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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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mir das einbringt.«
    »Soviel, wie zu haben ist?«
    »Das ist nahe dran.« Keats machte eine Pause und paffte an seiner Zigarre. »Wissen Sie, was diese Leute aus Haiti sind? Sie sind ehrgeizig. Ich habe noch nie einen getroffen, weiß oder schwarz, der so fleißig arbeitet wie die. Sie wollen einen Graben gegraben haben? Scheiße, die graben ihn – man braucht ihnen nur zu sagen, wie breit er sein soll und wie nahe bis an China heran. Ich stelle keinen anderen mehr ein als Leute aus Haiti, obwohl, verdammt noch mal, ich wünschte, sie würden Amerikanisch lernen.« Wieder ließ er eine Pause eintreten. »Was macht Velveta?«
    »Sie scheint soweit in Ordnung zu sein.«
    »Hat sie Ihnen schon erzählt, daß sie mit ihrem Bruder gefickt hat?«
    Ehe Citron antworten konnte, ertönte ein Klopfen an der Scheibe. Beide drehten sich danach um. Jacques bückte sich herunter, sah mit einem breiten Lächeln durch das Fenster und zeigte auf einen langen runden Koffer aus Büffelleder, den er in der linken Hand trug. Keats nickte, und Jacques verschwand, ging zu dem schwarzen Ford LTD zurück, und Keats drückte auf den Knopf, der die gläserne Trennscheibe senkte.
    »Fahren wir los, mein Sohn«, sagte er zu dem Fahrer.
    »Ja, Sir. Wohin?«
    »Gibt es hier keine Landschaft zu sehen?«
    Der Fahrer versuchte, sich an landschaftlich attraktive Strecken zu erinnern. »Nun ja«, sagte er schließlich, »wir könnten an der Küste entlangfahren.«
    »Klingt gut«, sagte Keats und ließ die Trennscheibe wieder hochrollen. Der Fahrer ließ den Motor der Limousine an und steuerte sie vorsichtig in den starken Flughafenverkehr hinaus.
    »Sie hatte tatsächlich einen Bruder«, sagte Keats, »und der ist, wie sie Ihnen wahrscheinlich auch gesagt hat, tot. Er starb, als sie sieben und er neun Jahre alt war. Er starb an Kinderlähmung im Sommer neunundfünfzig. Damals hatten sie Kinderlähmung schon im Griff, wie es hieß, aber er steckte sich an und starb daran. Vielleicht haben Cash und Velveta ein paarmal miteinander Onkel Doktor gespielt, aber alles andere hat sie erfunden. Inzest! Manche Leute macht das an – haben Sie das gewußt?«
    Keats schien keine Antwort zu erwarten, und Citron gab auch keine. Statt dessen sagte er: »Sie hat auch von einem Ehemann gesprochen. Oder hat sie den auch erfunden?«
    »Nein, den hat sie sich nicht ausgedacht. Sie war mit Jimmy verheiratet. Mit Jimmy Maneras. Eigentlich Jaime. Er war älter als sie. Ein Kubaner. Die Maneras und ich, wir hatten geschäftlich miteinander zu tun. Hat sie darüber was erzählt?«
    »Ja.«
    »Habe ich mir gedacht. Diese Lady hört sich gern reden. Wir sprechen nicht miteinander, wissen Sie. Verdammt dumm, wenn ein Mann sich in so eine Situation bringt, aber es kommt vor. Es kommt einfach vor.« Er seufzte und zog an seiner Zigarre. »Wer waren die beiden?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Citron.
    »Halten Sie sie für Kidnapper?«
    »Wenn sie das gewesen sein sollten, dann waren sie nicht sehr entschlossen.«
    »Weil sie abgehauen sind, nachdem Sie Stiefmütterchen nach ihnen geworfen haben?«
    »Nelken.«
    »Nelken. Warum haben Sie so was Dämliches gemacht?«
    »Reiner Reflex.«
    »Noch ehe Sie überlegen konnten, was?«
    Citron nickte.
    Keats blickte aus dem Fenster. Was er sah, war grau in grau, ödes Marschland. »Keine besonders schöne Gegend«, sagte er.
    »Es wird besser.«
    »Wie sahen die beiden aus? Ich meine, waren sie weiß, schwarz, braun oder was?«
    »Weiß. Sie trugen Tauchermasken. Taucheranzüge. Nach der Art, wie sie sich bewegten, würde ich sagen, sie waren Ende zwanzig, Anfang dreißig.«
    »Stimmen?«
    »Normale amerikanische.«
    »Was sagten sie?«
    »Sie sagten: ›Keinen Ton‹ oder ›Geben Sie keinen Ton von sich‹. Ich erinnere mich nicht genau, was, aber das sagten sie zu Ihrer Tochter. Und dann sagten sie zu mir: ›Sie auch nicht.‹ Ich glaube, ich antwortete: ›Okay‹ oder ›In Ordnung‹. Nichts sehr Bemerkenswertes. Oh, noch eine Sache. Sie hat den einen in die Hand gebissen.«
    »Hat ihn gebissen? Bei Gott!« Keats strahlte. »Das haben Sie mir nicht gesagt.«
    »Ich hatte es vergessen.«
    »Und was tat er?«
    »Er hat geschrien.«
    »Hat ihn gebissen, bei Gott!« Keats nickte und lächelte ein paar Augenblicke vor sich hin, dann drehte er sich um und musterte Citron gründlich.
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein.«
    »Wovon leben Sie?«
    »Ich bin Hausmeister und schreibe manchmal.«
    »Was schreiben

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