand nach ihrem Slip auf dem Boden aus. »Alles, was ich aus Baldy herausbekam, war ein befriedigtes Grunzen.«
    »Der Bursche war ein Zehentester.«
    »Du meinst, er hat einen Zeh ins politische Wasser gesteckt und es lauwarm gefunden?«
    »Er hielt es für lauwarm, aber Mommy meinte, es wäre eiskalt. Wenn er mit einem großen Aufspritzen reingesprungen wäre, hätte sie gesagt: Na wunderbar, und ihr Scheckbuch gezückt. Aber genau das tat er nicht, und dann wollte sie nicht mehr.«
    »Dann ist er also draußen?«
    »Er ist draußen.«
    Inzwischen zogen sie sich in aller Ruhe an, ohne jede Hast, als ob es früher Morgen wäre und sie zeitig aufgestanden und seit zwanzig Jahren miteinander verheiratet wären.
    »Du meinst für vierundachtzig draußen oder ein für allemal?«
    Draper Haere schob gerade seine Hemdzipfel in die Hose. Das Hemd war weiß, durchgeknöpft, im Oxfordstil. Es war eigentlich die einzige Art Hemden, die Haere überhaupt trug, abgesehen von solchen in genau gleichem Schnitt in Blau. »Für vierundachtzig draußen«, sagte er. »Aber später, wer kann das wissen?«
    »Du meinst immer noch, daß Baldy wirklich eine echte Chance hat?« fragte Louise Veatch, während sie ihre schlichte cremefarbene Seidenbluse zuknöpfte, die ausgezeichnet zu dem schlichten, gerade geschnittenen hellgrauen Rock paßte, was beides durch ein schlichtes, zweireihiges dunkelgraues Kaschmirjackett ergänzt wurde. Haere schätzte, daß diese elegante Schlichtheit drei- oder viermal soviel kostete wie einer seiner blauen Nadelstreifen, und Haere gab für seine Anzüge bei Lew Ritter 550 Dollar aus.
    »Baldy hat eine Chance«, antwortete Haere, nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte. »Keine sehr große Chance, aber immerhin eine Chance – vorausgesetzt, die Dinge entwickeln sich richtig für ihn, und vorausgesetzt, er erweist sich als ein höllisch guter Gouverneur.«
    »Aber du sprichst doch von achtundachtzig, nicht von vierundachtzig.«
    »Ich rechne damit, daß vierundachtzig sich als verhext erweisen wird.«
    »Ach, zum Teufel, Draper.«
    »Sieh mal. Achtundachtzig hat er die günstigsten Aussichten. Vier Jahre erfolgreicher Gouverneur, dann wird er sechsundachtzig wiedergewählt. Er hat eine Amtsperiode hinter sich, die er mit Stolz vorzeigen kann. Die alten Karrengäule sind an Erschöpfung eingegangen, und wie alt wird Baldy neunzehnsechsundachtzig sein – sechsundvierzig?«
    »Siebenundvierzig«, sagte sie.
    »Nicht zu jung und ganz gewiß nicht zu alt. Sechsundachtzig fängt er an, sich darauf zu konzentrieren und überläßt es dir, dich um seinen Staat zu kümmern.«
    »Draper«, sagte sie. »Er wird nicht warten wollen.«
    »Das sollte er aber besser tun.«
    »Okay, was braucht er, um vierundachtzig nominiert zu werden – außer Geld und Glück? Das Geld kannst du ihm beschaffen und er hat alles Glück in der Welt. Was sollte also noch fehlen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Quatsch«, sagte sie. »Was ist mit Replogles Story, hinter der Citron jetzt her ist? Dieses Dynamit, mit dem man sie aus dem Weißen Haus rauspusten kann? Hat Jack Replogle nicht so was gesagt?«
    Haere seufzte. »Er hat gesagt, man könnte diese Ärsche vierundachtzig damit aus dem Weißen Haus rauspusten. Das ist sein genauer Wortlaut. Fast jedenfalls.«
    »Und du hast ihm geglaubt?«
    Haere war dabei, seine Krawatte zu binden. »Wenn es um Politik ging, war Jack Replogle ein Mann, der zur Untertreibung neigte. Er übertrieb in fast allem, aber nicht in der Politik.«
    »Dann ist es also Dynamit?«
    »Vielleicht.«
    »Und genau das ist es, was Baldy braucht!«
    »Es würde ihm nichts schaden«, räumte Haere ein, ging zum Bad und blickte hinter die Tür, um sicherzugehen, daß sie dort nichts vergessen hatten. Er tat das rein aus Gewohnheit, denn sie waren mit leeren Händen in das Zimmer gekommen. Nach dieser Inspektion sah er auf seine noch verbundenen Hände hinab und sagte: »Mit Dynamit ist das eine komische Sache.« Er sah zu ihr auf. »Wenn es alt wird, wird es manchmal unberechenbar.«
    »Es könnte uns unter den Händen losgehen?«
    Haere nickte. »Stimmt.«
    »Na ja, aber das ist doch das Risiko, das wir eingehen wollen, oder nicht?«
    Wieder blickte Haere

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