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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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neuen Anzug. Ich habe nicht viel anzuziehen. Und auch kein Bankkonto.«
    »Würden zweitausend reichen?« fragte Haere und fügte hinzu: »Bar natürlich.«
    »Sehr gut«, sagte Citron. Er sah erst Haere und dann Louise Veatch an. »Sie wissen, was Sie bekommen, nicht wahr?«
    »Ich glaube schon«, sagte sie.
    »Was Sie bekommen, ist etwas aus der Übung, vielleicht sogar eingerostet. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt noch funktioniert.«
    Louise Veatch lächelte, nickte dann zufrieden, als ob das, was sie sah, an Perfektion heranreichte. »Mr. Haere und ich arbeiten schon seit einiger Zeit in diesem besonderen Gewerbe, Mr. Citron – haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie Morgan nenne? Mr. Haere ist sehr gut darin, Leute richtig einzuschätzen. Und ich bin sogar noch besser. Der Mann, den ich da mir gegenüber am Tisch sitzen sehe, gefällt mir, wahrscheinlich, weil Sie so gar nichts Angeberisches an sich haben. Einer, der mir sagt, daß er einen Auftrag von mir annimmt, vorausgesetzt, daß ich ihm einen neuen Anzug finanziere, kann kein großer Angeber sein, und das ist hier bei uns so rar wie grüner Schnee. Aber was ich wirklich sagen will: wir freuen uns, daß Sie zugesagt haben – nicht wahr, Draper?«
    »Genau«, sagte Haere. Wie immer bewunderte er, wie es Louise Veatch gelang, durch Ton und Gesten, wenn nicht durch ihre Worte, Menschen von ihrem eigenen unermeßlichen Wert zu überzeugen und der ungeheuren Hochachtung, die sie ihnen entgegenzubringen schien.
    Wieder lächelte Citron, aber nur flüchtig, und sah Haere an. »Wie viele politische Wechsel können Sie in Washington präsentieren?«
    »Sie meinen, wir drei zusammen?« fragte Louise Veatch.
    Citron nickte.
    Sie wandte sich an Haere wegen einer Schätzung. Er überlegte einen Augenblick und antwortete dann vorsichtig: »Würde jede Menge reichen?«
    »Vielleicht«, sagte Citron.
     
    Eine Stunde später rief Draper Haeres Sekretärin bei Citron an, um ihn zu informieren, daß sie ihm »botenweise«, um ihre ausgefallene Formulierung zu gebrauchen, zweitausend Dollar in bar bringen lasse. Citron bedankte sich, hängte ein und nahm den Hörer sofort wieder ab. Er wählte die Fernsprechauskunft und ließ sich die Nummer des FBI geben.
    Die Nummer war 272-6161. Als die Telefonistin sich mit »FBI« meldete, sagte Citron: »Können Sie mich bitte mit Agent Richard Tighe verbinden?«
    Es folgte ein kurzes Zögern, und dann sagte die Telefonistin: »Ich verbinde Sie mit der Auskunft.«
    Nach einer weiteren Pause meldete sich eine weitere weibliche Stimme: »Auskunft«, und nannte ihren Namen, den Citron nicht verstand.
    »Ich möchte Agent Tighe sprechen, bitte, Richard Tighe.«
    Diesmal folgte kein Zögern. »Ein Agent mit diesem Namen ist bei uns nicht bekannt«, sagte die Stimme.
    »Ach so«, sagte Citron. »Wie ist es mit Agent Yarn – Y-A-R-N, Vorname John, Mittelinitiale D.?«
    »Bei uns gibt es auch keinen Agenten mit diesem Namen«, erwiderte die Frau von der Auskunft.
    Citron bedankte sich und hängte den Hörer mit dem Gefühl der Überzeugung ein, daß er sein Geld bereits verdiente.

8
    Er hatte sich entschlossen, in Mexicali über die Grenze zu gehen. Die lange Busfahrt von Mexico City hatte ihn ermüdet und ließ ihn sehr viel älter aussehen als seine dreiundsechzig Jahre rechtfertigten, bis er einen Friseur gefunden hatte, der ihn für weniger als zwei Dollar rasierte, ihm das Haar schnitt und eine Gesichtsmassage gab. Auf dem Weg zum Grenzübergang kaufte er sich einen billigen Sombrero, wie ein Tourist ihn sich vielleicht kaufen würde, und setzte ihn sich fest auf den Kopf. An dem Spiegelbild, das er in einer Schaufensterscheibe sah, erkannte er, daß er ihn lächerlich erscheinen ließ, was ihn befriedigte, weil es seine Absicht war, genau so auszusehen.
    Er schlenderte auf den Beamten der US-Einwanderungsbehörde zu, der ihn mit dem schnellen, geübten Blick eines erprobten Grenzkontrolleurs musterte. »Geschäftlich in Mexico?«
    »Nur als Tourist.«
    »Geburtsort?«
    »Ohio«, antwortete er, eine automatische Lüge. Er war in Indiana geboren. In Terre Haute.
    Der Beamte nickte, und Drew Meade überschritt die Grenze in sein Geburtsland, das Land, von dem er sich verraten fühlte, obwohl er nie mit genau diesen Worten daran dachte. Wenn er nachts allein in billigen Hotelzimmern vor sich hin schimpfte, schimpfte er darüber, daß man ihm das vollgeschissene Ende des Stocks hingehalten hätte, was wohl eine Form des Verrats

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