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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Flüge nach China …, solche Sachen.«
    »Aber nach China sind Sie nicht gekommen, oder doch?«
    »Ich bin das eine oder andere Mal hingeflogen – Rundflüge, verstehen Sie.«
    »Und haben da vielleicht ein paar Leute abgesetzt?« fragte Tighe.
    »Vielleicht.«
    »Und was dann?«
    »Dann bin ich ausgestiegen und habe meine eigenen Geschäfte gemacht.«
    »Wo?«
    »Hongkong, Djakarta, Bangkok, überall da in der Gegend.«
    »Singapur?« fragte Tighe.
    »Ja, sicher. Auch Singapur.«
    »Und da sind Sie unserem gemeinsamen Freund begegnet?« fragte Yarn.
    »Wem?«
    »Bobby Maneras.«
    »Oh, ja. Dem.«
    »Der arme Bobby«, sagte Yarn.
    »Warum arm?« fragte Meade.
    »Nicht arm, wenn Sie Geld meinen«, sagte Tighe, »aber arm im – wie soll ich das nennen? Im zeitlichen Sinn, vielleicht. Sie kennen doch Boy Howdys Bar in Manila?«
    »Ja«, sagte Meade, »ich bin ein- oder zweimal drin gewesen.«
    »Nun ja«, sagte Tighe, »der arme Bobby war da auch drin und hat ein Glas getrunken oder zwei oder drei. Dann ging er, kam irgendwie vom Bürgersteig ab, wurde dabei von einem großen schweren Lastwagen erfaßt und überfahren. Nachher wurde behauptet, er wäre, na ja, Sie wissen schon, betrunken gewesen. Der arme Bobby.«
    In diesem Augenblick wußte Meade, daß er nicht mehr lange zu leben hatte. Fünf Minuten vielleicht, sagte er sich, höchstens zehn. Er schüttelte den Kopf über die traurige Nachricht von Bobby Maneras und sagte: »Haben Sie was dagegen, wenn ich noch eine Zigarette rauche?«
    »Keineswegs«, sagte Yarn.
    Meade ließ seine Hände diesmal absichtlich zittern, als er sich eine seiner Camels mit einem Streichholz aus der Schachtel, die er in dem Chinarestaurant eingesteckt hatte, anzündete. Er wedelte das Streichholz aus, drehte sich um und warf es auf die Feuerstelle des Kamins. Er stellte fest, daß Schüreisen und Feuerzange noch genau an der gleichen Stelle lagen, die er in Erinnerung gehabt hatte. Das schaffst du nie, dachte er, als er sich umdrehte, mit einem traurigen Lächeln nochmals den Kopf schüttelte und sagte: »Zu dumm, diese Geschichte mit Bobby.«
    »Was wir gern wissen möchten, Mr. Meade«, sagte Tighe, »was wir tatsächlich ganz genau wissen müssen, ist, wie viel von dem, was Bobby Ihnen erzählt hat, haben Sie an Draper Haere weitergegeben?«
    »Nicht viel«, antwortete er.
    »Wie viel?«
    »Eine Kostprobe, das war alles, verstehen Sie. Um sein Interesse zu wecken.«
    »Und ist Ihnen das gelungen?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Was haben Sie ihm genau gesagt?«
    »Ich hab erwähnt, daß da unten ein kleiner Privatkrieg stattgefunden hat.«
    »Da unten?« sagte Tighe. »Meinen Sie damit Tucamondo?«
    »Ich habe ihm nicht gesagt, wo.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich bin sicher. Verdammt, wenn ich ihm gesagt hätte, wo, könnte er selbst dorthin fahren und alles ausgraben – oder Mitch, oder wie er sonst heißt, hinschicken.«
    »Mitch«, sagte Tighe. »Beinahe hätte ich Mitch vergessen.« Er machte eine Pause. »Wissen Sie, wie Mitch in Wirklichkeit heißt?«
    »Wie?«
    »Morgan Citron. Verstehen Sie? Citron – wie die Lady, der dieses Haus gehört.«
    »Ach du lieber Gott«, sagte Meade mit trauriger Stimme und wandte sich ab, um seine Zigarettenasche in den Kamin zu schnippen. Statt dessen aber warf er die Zigarette selbst fort, packte das Schüreisen, sagte sich noch mal, daß er es niemals schaffen könnte, und fuhr wieder herum, nur um festzustellen, daß jetzt ein Sofakissen über Tighes Waffe lag, die Meade in Gedanken als Schreckschußpistole bezeichnet hatte, eine Browning Automatic Kaliber .25. Keine Chance, erkannte Meade, als er sich trotzdem rasch aufrichtete und mit dem Schüreisen zum Schlag ausholte.
    Tighe schoß ihm zweimal in die Brust. Die Schüsse der kleinkalibrigen Waffe wurden durch das Kissen gedämpft. Meade ließ das Schüreisen sinken und blickte auf die Zwillingstreffer in seiner Brust hinunter. Mit einiger Überraschung erkannte er, daß er es nie wirklich zu etwas hätte bringen können, und tröstete sich mit dem Gedanken, daß er auch nie wirklich alt werden würde. Man kann nicht alt werden, wenn man es nicht zu was gebracht hat, sagte er sich, und du wirst weder das eine noch das andere tun.
    Er blickte zu Tighe und Yarn auf, die ihn neugierig betrachteten und darauf warteten, daß er fallen würde. »Diese gottverdammte Gladys«, sagte Meade, trat einen Schritt zurück und sank auf den Ohrensessel. Er hustete einmal, atmete noch dreimal

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