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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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vor, und als John ihm zur Abwehr die Hüfte zudrehte, trieb ihm Meade die linke Faust sieben Zentimeter unter dem Gürtel in den Unterleib. Sie traf auf mehr Muskeln, als Meade erwartet hatte. Trotzdem knickte John zusammen und preßte keuchend seine Hände gegen den Bauch. Meade hatte beide Hände ineinander zusammengeballt, um sie mit voller Wucht auf Johns vorgeneigten Nacken niedersausen zu lassen, aber die Mündung einer Waffe wurde ihm ins Ohr gepreßt, und Dicks Stimme sagte: »Nicht doch.«
    Meade fuhr herum, riß seinen Unterarm hoch, um die Waffe fortzuschlagen, aber sie war nicht mehr da. Dick kauerte jetzt gut einen Meter von ihm entfernt, hielt die Waffe mit beiden Händen und zielte auf Meades Brust, genau wie ihm das irgend jemand irgendwann irgendwo beigebracht hatte.
    »Ach, Scheiße«, sagte Meade, ging zu einem der beiden Sessel, die vor dem Kamin standen, ließ sich hineinsinken, zog seine Camels aus der Tasche und zündete eine an, mit Händen, die kaum zitterten.
    John richtete sich auf, hielt immer noch beide Hände gegen den Unterleib gepreßt. »Ganz gut für einen alten Furz«, sagte er.
    »Darauf hat man uns ja vorbereitet«, sagte Dick.
    »Was sollt ihr sein?« fragte Meade.
    »Ja, was sind wir heute?« erwiderte Dick, ohne seine Augen oder die Waffe von Meade abzuwenden. »Ich vergesse es immer wieder.«
    »Heute sind wir die Teppichreiniger«, sagte John. »Gestern oder vorgestern vielleicht, waren wir Special Agent Tighe und Special Agent Yarn vom FBI. Ich bin Yarn, er ist Tighe.«
    Meade nickte nachdenklich. »Die Straßenfeger, was? Die mit Besen und Kehrschaufel.«
    »Eigentlich eher Aufräumer«, sagte Tighe.
    »Was wird aus mir?« fragte Meade.
    »Aus Ihnen?« sagte Yarn. »Sie sind schon tot. Die New York Times hat Ihren Nachruf gebracht.«
    »Davon habe ich gehört.«
    »Wenn Sie schon tot sind, haben Sie das Schlimmste doch bereits hinter sich«, sagte Tighe.
    »Ja, wenn Sie es so sehen, stimmt das wohl.«
    »Sie könnten einfach durch die Tür da gehen und ein neues Leben anfangen.«
    »Klingt gut.«
    »Natürlich«, sagte Yarn, »müßten wir Ihnen erst ein paar Fragen stellen.«
    »Hab nichts dagegen. Fragen Sie nur.«
    »Wir haben bemerkt, daß Sie heute mit ein paar Leuten gesprochen haben – heute vormittag«, sagte Tighe.
    »Ja, wo Sie es jetzt erwähnen, das stimmt wohl.«
    »Wer war das?«
    »Der eine sagte, sein Name wäre Haere, Draper Haere, und der andere behauptete, ein Mitch Mitchell zu sein.«
    Yarn seufzte und runzelte die Stirn. »Sehen Sie, jetzt haben wir schon einen schlechten Start.«
    »Meinen Sie, er heißt gar nicht Mitchell?«
    »Nein.«
    »Also, was Sie nicht sagen«, erwiderte Meade.
    »Wissen Sie, vielleicht erzählen Sie uns besser etwas über sich selbst, Mr. Meade.«
    »Ich soll Ihnen was über mich erzählen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Nur um sicherzugehen, daß wir es mit dem richtigen Mann zu tun haben«, sagte Tighe. »Ich meine damit folgendes: wir wollen nicht am Ende dastehen und feststellen, daß wir es mit einem Doppelgänger zu tun haben. Das sehen Sie doch ein.«
    »Klar«, sagte Meade. »Was wollen Sie denn alles von mir wissen?«
    »Geben Sie uns nur einen kurzen Überblick.«
    »Na schön. Ich wurde in Terre Haute am 19. November 1919 geboren. Mein Vater war bei der Armee, blieb nach dem Waffenstillstand dabei und brachte aus Frankreich eine französische Frau mit. Auf die Weise habe ich Französisch gelernt – von ihr, meiner Mutter. Als ich 1937 die Schule hinter mir hatte, brachte mein alter Herr mich bei der Western Union in einer Lehrstelle als Telegraphist unter. Das war er auch, Telegraphist. Dann ging ich Ende einundvierzig zur Armee, und wegen meiner Französischkenntnisse und meines Berufs kam ich dann zweiundvierzig zum OSS. Ist das der Scheiß, den Sie wissen wollen?«
    »Genau«, sagte Yarn.
    »Nach dem Krieg habe ich für die Telegraphistengewerkschaft gearbeitet, erst als Organisator, später als Sekretär, bis sich das FBI bei mir meldete und ich anfing, für sie zu arbeiten.« Er machte eine Pause.
    »Verdeckt, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Sie haben beim Bureau verschiedene Decknamen geführt, oder nicht?«
    »Vier oder fünf.«
    »Und weiter?«
    »Dann arbeitete ich für Air America, als Einsatzplaner.«
    »Die Geheimdienstlinie«, sagte Tighe.
    Meade nickte. »Für die habe ich ein paar ganz schön schräge Sachen gedreht, und dann schickten sie mich nach Vientiane, um noch ein paar schräge Sachen zu drehen.

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