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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Sie?«
    »Reiseberichte.«
    »Bringt das was?«
    »Nicht viel.«
    »Waren Sie auf einem College?«
    Citron nickte.
    »Haben Sie mal im Gefängnis gesessen?«
    »Einmal.«
    »Wie lange?«
    »Dreizehn Monate.«
    »Weshalb?«
    »Das habe ich nie genau herausbekommen.«
    »Wo?«
    »In Afrika.«
    »Scheiße, das zählt doch nicht.« Keats blickte wieder aus dem Fenster, runzelte die Stirn über den städtischen Wirrwarr, der den Lincoln Boulevard säumte, und wandte sich, immer noch stirnrunzelnd, wieder Citron zu. »Ich werde Sie nicht fragen, ob Sie mit Velveta ins Bett gegangen sind, weil ich die Antwort darauf weiß, aber ich will Sie folgendes fragen. Was halten Sie von ihr?«
    »Ich glaube«, sagte Citron zögernd, »ich glaube, sie ist etwas … ratlos.«
    Das schien Keats zufriedenzustellen. Er nickte so, als ob er etwas bestätigen wollte, und nach einem Schweigen, das annähernd zwei Blocks weit anhielt, sagte er: »Ich bin reich, ich meine, richtig reich.«
    »Es scheint so.«
    »Habe ich alles mit Stoff gemacht. Zuerst Marihuana, und dann stieg ich früh bei Koks ein, machte einen Riesengewinn und kam sauber wieder heraus. Wissen Sie, in was ich jetzt mache?«
    »Nein.«
    »Automatisierte Discount-Schuhläden mit Selbstbedienung. Ich hab mich hingesetzt und mir überlegt, was die Leute unbedingt brauchen, ob die Zeiten schlecht sind oder gut. Also landete ich bei Schuhen. Billige, importierte Schuhe. Jetzt habe ich eine Kette Schuhgeschäfte. Ein Dutzend in Florida, fünf in Alabama, und nächstes Jahr geht’s weiter nach Mississippi und Louisiana. Aber, Teufel auch, Sie wollen sicher nichts von meinen Schuhgeschäften wissen.«
    »Ich kann zuhören«, sagte Citron.
    »Nein, was Sie wirklich hören wollen, ist, worauf ich hinaus will. Und darauf werde ich gleich kommen. Velveta, nun ja, Velveta ist ja recht hübsch und halbwegs gescheit, selbst wenn sie nicht alle Tassen im Schrank hat, und vor vier oder fünf Jahren habe ich dieses unwiderrufliche Treuhandkonto für sie eingerichtet. Geld ist also da. Aber was ich wissen will, ist, ob Sie für die nächsten paar Wochen so was wie ihr Liebhaber sein würden?«
    Citron drehte sich um und starrte Keats an, dessen blaßblaue Augen ihr Zwinkern aufgegeben hatten. Sie waren jetzt annähernd rund und, wie Citron fand, fast ehrlich. »Liebhaber«, sagte er. »Oder meinen Sie damit Aufpasser?«
    Keats lächelte. »Naja, vielleicht von beidem etwas.«

16
    Mit dem angenehmen Nachgeschmack eines Mittagessens für 32 Dollar plus Trinkgeld in einem anspruchsvollen Chinarestaurant am Rodeo Drive im Mund schloß Drew Meade mit dem Schlüssel, den Gladys Citron ihm gegeben hatte, die Vordertür zu ihrem Haus auf. Er hatte früh zu Mittag gegessen, genau um zwölf Uhr. Jetzt war es kurz nach eins.
    Er betrat das Haus nicht unbedacht. Meade hätte nicht einmal eine Telefonzelle unbedacht betreten. Er hatte den Block einmal zu Fuß umkreist, sich die Wagen genau angesehen, die am Straßenrand und in den Auffahrten zu den benachbarten Häusern parkten. Die meisten waren recht kostspielige ausländische Modelle – BMWs, Volvos und eine angemessene Zahl Mercedes. Er bemerkte auch den weißen Ford-Lieferwagen mit der Aufschrift »CART’S CUSTOM RUG CLEANING« und der Telefonnummer darunter und der Adresse am Santa Monica Boulevard. Der Lieferwagen parkte vier Häuser weit von Gladys Citrons Grundstück entfernt, und Meade merkte sich automatisch die Zulassungsnummer. Mit einem eigenen mnemotechnischen System konnte sich Meade Zulassungsnummern mitunter jahrelang merken und Telefonnummern in alle Ewigkeit.
    Er schob die Tür auf, betrat den kleinen Vorraum, blieb bewegungslos stehen und lauschte. Nichts war zu hören. Er drehte sich um, schloß die Tür hinter sich, schob die Riegel zu und legte die Sicherheitskette vor.
    Sie warteten auf ihn, als er das Wohnzimmer betrat, die beiden, mit leicht geöffnetem Mund, um lautlos zu atmen, keiner viel älter als dreißig, wenn überhaupt. Der eine mit blauen Augen, der andere mit braunen. Beide trugen hellbraune Uniformjacken aus Baumwolle, auf deren Brusttaschen mit rotem Faden ihre Vornamen eingestickt waren. Der mit den blauen Augen war John, der mit den braunen Dick.
    Meade blieb neben dem Tisch mit der chinesischen Lampe stehen. »Wie ist das Teppichgeschäft denn so?« fragte er, ergriff die Lampe und schleuderte sie auf Dick. Noch während die Lampe durch die Luft flog, warf er sich auf John, täuschte einen Tritt in den Schritt

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